Ein Blog zum Thema Malerei und meinen Motorradreisen.

(Meine Bilder findet Ihr am Ende der Seite)

Motorrad-Norwegen: Preikestolen, Kjerag, Trolltunga, Lofoten ... 2014


Einer der glücklichsten Momente im Leben eines Menschen ist, so denke ich, der Beginn einer Reise in ein unbekanntes Land.
Hat man erst einmal die Fesseln der Routine, der Gewohnheit, den Mantel vieler Sorgen und die Plackerei des Alltages abgeschüttelt, 
fühlt man sich auf einmal glücklich.
Das Blut pulsiert wie in der Kindheit... ein Gefühl 
wie an einem frischen Morgen des Lebens.
( Sir Richard Burton)


Wie ist die Seite gegliedert? Erst findet Ihr die Planung, die zwischen Ende 2012 und Juni 2014 stattgefunden hat, dann eine kurze Zusammenfassung der erlebten Reise und anschließend die ausführliche Version des Tourtagebuchs mit Fotos, Informationen, Fazit, Routen, Empfehlungen und so weiter.

Planungen für 2014 

Ich weiß, ich weiß, 2013 hat gerade erst begonnen und ich hatte mir fest vorgenommen die nächste Tour frühestens drei Monate vor Abfahrt zu planen, damit ich nicht ewig auf heißen Kohlen sitze. Aber nach so einer Tour kommt die Glut ganz von alleine unter den Hintern, auch wenn dieses Jahr leider keine Tour drin ist...also schwelge ich jetzt schon seit einiger Zeit in neuen Urlaubsträumereien und dachte mir, ich lasse Euch daran teilhaben, da sie sich wirklich sehen lassen können (was Träume nunmal naturgemäß so an sich haben). Vielleicht kann ich ja den ein oder anderen durch die Fotos überzeugen sich selbst aufzumachen oder Ihr habt ein ähnliches Erlebnis schon hinter Euch - so oder so bin ich dankbar für Empfehlungen, Tipps und Ratschläge bezüglich meiner neuen Route.

Preikestolen

Zunächst einmal wäre da Preikestolen am Lysefjord, nahe der recht großen Stadt Stavanger im Westen Südnorwegens. Man kann sich vorne auf die Felskanzel stellen und 604 Meter hinab in den Abgrund und über die gesamte Fjordlandschaft schauen...das muß traumhaft sein!
Man hat vom Parkplatz (Preikestolhytta) am letzten befahrbaren Punkt einen ungefähr zweistündigen mitunter anspruchsvollen Anstieg hinter sich zu bringen (ACHTUNG - da sind sich die User wohl nicht einig - es gibt auch die Aussagen von einer Stunde ohne jede Anstrengung). Es wird zu geeignetem Schuhwerk und ausreichender Kondition geraten...Schuhverkäufer gibt es ja zuhauf...aber ein ckchen "ausreichende Kondition" wird wohl nicht so einfach zu beschaffen sein.



Kjerag

Nur 131 Fahrkilometer und circa drei Stunden östlich von Preikestolen findet sich der Kjaeragbolten, ein felsiges Ei, das 1000 Meter über dem Lysefjord quasi eine natürlich Brücke zwischen zwei Felsen bildet. Auch hier sind gewiß geniale Fotos möglich.
Vom Resaurant Øygardstølen dauert die Wanderung grob zweieinhalb Stunden und führt, wie auch beim Preikestolen, zum Teil durch anstrengendes, morastiges Terrain.



Trolltunga

Vom Preikestolen aus vier Stunden und 211 Kilometer weiter gen Norden gelegen. Die sogenannte Trollzunge ragt in 700 Meter Höhe über dem See Ringedalsvatnet aus der Landschaft heraus. Sie ist am Ende nur wenige Zentimeter stark, doch trotzdem begehbar. Bestimmt ein erhebendes Gefühl: Einfach mal Füße und Seele gleichermaßen baumeln lassen und die atemberaubende Aussicht über den Folgefonna-Nationalpark ihren Dienst verrichten lassen.
Die Route beginnt im Skjeggeda-Tal und dauert beachtliche 4-5 Stunden (yep, nur der Hinweg!). 

Allein der tollen Fotos wegen, die man an solchen Punkten von sich machen möchte, ist es ratsam einen Fotografen mitzunehmen...da trifft es sich gut, daß mein Mann überlegt diese drei Highlights mit mir zu bereisen. Er hat mittlerweile eine Bandit S zur Verfügung, die aber gerade ebenso unkooperativ ist, wie meine GS 500 E damals....wir werden sehen. Ich habe ja nun ein mein neues ...naja "Schmuckstück" trifft es nun bei dem Aussehen nicht ganz...sagen wir lieber mein neues Schätzchen als hoffentlich treues Gefährt. 
Außerdem begleitet uns Marc, wie auf der Seite "Aktuelles" bereits beschrieben zu den oben genannten Zielen und vor allem meinen Mann auch wieder mit zurück...zwei Sorgen weniger und definitiv mehr Spaß sind also garantiert =)

Die vage Planung sieht bis jetzt einen kleinen Aufenthalt in einer gemütlichen Hütte vor, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Michael und Marc würden dann das kurze Stück nach Stavanger fahren und von dort aus die Fähre nach Hirtshals nehmen, womit sie recht schnell wieder daheim wären. 

Lofoten

Für mich ginge es dann teilweise über die E6, teilweise über kleinere Straßen, die schön sein sollen (ähnlich wie die eben Erwähnten) bis nach Bodo, einer norwegischen Küstenstadt, von der aus man mit der Fähre nach Moskenes am südlichen Ende der Lofoten übersetzen kann. Dort würde ich auf der E10 über die kompletten Lofoten zurück zur E6 tingeln...und mal ehrlich, wenn man bei GoogleBilder "Lofoten" eingibt, ist ein Foto schöner als das andere... also schaut mal selber - das hier ist nur eines von vielen, wobei die Lofoten ganz unterschiedliche Gesichter zu haben scheinen, die es sich gewiß zu sehen lohnt.


Adlerstraße, Trollstigen und Atlantikstraße

Die Norweger immer mit ihren Trollen...
Die Adlerstraße ist das Stück der Reichsstraße 63 zwischen Geiranger und Geirangerfjord. Weiter Richtung Norden bildet die 63 dann die sogenannte Trollsteige. Beides einfach nur schöne Serpentinenfahrten. Allerdings sehe ich der Befahrung dieser Touristenmagnete doch sehr gespalten entgegen. Das kann mit dem Motorrad doch gar keinen Spaß machen, wenn man ständig überlegen muß, ob man das x-te Wohnmobil und die dahinter aufgereihten Autofahrer jetzt noch irgendwie vor der Kurve überholen kann, damit die dann doch noch Endorphine verspricht. Mal sehen...



Die Atlantikstraße ist die Reichsstraße 64 und verbindet Molde auf beeindruckend elegante Weise mit Kristiansund. Das Befahren ist vermutlich nicht der Höhepunkt des Ganzen, sondern eher die Aussicht und der Respekt vor der geleisteten architektonischen Handwerkskunst.

 
Doch bei all den schönen Fotos möchte ich diesmal doch nicht den Fehler begehen, mir ein festes Ziel als MUß zu stecken. Ich glaube das hat beim letzten Mal verhindert, den Weg als Ziel zu sehen und genießen zu können. Ich sammel einfach noch ein Jahr Eindrücke und Anregungen aus dem Netz (oder auch gerne von Euch!), fahre irgendwann los und werde mich dann unterwegs entscheiden, was ich mitnehmen und was ich links liegen lassen möchte.

JETZT GEHT ES LOS !!!

Das Tagebuch ist letztlich sehr umfassend geschrieben. Es sind nützliche Informationen über Zeltplätze, Fährpreise und andere Gegebenheiten enthalten. Dazu persönlich gehaltene Erlebnisberichte. Für die, die das nicht alles lesen möchten, gibt es hier auch eine Kurzversion der wichtigsten Erlebnisse (Fotos sind meist nur im ausführlichen Tagebuch zu finden). Am Ende des  Tourtagebuchs sind nochmal kurze Empfehlungen zu verschiedenen Themen zu finden, die auch für Wenig-Leser interessant sein dürften:

Preikestolen 
Eine 604 Meter hohe Steilklippe, auf der man stehen kann und Blick über den Lysefjord hat. Tolle Aussicht. 90 Minuten hoch, 60 Minuten runter. Auch untrainiert machbar. Startadresse: Preikestolvegen. Parkgebühr 30 NOK/Motorrad.



Kjeragbolten
Das ist ein 5 m³ großer Monolith, der in einer Felsspalte 1.000 Meter über dem Lysefjord eingeklemmt ist. Man findet den Parkplatz, wenn man nach Lysebotn fährt oder Oygardstolen sucht. Parkplatz für einen Tag und eine Nacht  50 NOK/Motorrad. Coole Fotos möglich. Deutlich anstrengender als Preikestolen - 2 Stunden und 45 Minuten hoch, 2,5 Stunden runter. In untrainiertem Zustand sicher keine Leichtigkeit....um genau zu sein, auch in trainiertem Zustand nicht :-o bin wohl nicht mehr die Jüngste ;-P. ACHTUNG - SONNENMILCH MITNEHMEN. Wasser kann man unterwegs auffüllen.



Trolltunga
Eine zehn Meter lange Felszunge, die rund 700 Meter über dem künstlichen Stausee Ringedalsvatnet in die Luft ragt. Was für eine Aussicht, was für Fotos! Nichts für Untrainierte! 4 Stunden und 40 Minuten hoch, 4 Stunden und 25 Minuten runter. ACHTUNG - SONNENMILCH MITNEHMEN. Wasser kann man unterwegs auffüllen.



Adlerstraße und Trollstigen
Schön zu fahrende Reichsstraße 63 - meiner Meinung nach. Wer allerdings bei Haarnadelkurven ins Wackeln kommt und sich nicht traut in den Serpentinen die Wohnmobile und sonstigen kriechenden Touristen zu überholen, sollte sich vielleicht besser andere schöne Straßen suchen, die es in Norwegen zur genüge gibt.

Atlantikstraße
Schönes Küstenpanorama, interessante Architektur der Brücken, weil quasi im Wasser gebaut - von Inselchen zu Inselchen. 


Lofoten
Der berühmteste Strand ist der Hauklandstrand. Es ist kalt und doch sieht das Wasser aus als stünde man in der Karibik....irgendwie surreal. Es gibt viele Hütten (sie heißen hier aber nicht Cabin oder Hytta, sondern Rorbuer), bei denen man besser zur Tageszeit ankommen sollte, da die Schlüssel nicht immer, wie in Norwegen so oft üblich, zur Selbstbedienung ausgelegt sind.

Lofotr - Vikingermuseum
Es steht in der Ausgrabungsstadt Borg. 160 NOK für interessante zwei bis drei Stunden. Man kann einen Nachbau einer alten Eisenhütte sehen, sowie den eines kleinen Vikingerschiffs, mit dem die Besucher rudern können. Die Führung durch die drei innerern Ausstellungsräume läuft über einen Audioguide (Kopfhörer) in der gewünschten Sprache. 


MagicIce - Eismuseum
Die Location in Svolvaer soll nicht so gut sein, wie die in Oslo, doch da war ich nicht. Für 110 NOK bekommt man ungefähr 20 Minuten Eisskulpturen, -mauern und -bar in schummrig kuscheligem Licht. Ich fand es trotz der Kürze sehr hübsch.

Sognefjord
Der einzige Fjord der Welt, in dem Wale schwimmen. Zugegeben es sind nur kleine Wale von der Größe eines Delfins ungefähr...aber Wale eben. Der Fjord macht einen majestätischen Eindruck - sehr schön.


Geirangerfjord
Meiner Meinung nach der Anmutigste von allen Fjorden. In Geiranger boomt die Tourismusindustrie - viele Hotels, Hütten, Schifffahrten und was das Herz begehrt.

Hardangerfjord
Weiter im Süden, damit leichter zu erreichen und ebenfalls eine Reise wert, vor allem mit den schönen Kurven entlang der Küste.

Nun folgt das ausführliche Tagebuch. Im Anschluß daran findet man auch meine Route anhand der Tankstopps, sowie nützliche Hinweise und Erfahrungen zu Land und Material. Bei Zeitmangel also ganz unten weiterlesen.

4. Juni  2014 - Mal biste der Hund, mal biste der Baum

Jetzt heißt es noch vier Stunden arbeiten bis es dann um circa ein Uhr los geht. Und da ich dieses Jahr schon viel zu oft irgendwelche Laub- und Nadelhölzer gemimt habe, werde ich ab heute entschieden den Hund geben...aber nicht irgendeinen - Chihuahua, Mops oder so! Neee, das gibt hier fünf Wochen lang Rottweiler, Deutsche Dogge oder groooßer Großer Schweizer =) Also viel Freude beim Lesen!

Das "Erste 100 Kilometer Paradoxon"

Ich muss das jetzt mal erzählen, weil ich es irgendwie lustig finde: Fährt man im Ruhrgebiet los, um in Norwegen zu landen, hat man für gewöhnlich mehrere hundert Kilometer öde Autobahn vor sich...unschön zu fahren. Dann hat es heute auch noch aus Kübeln geschüttet und mal gehagelt.... in alter Manier hatte ich natürlich die falschen Sachen an. Denn 2012 waren meine Membranklamotten mehrere Stunden dicht. Da dachte ich mir "Nää, die fiesen Gummisachen brauchste noch nicht!" Denkste! Nach 20 Kilometern alles pitschenass - Hände, Arme, Beine, Füße, Nacken...Aaalles! Somit denkbar schlechte Bedingungen...und doch: Hätte man mich ohne Helm gesehen, hätte man mich vermutlich sofort eingewiesen, wegen meines bedingungslosen, extrem breiten Grinsens auf den ersten 100 Kilometern. Ist das einfach der Zauber des Beginns einer Tour? Jedenfalls war das 2012 in brütender Hitze, im Stau, mit schlechter Sitzbank und so weiter das Gleiche...einfach schööön! Und weil ich so rundum guter Laune bin, kommt jetzt wohl das mit Abstand lustigste Foto der gesamten Tour - der Beweis, dass mindestens ein Rentner mitfährt, obwohl wir alle unter 40 sind :-D!


5. Juni 2014 Die Nacht in Steffis und Bennys Wohnung war ein Traum zum Start in eine lange Etappe wie heute. 

Wieder nur Autobahn, wieder Wasser, Wasser, Wasser allerorten. Letzlich stand das Wasser in meinem Tankrucksack fünf Zentimeter hoch. Nicht zuletzt weil meine und Marcs Maschine den Tankrucksack von unten - der nicht regendichten Seite - unter Dauerbeschuß mit aufgeschleudertem Regenwasser vom Vorderrad setzen. Meine Gummikleidung war dicht, doch durch die Handschuhe sickert das Wasser bereits nach fünf Minuten des Regens durch, sodass ich die Arme bis zum Ellbogen nass hatte. Womit ich immer noch besser dran war, als die Jungs, die auch am Körper überall nasse Stellen hatten. Unsere
Mittagspause machten wir auf einem Rastplatz, auf dem uns das ausgedehnte Unwetter einholte, als das Wasser für unser Kartoffelpüree gerade kochte. Da rief uns ein netter LKWfahrer zu sich her und machte uns mal eben flux die Ladefläche seines 40Tonners auf, damit wir im Trockenen essen konnten...lieb, gell!

686 km 9'30" mit circa einer Stunde Wartezeit am Strand vor der Fähre 

6. Juni 2014 Heute gibt's fünf Sterne für den Tourguide!

Das Wetter heute war eine Wonne. Wir sind kurz nach sieben in Stavanger vom Schiff, ein kurzes Stück bis Lauvvik gefahren, mit einer kleinen 10- Minuten-Fähre bis Oanes (47 NOK) und mit Navi dann zum Preikestolvegen, die Strasse auf der der Ausgangsparkplatz für die Kanzel liegt (30 NOK). Nach den ersten 1000 Metern Wanderung war ich dermaßen desillusioniert, dass ich gern abgebrochen hätte. Ich hatte mich für die Trainierteste von uns Dreien gehalten und sah weeeesentlich unentspannter aus, als die Jungs =[. Danach wurde es deutlich besser und man dachte sich: " Joaaa, so kann's weitergehen, das ist zu schaffen." Bis dann wieder schwierigere Abschnitte kamen. Doch mit jedem Mal will man noch weniger abbrechen, weil dann ja alles umsonst gewesen wäre...und überhaupt - ICH WOLLTE DA HOCH!!! Oben angekommen (90 Minuten): Ein Traum!!! In alle Richtungen - horizontal 360 Grad, dazu oben die Sonne und unten jeweils Schluchten oder der Fjord *schwääärm*.
(Kleiner Tipp: Nur einen Liter Wasser mitnehmen, da man unterwegs an kleinen Seen auffüllen kann. Auf keinen Fall mittags von Südost zur Fähre nach Preikestolen fahren - da hätte man gestern Stunden angestanden.)
Unten wieder angekommen, rauf auf die Moppeds und den Weg zurück, über die kleine Fähre, dann Richtung Sandnes und später Lysebotn eingegeben. Macht man das jedoch zu früh, wird man nach Lauvvik zur Fähre direkt nach Lysebotn geleitet (zumindest bei meinem Navi)...das Geld wollten wir sparen und die Strassen waren genial. Womit wir zur Überschrift kommen: Marc ist vorgefahren und hat ein wenig dran gezogen, als die Kurven was hergaben... =) Dankeee! Wie gesagt *****
Und dann haben wir unseren Zeltplatz für die Nacht gefunden - wieder perfekt. Die Sonne scheint uns grad auf's Dach, morgen können wir vor allen anderen los und bezahlen müssen wir nur den Parkplatz vom Wanderausgangspunkt zum Kjerag (50 NOK / Person + Motorrad). Allerdings sind wir auf 640 Höhenmetern - es könnte kalt werden. Auf der Fahrt hierher lang teilweise sieben, acht Meter hoch der Schnee. Momentan ist es jedoch so warm, dass sich keiner in den Schlafsack legt. Alles in allem ein absolut genialer Tag...man muss auch mal Glück haben, gell=)

200 km 3'00" Eine muss man circa von Stavanger bis Preikestolen rechnen - den Rest für Preikestolen bis Parkplatz Kjerag.

7. Juni 2014 Sonnenstich(e), Muskelzerrung, Nasennebenhöhlenentzündung, Grell...aber sonst alles supi!

Heute galt es also Kjerag zu bezwingen. Man sagt 2,5 Stunden hin und 2,5 Stunden zurück. Wir haben sechs Stunden und 15 Minuten gebraucht, glaube ich, wovon eine Stunde Pause am Kjeragbolten selbst war. Auch wenn uns allen Dreien ordentlich die Pumpe ging, war ich doch wieder die Lusche vom Dienst und von dem Umstand nicht mit den Jungs mithalten zu können, sondern sie immer einzubremsen reichlich genervt. Und das obwohl sie beide ordentlich zu knabbern hatten. Marc konnte sich aufgrund einer Muskelzerrung oft nur humpelnd und unter Schmerzen bewegen. Michael hat seit Tagen extrem starke Kopfschmerzen, weil die Nebenhöhlen wiedermal vereitert sind. Auch wenn wir uns also alle abschnittsweise angehört haben, als seien wir dicke, alte Männer die man zum Besteigen des Mount Everest zwingt, so bin ich doch stolz, dass wir das Ding gerockt haben.



(Kleiner Tipp: Nur einen Liter Wasser mitnehmen, da man unterwegs an kleinen Seen auffüllen kann. Allerdings bitte UNBEDINGT starke Sonnenmilch verwenden!)
Die Jungs haben sich extrem verbrannt und hatten abends Schüttelfrost. Also bin ich nachdem wir einen Zeltplatz erwählt hatten nochmal los - auf der Suche nach einem Laden der Samstagabend noch geöffnet hat, bin ich von einem Dorf zum anderen geschickt worden. Im 60 Kilometer entfernten Algard gab es dann auch viele große Läden...alle zu - Feiertag. Die Tankstelle war offen, doch meine Einkaufsliste : Bier, Sunblocker und After Sun Lotion konnte ich kaum erfüllen. Denn Tankstellen in Norwegen verkaufen kaum Pflegeprodukte und kein Bier :-o ...ebenso wie Pizzerien ...häää?!? Auch alle Apotheken waren zu und so kam ich mit einer mageren Ausbeute von schwacher Sonnenmilch und einer Flasche Cola nach cicra zwei Stunden zurück zu den geschlauchten Jungs. Dann sind wir alle in Thermounterwäsche und ich mit einigen zusätzlichen Schichten in die Heia. Denn obwohl wir nicht höher waren als in der Vornacht, war uns allen bitterkalt...Sonnenstich vielleicht. Jedenfalls wieder ein tolles Panorama und granaten Wetter. Morgen machen wird nicht wie geplant Trolltunga, sondern einfach nur Moppedfahren =) durch diese Landschaft!


Ich alleine morgens eine Stunde und abends zwei Stunden. Zu dritt nochmal circa 129 km in einer Stunde

8. Juni 2014 Kein Preikestolen, kein Kjerag, keine Trolltunga...einfach nur Erholung =)

Wir sind heute recht wenig gefahren, doch die Straßen waren schön...nur zu dicht befahren für meinen Geschmack. Nachdem wir lange an einem wunderschönen Fjord vorbeigefahren sind, haben wir wieder ein sehr heimeliges Plätzchen gefunden, wo wir unsere Zelte schon vor fünf aufgeschlagen haben.
Bitte entschuldigt, dass ich so selten poste - bis jetzt war ich entweder zu k.o., wir hatten keine Zeit zum langen Pausieren oder ich kam nicht auf die Internetseite, obwohl mein Handy guten Empfang anzeigte. Weiter oben wird es gewiss nicht besser ...also seid bitte geduldig mit mir. 

Tag 5 endet mit 153 km ~4'00"
Die Gesamtstrecke bis jetzt beläuft sich somit auf 1566 Kilometer.

9. Juni. 2014 :-o ...noch mehr Erholung?!

Wir sind heute wieder nur sehr weing gefahren. Von einem Plätzchen auf dem abgemähten Feld an einem Fluß zu einem stillgelegten Grillplatz mit uneinsehbarer Schotterfläche zwischen einem reißenden Strom und einem plätschernden Bach. Wie die letzten Tage auch optimal zum Baden, Waschen und Ausruhen. Heute war das Wasser 13 Grad und damit schon fast warm. Schade dass ich gestern nicht gemessen habe - da war es nämlich deutlich kälter...hatte mich schon interessiert. Immer wieder sieht man hier nette Wasserfälle - oft nebst erscheinendem Regenbogen.


Außerdem haben wir eben beim Angeln drei Fische gefangen, die vorzüglich geschmeckt haben! Morgen macht Michael Pause und Marc und ich suchen Feldwege oder Schotterpisten für etwas mehr Spaaaß =)

166 km 5'30"








10. Juni 2014 Abwechslung muss sein: Nähen um 4:15 Uhr und Moos-Matsch-Dusche beim Offroadausflug

Schon an Tag Zwei hatte es sowohl meine Membranhose als auch meine Regenhose dahingerafft...geschmolzen. Die Abgasführung ist linksseitig ... sagen wir mal ... eher suboptimal. Dummerweise musste ich meine Hosen drei Nummern größer nehmen, damit sie von der Länge her passen. Daher sind sie beide sehr weit...wenn dann der Wind von der Seite reinbläst, hängt alles am heißen Rohr. Ganz zu schweigen davon, dass man sich auch mal hinstellen können muss, ohne gleich gebraten zu werden.  Meine Regenhose habe ich mal fotografiert ... das war also nicht nur ein kleines Löchlein, sondern für eine potentiell regenreiche, kalte Tour ein echtes Problem. Polo und Louis gibt's hier nicht mal eben. Also was tun? Ich hatte schon am Vorabend das dumpfe Gefühl morgens wieder nicht lange schlafen zu können und legte mir alles bereit, um lautlos während Michael noch schläft zu basteln, was ich mir überlegt hatte:  Topflappen aus hitzebeständigem Silikon mit dünnem Draht, den ich mit hatte, aneinander "nähen":-D!
Dann noch mit Klettbändern, die ich ebenfalls für Notfälle eingepackt hatte, "vernähen" und fertig ist der äußerst kleidsame Wadenhitzeschutz. Danach mal aufgebockt und Marc gucken lassen, ob auch im Stand das Ding an der richtigen Stelle schützt. Supi, alles gut. Ich stütze mich freudig in den Lenker, um sie runter zu bekommen, lass mich wie gewohnt in den Sitz fallen und die Füße eigentlich auf den Boden...bleibe mit den Topflappen am Motorrad hängen, reiße es damit nach links, komme aber beim Versuch die Maschine mit dem Bein aufzufangen nicht schnell genug los und mit dem Fuß nicht auf den Boden ... *rrrummmmms* MEIN ARMES MOPPED!!! Schramme auf dem linken Griffprotektor =[. Beim Aufheben war ich dann glücklich ein leichtes Motorrad gewählt zu haben.

Nun die andere Geschichte: Ich wollte mit Marc Offroadpassagen suchen...bin ich noch nie gefahren, habe aber doch Stollenreifen! Also her damit =) ! Gesagt, getan, Marc fährt in einen huckeligen Waldhang vor, ich halte wohlweißlich Abstand, um eventuell aufgeschleuderten Schlamm nicht abzubekommen. Doch irgendwann ist der weiche Boden so tief, dass ich Angst habe mich festzufahren, wenn ich noch weniger Gas gebe. Abgesehen davon muss ich zugeben, war ich kognitiv damit ausgelastet mein Motorrad im morastigen, nicht wirklich einzuschätzenden Terrain bergauf zu bewegen. Ich weiß, das ist für die Enduristen unter Euch nur Kindergarten. Für mich waren das gleich mal ein paar spaßige Endorphine =). Doch der Preis war eine vollgeschlammte xCountry, und ein Schoß voll Dreck, Moss und Modder...sehr amüsant! Nach ein paar erfolglosen Abstechern in Wege, die dann doch gesperrt waren, fanden wir einen sehr steilen circa zwei Meter breiten (schmalen !!!) Schotterweg in Serpentinenform. Drei Viertel der ersten Geraden kam ich irgendwie recht gut hoch. Doch dann kam ich in Schräglage in diesem abartigen Hang mit einem Gefälle von um die 30%. Dabei zentimeterdick nur Sand, Splitt, große und kleine Steine. Ich rutschte mit dem Bein ständig weg und das Motorrad trotz Bremse beständig rückwärts Richtung Steilhang. Irgendwann musste ich mich entscheiden, ob ich mein Mopped rückwärts den Hang runter verabschiede oder sie auf dem Weg fallen lasse, um eben das zu vermeiden.
Sowohl die BMW als auch ich leben noch, also habe ich mich, wie Ihr Euch denken könnt für die zweite Variante entschieden. Marc hat seine Maschine in dem kleinen Plateau der Kurve abgestellt und mir dann geholfen sie an dieser äußerst ungünstigen Stelle wieder aufzurichten. Doch die letzten Meter bis zur Spitzkehre, waren so peinlich, dass Marc den nächsten Hang danach alleine gefahren ist. Ich bin zu Fuß kaum hoch gekommen, weil der Untergrund so extrem lose war. Von bergrunter haben wir Videos, doch es kommt nicht so heftig rüber, wie es mir als Anfänger vorkam.
Schlußendlich war ich schweißgebadet (vielleicht auch wegen all der Thermosachen , die ich noch anhatte :-D) und dementsprechend glücklich hier am Fluß baden gehen zu können. Bei 9,7 Grad hat es jedoch nur für Duschgel und Shampoo gereicht...Spülung musste wegen Vereisung gecancelt werden.

11. Juni 2014 Ein schwarzer, schwarzer Tag

Wir hatten uns gestern aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden, die Trolltunga zu besteigen. Danach hatte ich aufgrund mangelnder Internetverbindung Sascha als Wetterfrosch missbraucht. Es sollte ab 11 Uhr tagelang mehr oder weniger durchregnen. Desweiteren war auf der eigentlich geplanten Freitagabendfähre für die Jungs  nur noch eine Deluxesuite frei, statt einer günstigen Innenkabine. Marc gefiel auch die Aussicht noch einen Tag mehr mit seiner Familie zu haben, bevor er wieder arbeiten geht. Also buchten die Zwei die Fähre für Donnerstagabend und hatten so gute Laune, dass sie zwischenzeitlich ein Tänzchen auf's Parkett legten. Als wir circa sechs Stunden gefahren waren, hielten wir in Voss an einer Tankstelle an, um uns nach einer letzten Schlafmöglichkeit umzuschauen und was zu snacken. Doch grad mal fünf Meter vorher ging Marcs Suzuki aus. Nach dem Essen sagte er noch, in 78 Kilometern müssten wir anhalten, um ein Foto von seinem 100.000. Kilometer zu machen...er ist wirklich mit einem alten Schätzchen unterwegs. Doch sie wollte nicht mehr anspringen. Er baute sie auseinander (ist ja selbst Meister), aber am Ende war nichts zu machen. Der ADAC sagt eine Werkstatt muss diagnostizieren, dass sie binnen zwei Tagen irreparable, aber kein wirtschaftlicher Totalschaden ist...was ja sich bei so einer alten Mühle schonmal schwierig gestaltet. Somit wurde sie zur Werkstatt geschleppt. Ich hatte derweil eine Hütte gesucht, damit wir bei dem Dauerregen und der schlechten Laune nicht auch noch zelten müssen. Danach bin ich ohne Gepäck zur Werkstatt, die übrigens schon Feierabend hatte und nur das Motorrad weggeschlossen hatte, und wir haben die Jungs und einen Teil des Gepäcks zur Hütte gebracht. Bis jetzt sieht es so aus als käme Marc auf Kosten des ADAC zwar nach Hause, doch nur mit einem Teil seines Gepäcks und ohne Motorrad. Einen Leihwagen bekommt er nicht (ohne dass er den über 1000€ Euro teuren Rücktransport bezahlt), sondern nur einen Flug von Bergen nach Düsseldorf. Stornieren können wir die Fähre auch nicht mehr. Wir müssen jetzt schauen wie wir Marc und so viel Gepäck wie möglich zum Flughafen bekommen und wie er von Düsseldorf heimkommt, was das mit Abstand geringste Problem ist.
Das war eine so geniaaale Tour...jeden Tag haben wir mehrmals gesagt, wieviel Glück wir doch haben - mit den Straßen, dem Wetter, den Übernachtungsplätzen und den atemberaubenden Aussichten alle zwei Kilometer...und jetzt ist alles dahin. Mein Herz blutet grad so sehr mit dem armen Marc, dass ich am liebsten mit den Beiden die Tour abbrechen würde. Ich weiß auch nicht warum - als Zeichen der Empathie oder um emotionale Stützarbeit zu leisten...um irgendwie zu helfen eben. Doch eigentlich ist das nur zwecklose Gefühlsduselei - es macht die Suzuki nicht wieder ganz und Marc nicht glücklicher. Also fahr ich weiter. Ich lasse mein Gepäck in der verschlossenen Hütte, die ich einen Tag länger buche, fahre Marc um acht zur Werkstatt, um darauf zu warten, dass sie die Sache für hoffnungslos erklären. Dann muss Marc entscheiden, ob er das Motorrad hier abstoßen will, es per Fracht nach Hause schickt (um die 1000€) oder später mit Michael und Anhänger nochmal 20 Stunden herfährt, um es zu holen (und nochmal 20 Stunden zurück), was an Sprit- und Fährkosten ebenfalls nicht billig ist. Schwierige Frage, da das Motorrad an sich nicht das Wertvollste ist, doch zum Verschrotten ist es auch zu schade. In Norwegen gibt es jedoch nicht so einfache Möglichkeiten sein Gefährt an jemandem zu verkaufen, der es lukrativ ausschlachten oder reparieren möchte. Wir werden sehen...

228.6 km 6'30"

12. Juni 2014 Hoffen und Bangen

Ich sitze seit halb neun ungefähr neben der Hebebühne und schaue dem Mechaniker und Marc zu, wie sie auf Fehlersuche gehen. Es ist ein ständiges Hin-und-Her zwischen "alles ist verloren", "ahh, doch ein Hoffnungsschimmer" und "nee, das war es leider auch nicht". Der arme Kerl tut mir sooo leid...mal verlierste und mal gewinnen die Anderen =(
Michael ist noch in der Hütte. Er ist ebenfalls arm dran: Migräne, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit...macht sich alles nicht gut beim Motorradfahren. Um spätestens 13.00 Uhr muss er los, um pünktlich in Stavanger an der Fähre zu sein. Eigentlich war geplant, dass wir Marc gemeinsam nach Bergen fahren - ich mit Marcs Koffern und Marc selbst; Michael mit Marcs Rucksack und Gepäckrolle, die Marc mit ins Flugzeug nimmt und Michaels eigenem Gepäck natürlich, das dann weiter mit ihm fährt.
Es ist jetzt 10.30 Uhr. Wir haben also noch gut zwei Stunden bis es knapp wird.
Update:
Wir hatten abgecheckt was die Rückreise und die Motorradrückführung kosten würde und das alles überstieg den Wert der Maschine bei Weitem, da es ja dann immer noch nur ein undefinierbar reparaturbedürftiges Motorrad gewesen wäre... also war das keine wirkliche Option. Doch es bestanden auch keine realistischen Aussichten einen Käufer zu finden. In Deutschland, ja...da gibt es Leute die diese Maschine fahren und dankbar für Ersatzteile sind, die sie nicht teuer und mit monatelanger Wartezeit in Japan bestellen müssen. Doch hier gibt es keine dieser Motorräder. Und wer will schon eine 24 Jahre alte Möhre haben, von der man nicht weiß, was sie hat und wenn man einen Verdacht hat, es schwierig wird, mal eben ein Ersatzteil  auszuprobieren. Also habe ich echt drum gebetet, dass wir auf wundersame Weise in den nächsten Stunden einen Abnehmer finden oder die Sache sonst irgendwie so ausgeht, dass es Marc nicht zu sehr belastet. Doch Marc hatte schon nach zwei Stunden vergeblicher Fehlersuche gefragt, ob der Mechaniker nicht an einem Kauf interessiert sei....nein, er habe schon zwei Moppeds und überhaupt...desinteressiert - verständlicherweise, denn es gestaltete sich schwierig und aussichtslos.  Nachdem ich vier Stunden neben Marc und dem Mechaniker gesessen hatte (Stundenlohn je 150€ - übernimmt der ADAC auch nicht) und die Zeit knapp wurde, ging ich mit Marcs Koffern zu meiner Maschine, um zu schauen, ob sie irgendwie passen würden. (Nein, aber was nicht passt wird passend gemacht.) Und als ich zurückkehrte hielt der Mechaniker die Hand mit folgenden Worten hin: "Sold? Vor 3500 Norwegian Crowns?" Marc zögerte kurz schweren Herzens, da er für gewöhnlich keine unwesentliche Bindung zu seinen Motorrädern hat, realisierte dann aber doch, dass das die erhoffte Lösung war und wir mehr Glück nicht haben könnten ...und ...schlug ein. 500€ ist nicht viel - die Suzuki wäre in Deutschland fahrbereit vielleicht so um die 1500€ gehandelt worden. Aber wir sind nicht in Deutschland und die Suzuki ist nicht fahrbereit. Ich glaube insgesamt ist es hart für ihn, ein Mopped so jäh zu verlieren, aber in Anbetracht der Alternativen, die hätten auf ihn zu kommen können, ist es glimpflich ausgegangen - er hat zumindest den Arbeitslohn raus, den er blechen musste. Kurz danach kam auch schon Michael. Wir hatten alles so gepackt, dass Marc, ich und sein Gepäck auf mein Motorrad passen und Michael direkt nach Stavanger durchfährt. Michael war pünktlich am Check In und wir sind nach einigen Telefonaten wegen ADAC, Flug usw. nach Bergen gefahren - im Regen natürlich. Ich habe am Flughafen noch ein bißchen auf Marcs Gepäck aufgepasst, bis er alles Nötige angemeldet hatte und bin dann wieder zurück zu der Hütte. Und ob der Tatsache, dass Marc sein Motorrad verloren hat und ich mir Sorgen um Michael mache, der morgen alleine an einem Tag 1000 Kilometer abreißen will, mutierte ich von der eigentlich gelassenen Urlaubssabine zur gernervten, dünnhäutigen Mimi. Maschine springt nicht an - nervig! Meine Handschuhe sind nicht nur nass, kalt und winddurchlässig, sondern lassen mich auch kaum noch rein, sobald sie mehr als 300 Milliliter Wasser pro Seite aufgesogen haben - nervig! Mein Handy ist zu leer, um Musik zu hören  - nervig! Meine Hände sind schon nach eineinhalb Stunden lila gefroren, obwohl sie schon Schlimmeres erlebt haben, als diesen Starkregen - nervig! Mein Navi ist unbrauchbar, weil der Ladestecker wohl in fritten ist - nervig! Mein Helm und meine Schuhe sind sickenass - nervig! An normalen Tagen wäre mir das alles schnuppe. Ich würde meine Musik im Kopf abspielen, mich über den Regen freuen, weil der alles so saftig grün und die Wasserfälle noch imposanter macht, denken "Besser frieren als schwitzen!" und mich darüber freuen, wie herzlich egal mir alle diese kleinen Widrigkeiten sind. Doch heute bin ich mit den Gedanken nur bei den Jungs und sonst ist alles dooooof!!! Ich weiß man hat selbst in der Hand wie man sich fühlt, doch momentan bin ich zu demotiviert, um um positives Denken zu ringen. Morgen geht's wieder in den Kampf - wenn Michael zuhause und Marc bei seiner Frau ist. Dann werde ich stolz sein den zweieinhalbstündigen Weg aus Bergen zu dem Kaff meiner Hütte ohne Navi gefunden zu haben. Ich werde mich über das Wetter freuen und die Kurven genießen. Heute wird geduscht, gegessen, geschlafen - Ende.

250 km 5'00"

13. Juni 2014 Sognefjord und Geirangerfjord - Ein Königreich für ein Weitwinkelobjektiv!

Ich bin heute morgen erst um 10.20 Uhr mit nassen Schuhen gestartet (:-D da ich vergessen hatte meine Schuhe an die Heizung zu stellen) und habe recht zügig einiges an Höhe gewonnen. Es ging dann ziemlich lange durch das Gebirge auf circa 1500 Metern auf und nieder. Echt frostige Angelegenheit, dabei jedoch wunderschön - meterhohe glitzernde Schneeberge, eisblaue Gletscher, türkisfarbene Flüsse - gespeist vom Schmelzwasser der Berge, die in der Sonne funkeln, wenn sie nass sind. Kurve um Kurve, unterbrochen von langen, blitzkalten, dunklen Tunneln, nach denen man sich jedes mal erneut auf das Lachen der Sonne freut...ja richtig - nach ein oder zwei Tagen (uuups...jegliches Zeitgefühl verloren) Dauerregen scheint jetzt die Sonne =). Nach dem Gebirge ging es dann kilometerlang am Sognefjord entlang.  Von Sogndal führte mich die sehr fahrenswerte 5 (schlechter Asphalt, tolle Kurven) zum Gletschermuseum, das ich allerdings nicht besuchen wollte, da ich vor Jahren schon mal hier war und bei den Preisen verneint hatte. Dann kamen unzählige Serpentinen mit Blick auf weitere Berge und schließlich den Geirangerfjord. Die Aussichten sind atemberaubend, was auf einer popeligen Smartphoneaufnahme auch nicht ansatzweise rüberkommt...leider ...man sollte das gesehen haben! Das Wasser sieht aus als würden sich tiefdunkler Ozean und türkisblaues Karibikwasser umarmen und doch nicht vereinen *schwärm*.
Das mit dem positiven Denken habe ich übrigens gleich morgens ab dem ersten Kilometer durchgesetzt, obgleich ich immer wieder auf mein Handy schaute, um zu sehen, ob Michael gut voran kommt oder einen Notruf absetzt. Marc war schon um 9.30 Uhr gut in Düsseldorf gelandet und  um 15.01 Uhr war das Bangen um Michaels lange Fahrt dann ebenfalls verfrüht vorbei - Gaszug gerissen. Ich kenne noch nicht die ganze Geschichte, da mein Handynetzbetreiber irgendwie streikt und die Geschichte für WhatsApp scheinbar zu lang ist. Es tut mir zwar unglaublich leid, dass er jetzt fast fünf Stunden später daheim ist als geplant, aber man kann das ja auch positiv sehen: Wenigstens hat er im Abschleppwagen eine größere Knautschzone um sich herum. Michael ich liebe Dich! Toll dass Du mich auf der Tour begleitet hast!

327 km 5'40"

14. Juni 2014 Trollstigen und Atlantikstraße  - THE PLACE TO BE!

Ab kommender Nacht wird um eine Schicht Angora erweitert sag ich Euch! Ich konnte ab vier Uhr nicht mehr schlafen, weil ich so durchgefroren war, mich aber wiedermal nicht aufraffen konnte wärmere Kleidung rauszufummeln. Es war nur knapp über 0 Grad in meinem Zelt, da ich zwischen Fjord, Fluß und Bergen nächtigte. Abends schien noch knallig die Sonne und so hatte ich mich mit den zu erwartenden Temperaturen verschätzt. Desweiteren war mein Zelt schön versteckt zwischen Büschen platziert, wo dann aber morgens keine Sonne hinreichte und so wartete ich bis fast halb elf mit der Abfahrt, doch das Zelt wurde partout nicht trocken. Deshalb bin ich froh gerade wieder schönsten Sonnenschein für eben diese Zwecke nutzen zu können, obwohl Regen vorhergesagt war. Die erste Hälfte der Tagesetappe gab es jedoch wieder nur unter 10 Grad zwischen den Bergen.
Ich begann meine Route mit der Fähre Eisdalen - Linge (47 NOK) und arbeitete mich dann zu den Trollstigen hoch - ungefähr 1600 Meter habe ich an Höhe überschritten. Dann geniale Kurven, imposante Wasserfälle und die wunderbare 64 immer am Wasser entlang Richtung nördlich gelegene Atlantikstraße. Von Afarnes nach Solsnes (51 NOK) dauerte die Fähre ebenfalls nur zehn Minuten, wie die meisten kleinen Fähren, die wir bis jetzt genutzt haben. Und dann - ein Fest für die Sinne: Je näher ich der Halbinsel Fraena kam, desto mehr kitzelte der Geruch des Meeres in der Nase, schmeckten meine Lippen nach Salz, wehte der Küstenwind stürmischer und wurden meine daher rührenden Schlangenlinien ausladender. Bucht reihte sich an Bucht, Inselchen an Inselchen - alles farbig schillernd; unterbrochen von frisch gemähten Feldern duftenden Heus. In nicht allzu weiter Ferne die satt grünen Steilhänge, die in den Wolken gipfelten, obwohl die Sonne mich durchweg begleitete. Einfach unbeschreiblich!
Zum heutigen Tag passt was Cicely Saunders einmal sagte: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“
Schlußendlich nutzte ich noch den Atlantiktunnel von der Insel Averoya nach Kristiansund (58 NOK) und habe trotz Stadtnähe ein Plätzchen gefunden.
Ich vermisse die Jungs jetzt schon sehr! Wir haben viel gelacht und ich denke der Mensch ist einfach dafür gemacht Freude teilen zu wollen. Und doch merke ich wie angespannt ich war, als ich nicht alleine fuhr. Ich treffe die Kurven jetzt viel schneller und präziser als vorher, denn das wußte ich auch schon vorher: Für echt schöne Kurven muss ich wirklich entspannt sein. Also versuche ich auch das Alleine-Reisen positiv zu sehen.

246 km 6'20" (je weiter oben desto langsamer kommt man voran so scheint mir)

15. Juni 2014 Kampf der Sozialphobie!

Ich habe heute ein paar Norweger getroffen und mich mit ihnen unterhalten. Letzlich haben sie mich geradezu genötigt mit zum Bowling zu gehen und bei ihnen zu schlafen...was mir recht unangenehm ist, aber die sind sooo süß, dass ich nach dem fünften Mal freundlichen Ablehnens aufgegeben habe. Die letzten Tage  zeigen mir wiedermal: Die Landschaft, die Tiere, die Menschen - ganz Norwegen ist für mich der Inbegriff des Gleichmuts und der Lieblichkeit!
Nun bin ich gerade zwar im WLAN unterwegs doch danach vermutlich für längere Zeit offline, da mein Mobilfunkanbieter Probleme macht, die unlösbar scheinen, da er sagt es sei alles in Ordnung...ist es aber nicht - SMS, WhatsApp, Internet, Telefonieren - geht alles nicht. Macht Euch aber bitte keine Sorgen - mir geht es gut und selbst wenn nicht, ich schlag mich durch...im schlimmsten Fall zu ein paar netten Norwegern ;-p.
Ach ja...interessante Geschichte für die Jungs: Wir haben uns gewundert warum hier so viele nett motorisierte Tesla fahren, gell: Alle Fähren kostenfrei nutzen, überall kostenfrei parken, keine Maut, kostenfreies Aufladen überall, keine Steuer - krass oder?! Das nenne ich mal konsequente Subventionierung!
Außerdem hatten wir uns gefragt für welches Tier wohl die Falle war, die wir an einem unserer Nachtplätze gesehen hatten (80x100x300cm): Bären, mittelgroße Raubkatzen und Vielfraße. Außerdem gibt es hier noch extrem gefährliche Moschusochsen von 800 Kilogramm und mehr. Im Trondheimsfjord leben auch noch über 200 Jahre alte Fische mit über 700 Kilogramm. Ich habe heute sooo viele Infos gesammelt und würde am liebsten gleich alles erzählen, aber ich werde jetzt noch den Abend mit meinen Gastgebern verbringen - Interviews dann gerne nach der Heimkehr.

16. Juni 2014 Offroad für Anfänger

Die heutige Etappe drohte wegen großer Abschnitte auf Europastraßen langweilig zu werden, zudem waren vier bis sechs Grad und Regen auch alles andere als traumhaft. Aber wie sagt man so schön: Wenn Dir das Leben eine Limette gibt, frag nach Tequila und Salz. Daher hatte ich mir schon zuhause für diesen Fall einen kleinen grauen Strich auf meiner Karte markiert, der zumindest ein wenig Gelände versprach...ob man allerdings am Ende ein Flußbett durchqueren muss oder das Ganze nur ein fast gerader Schotterweg ist, das kann man anhand der Karte glaube ich nie genau sagen. Es war nichts super wildes, einmal bin ich mangels Bodenhaftung mit blockierten Rad einen Miniberg hinunter gerutscht statt gefahren. Ansonsten gab es ungefähr 40 Kilometer lang eine sehr huckelige, hügelige Schotterpiste. Besser als nichts, auch wenn ich mir eigentlich mehr Abenteuer erhofft hatte...doch das sollte noch kommen. Als ich wieder auf gut asphaltierter Straße angelangt war, nutzte ich die ersten schon schönen Kurven mit nur relativ mäßigem Tempo, um erstmal sicherzugehen, dass der Schmier von meinen Reifen sich verdünnisiert. Danach gab ich Gas - nette 90 Grad Kurven - eine Rechts, eine Links, dann mit gut Tempo bergab in die nächste Rechts und da war er wieder - der norwegische Motorradschreck: Splitt - eine Meeenge Splitt. Man sah den Asphalt an dieser Stelle nicht. Da ich bergrunter angefahren kam, hatte ich sofort ein umfassendes Bild vom möglichen Ende dieser Geschichte. Denn der Berg endete, wie so oft in diesen Gefilden, nicht am Rand der Fahrbahn, sondern ging dort schön weiter runter. Nach sechs Metern hätten mich Felsen und Bäume aufgefangen, sagen wir mal - also keine so weite Flugdistanz, dass ich mir um mich hätte Sorgen machen müssen. Doch mein Motorrad hätte ich von dort niemals bergen können, weder alleine noch mit einer anderen Person ohne schweres Gerät oder zumindest einem Auto mit Abschleppseil. Und fahrbereit wäre mein armes Mopped ganz sicher nicht mehr gewesen. Ich versuchte meiner Maschine zu liebe also mein Möglichstes, um mich gütlich mit dem Splitt zu einigen, doch die ungewollte Driftaction war nicht mehr zu verhindern. Mein Hinterrad überholte mich Links mit schön viel Schwungmasse vom Gepäck und so schlitterte ich, begeistert noch nicht zu liegen, erst seitwärts dann mehr und mehr rücklings gen Abhang und schließlich auch runter. Das muss ausgesehen haben wie bei Tom und Jerry - wenn einer leidenschaftlich alles gibt, um von der Stelle zu kommen und doch Richtung Abgrund, Wasserfall oder was auch immer schwindet. Und an dieser Stelle bin überglücklich und fasziniert wie effektiv Adrenalin in unserem Körper wirkt. Wer mich kennt, weiß wie unfassbar beharrlich ich manchmal auf der Leitung stehe. Doch in diesen Sekunden funktionierte mal alles perfekt! Ich registrierte das blockierte Hinterrad beim Versuch durch Bremsen nicht den Hang hinunterzurutschen und wußte ich sollte ohnehin besser anfangen Gas zugeben, bevor die Maschine zum Stehen kommt. Denn ich stünde nicht exakt im 90 Grad-Winkel zum Hang - sie wäre also gekippt - mit dem hangabwärts platzierten Bein wäre ich jedoch nie im Leben auf den Boden gekommen, um sie aufzufangen, sobald sie nicht mehr in Rutschbewegung wäre. Also mussten Kreiselkräfte her, die uns davor bewahren würden uns seitwärts zu überschlagen und uns außerdem wieder auf die Straße bringen würden. Das Gehirn ist so krass - es ging alles so schnell und doch hatte ich all diese  Gedankengänge. Es war sogar noch zweimal Zeit mich zu wundern, dass ich immer noch auf dem Moped sitze und mein Hinterreifen Grip hat statt wie beim letzten Mal durchzudrehen! Lustig, lustig, sag ich Euch. Und tatsächlich - es hat funktioniert! Oben angekommen blieb ich halb auf der Straße stehen (sehr einsame Gegend - kein Verkehr) und schaute mir die Kurve nochmal für ein paar Sekunden an. Mein Puls war auf 180, doch ich weiß immer noch nicht, was mich mehr verblüfft hat: Mein erschreckend gut funktionierendes Gehirn oder wie diese Kurve hätte enden können. Jedenfalls hatten diese Sekunden definitiv mehr was von AdventureUrlaub als bisher =). Mann, was hätte ich das gerne auf Video aufgenommen - es hat sich sooo cool angefühlt! Und Marc meinte ich sollte mir keinen Offroadspaß mit Gepäck gönnen...tssss...hat der 'ne Ahnung ;-p. Das Leben besteht eben nicht aus den Momenten in denen du atmest, es sind die Momente, die dir den Atem rauben!
Ich fahre übrigens seit Tagen ohne Navi und empfinde es als sehr angenehm. Wenn ich es an habe, schaue ich immer wieder drauf, um auch ja nichts zu verpassen. Ohne erinnere ich mich einfach bei jedem Straßenschild ganz gelassen daran, dass ich ja eigentlich weiß wohin ich will. So kann ich ganz entspannt die Straßen und Ausblicke genießen. Da kommt mir auch die Vorbereitung auf die Strecke zugute, die ich allein fahren wollte, sodass ich nun weiß, welche Städte ich als nächstes auf den Schildern finden sollte. So fahr ich dann auch die Route, die ich zuhause als die schönste deklariert habe...mein Navi ist bezüglich meiner Vorlieben nicht ganz so kooprerativ und springt außerdem manchmal in eine Siedlung ein paar Kilometer neben der Route oder dreht sich um 180 Grad und verlangt zu wenden, um das Gleiche nach fünf Kilometern wieder zu tun...voll die Zicke - ohne ist viel schöner!

17. Juni 2014 Mangelnde Aussichten

Ich hatte mein Zelt gestern im Regen aufgebaut, es regnete die ganze Nacht bei unter 4 Grad und nachdem ich um 4.00 Uhr gedacht hatte, jemand stiehlt die BMW (es war nur eine aufdringliche Transalp neben meinem Zelt irgendwo in der Wildnis) und es immer noch regnete, hatte ich mit dem Gedanken gespielt einen Tag im Zelt liegen zu bleiben bis der Regen aufhört. Doch ohne Internet konnte ich nicht wissen, ob der Regen noch 24 Stunden oder Tage andauern würde und so würde ich schlimmstenfalls nur einen Tag verlieren und trotzdem im Regen weiterfahren müssen. Doch wenn ich schon weiter fahren sollte, so wollte ich den Tag doch zumindest positiver gestalten. Ich dachte an Hans Christan Andersen: "Leben allein ist nicht genug sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und ein kleine Blume gehören dazu." Also beschaute ich mir die hübschen Blümchen rund um mein Zelt und den Fluß mit den beeindruckenden Felsbrocken, um mich zu motivieren. Um 9.00 Uhr fuhr ich los, guter Dinge, da ich glücklich war aus dem nassen Zelt rauszukommen und ganz bestimmt Richtung Sonne zu fahren. Außerdem hatte ich mich dafür entschieden zwar erst die langweilige bis nervige E 6 Richtung Norden, dann aber westlich auf die 78, die später in die 17 übergeht zu fahren, um so genüßlich an Fjorden und Küstenstreifen entlang zu cruisen. Die letzten Tage war ich nur durch die Landschaft gehetzt, um Kilometer zu machen - nur unabdingbare Tankstopps ohne Pause, Essen oder Trinken. Dabei hatte ich mir zuhause sooo fest vorgenommen diesmal auf Qualität statt Quantität zu setzen. Heute lief es allerdings wieder ebenso. Wechselweise begrenzten Starkregen oder dichter Nebel die Sicht auf unter 50 Meter - ich kann Euch also nicht sagen, ob die Landschaft schön war.
Die 25 Minuten-Fähre von Levang nach Nesna (61 NOK, unbedingt eigene Spanngurte mitbringen!) hatte ich um drei Minuten verpasst und musste so eine Stunde warten.  Danach wollte ich mich trotz der ungünstigen Straßenlage sehr beeilen, um die nächste Fähre wenigstens noch zu bekommen, die mich von Kilboghamn nach Jektvik (1 Stunde, 90 NOK, unbedingt eigene Spanngurte mitbringen!) bringen sollte. Ich bekam noch mit, wie sie den Bug schloss und ablegte. 2 Stunden und 40 Minuten warten (immerhin 7 Grad). Oh wie beneidete ich die Wohnmobilinsassen und LKWfahrer, die im Trockenen saßen! Mittlerweile bin ich auf eben dieser Fähre. Es regnet nunmehr seit über 30 Stunden wie aus Eimern und ich fühle mich irgendwie von allem im Stich gelassen: Von meinen Schuhen, in denen das Wasser seit Stunden bis über die Zehen steht. Von meinem Helm, der meine Haare so nass werden lässt, als sei ich frisch geduscht - nur eben kalt. Von meinem Zelt, das mittlerweile so undicht ist, dass auch Schlafsack und Matte nass sind. Von meinem tchibomobil-Vertrag, dessen Service Michael vor Tagen sagte, alles sei in Ordnung und müsste funktionieren...was es aber nicht tut - kein Telefonieren, keine SMS, WhatsApp oder andere internetbasierte Funktionen wie Google, was ich dringend bräuchte, wie sich heute zeigte. Von meiner Hand oder dem bockigen Handschuh (wie man's nimmt). Ich hatte bei dem gestrigen Offroadausflug bei irgendeinem Schlagloch oder Huckel wohl einen Stoß in die Hand bekommen...um genau zu sein in das Daumengelenk. Ich dachte es würde sich über Nacht beruhigen, doch es ist nach wie vor feuerrot und geschwollen und ich brauchte zehn Minuten, um rein zu kommen, selbst als der Handschuh noch trocken war ...jetzt also Tankstopps mit Links. Abgesehen davon findet man hier unglaublich schwer Wiesen zum Zelten...nicht mal die sechs Quadratmeter, die ich benötige - überall nur Hänge, Felsen und dichte Wälder. Gestern morgen sagte der Routenplaner 9 1/2 Stunden bis Bodo zum Übersetzen auf die Lofoten. Gestern hatte ich schon fast acht Stunden reine Fahrtzeit, heute bin ich bereits über acht Stunden unterwegs, davon habe ich jedoch 3'40" gewartet und fast zwei auf der Fähre verbracht.
Und ich bin immer noch über 200 Kilometer von Bodo entfernt!!! =( Wäre ich mal besser die hässliche, schnelle E 6 gefahren, dann säße ich jetzt auf der vierstündigen Fähre zu den Lofoten. Aber ich versuche es positiv zu sehen - die Chinesen sagen:  "War der Tag nicht Dein Freund, so war er Dein Lehrer". Runter fahre ich anders, wenn auch nur Regenwahrscheinlichkeit von 10% herrscht. Alles in allem hat der Regen auch was Positives: Ich bin sooo froh, dass ich der Platine der BMW die wasserdichte Versiegelung verpasst habe, obwohl ich zunächst gezögert hatte. Schon wenige Stunden Regen sollen bei der Maschine zu einem Tourende führen können. Nach den letzten zwei Tagen wäre sie ohne Regenmäntelchen gewiß beleidigt gewesen.
...Stunden später...
Die dritte und letzte Fähre des Tages habe ich glücklicherweise nicht knapp verpasst und musste nur 40 Minuten warten. =) man wird ja genügsam auf so einer Tour. Sie ging von Agskaret nach Halsa (10 Minuten, 47 NOK). Dort konnte man mir glücklicherweise einen Fährplan für Bodo aushändigen, womit ich weiß, ich muss morgen erst um 14.15 Uhr einchecken.
Mein Schlafplatz liegt auf einem Schotterplatz an einer ich glaube prinzipiell türkisfarbenen Bucht, doch durch den Regen sieht man einfach kaum was. Ich war um 19.30 Uhr überhaupt froh endlich was gefunden zu haben. Meine Sachen sind alle so nass, dass ich manches nur auswringen und für die Nacht wieder anziehen musste, da ich nicht genügend warme Austauschkleidung mit habe. Eigentlich habe ich mehrere Austauschvarianten dabei... nur friere ich irgendwie noch mehr als sonst und habe alles zusammen an und somit nass. Egal wird schon gehen. Auf den Lofoten hoffe ich endlich mal irgendwo ins Internet zu können, um Euch ein Lebenszeichen zukommen zu lassen. Michael muss sich große Sorgen machen - wir hatten Sonntagabend den letztens Kontakt denke ich. Sorrrrry!!! Er schrieb mir gerade eine SMS mit der Bitte mich dich wenigstens alles zwei Tage zu melden. Ich glaube er hat mich falsch verstanden - ich willlll mich ja ständig melden, aber es geht nicht! Und hier will mich auch keiner eine deutsche Nummer anrufen lassen....der arme Schlumpf! 

307 km 10'30" (inkl. fast 2 Stunden Fähren und 5'20" Wartezeit) also wieder irgendwie nicht viel gerissen.

18. Juni 2014.... 17 Stunden Regen später...

Heute morgen bekam ich eine SMS über meine erneuerten Telefonmöglichkeiten und rief gleich hoffnungsvoll bei Michael an  =) !!! Es tat gut eine vertraute Stimme zu hören. Ich habe gerade meine liebe Mühe mich zu motivieren. Nicht weil ich Tag und Nacht durchnässt und verfroren bin...damit könnte ich leben. Was mir zu schaffen macht ist die schlechte Sicht durch dieses Wetter - im besten Fall wie auf dem Foto, meist aber so schlecht, daß ich das Handy nicht rausholen wollte. Ich will nicht 4000 Kilometer gereist sein, um dann von der gewiß atemberaubenden Landschaft so viel zu sehen wie an einem verregneten, nebligen Novembertag in der Eifel....das frustriert mich wirklich arg! Das eine Foto zeigt wie es hier eigentlich aussieht, das andere zeigt meine Sicht seit Tagen, wenn das Wetter gerade gut gelaunt zu sein scheint.
Nach dem Telefonat mit Michael wechselte der Bindfadenregen in Niesel und ich sah meine Chance komfortabler als sonst zu packen, um zeitig genug in Bodo an der Fähre zu den Lofoten zu sein. Über die Strecke kann ich wegen des Wetters wieder nichts sagen. Nun sitze ich hier am Hafen in Bodo. Ich war schon früh hier - 12.05 Uhr. Doch die 15.00-Fähre wurde wegen technischer Defekte gecancelt. Die Nächste geht um 17.45 und braucht dann vier Stunden für die Überfährt. Das heißt ich werde spät ins Bett kommen, hoffe aber so spät noch irgendwo eine Hütte mit Duschmöglichkeiten in der Nähe zu finden, um mal alles heiß zu waschen und zu trocknen. Mal sehen wie ich jetzt die Stunden rumbekomme...mein Handy ist bald leer, also noch einmal Nachrichten checken und dann Däumchen drehen...das Luftfahrtmuseum in Bodo interessiert mich glaub ich zu wenig um Geld reinzubuttern. Immerhin sind es hier um die 10 Grad ohne Regen - gestartet war ich bei Regen und 4 Grad. Die Norweger tragen bei diesem Wetter hier in Bodo übrigens Tshirt und Caprihose, während ich so viele Schichten an habe, dass die Oberste kaum noch zu geht und ich mich morgens im Zelt jeweils wie ein verunglückter Maikäfer auf dem Rücken liegend versuche in meine Klamotten zu strampeln...auch wie im Comic :-D...ein bißchen Spaß muss sein, gell.

18. Juni 2014 Abends...nachts...neee morgens...also eigentlich 19. Juni 2014 Lofoten...ich hoffe das hat sich gelohnt!!!

"Wenn Du etwas willst, was Du noch nie hattest, mußt Du etwas tun, was Du noch nie getan hast." (Nossrat Peseschkian) In diesem Sinne lief der heutige Nachmittag: Als ich in Bodo auf die Fähre wartete, checkte ich per Internet das Wetter auf den Lofoten: Regen, sechs Tage Regen! Und länger kann ich nicht bleiben. Lohnt sich das Übersetzen dann überhaupt? Denn man fährt wegen der Aussicht auf die Lofoten - sucht mal Bilder zu den Inseln - atemberaubend! Wenn die Sicht aber so schlecht ist, wie die letzten zwei Tage, ist das alles für die Katz'. Probieren oder direkt auf den Rückweg begeben? Ich entschloss mich die Fähre zu nehmen, suchte mir einen Fensterplatz auf der rechten Seite des Schiffs, um möglichst viel Küste zu sehen und versuchte mich nicht auf die fehlende Sonne oder auch nur einen Fetzen blauen Himmels zu konzentrieren, sondern auf das was ich sehen durfte. Denn auch wenn das Wetter nach einer nur sehr kurzen Pause wieder recht schlecht war, so betrug die Sicht doch wesentlich mehr, als die letzten 48 Stunden - ausreichend für einen majestätischen, wenn auch grauen Blick. Und so war es schon beim Verlassen des Festlandes, als wohnte ich einer Schlacht bei - einem Kampf zwischen gewaltigen Wolkenmassen und emporragenden Bergen - ohne ausmachen zu können, wer letztlich wohl siegreich enden würde. Ich hoffe so sehr auf ein paar Sonnenstunden und gelungene Fotos - alles andere ist mir egal - es soll nur nicht alles umsonst gewesen sein...dafür war es schon bis jetzt zu hart. Jedenfalls erzählte mir ein Norweger an Bord, die norwegischen Wetterseiten hätten mehrere regenfreie Tage vorausgesagt....ich hoffe er behält Recht! Meine Luxusunterkunft bei Silja und Dennis ist nun glaube ich zwei Nächte her (maybe I have lost my violett towel in the room or shower downstairs - please send me a text message, if you have found it - Thanks!!!) und auf den Inseln wird es ohnehin wieder zu felsig zum Zelten sein. Ich werde die drei bis vier Nächte auf dem Eiland sicher wie geplant in Hütten verbringen - hier sogenannte Rorbuer, die früher Fischern als einfache Unterkunft dienten. Es regnete erstmal phasenweise weiter aber nicht die ganze Zeit in Strömen...so weit, so gut. Nachdem ich die Fähre durch Rückenwind früher verlassen konnte als geplant, wollte ich circa 30 Kilometer fahren und dann eine Hütte beziehen...das wäre dann auch schon 23.00 gewesen. Doch ich fuhr zu mindestens acht Hütten und Campingplätzen die ausgeschildert waren und dann nicht existierten oder geschlossen waren. Jeweils kilometerweit von der eigentlichen Route abweichend...immer vergebens...nicht mal ein offenes Duschhäuschen war zu finden, um mich aufzuwärmen. Letztlich habe ich eine Hütte gefunden...um 3.05 Uhr. Ich weiß nicht was sie kostet und der Schlüssel steckte glaube ich nur versehentlich drauf, da die anderen leeren Hütten erst begehbar sind, wenn die Rezeption wieder öffnet. Mir egal, es ist 3.32 Uhr, ich zahle morgen, bleibe zwei Nächte. Meine Extremitäten-Kondome sind kaputt. Ich finde die Handstulpen besonders unpraktisch, weil es so umständlich ist da rein zu kommen und da als Fäustlinge gemacht, kann man seine Finger ärgerlicherweise nicht getrennt benutzen. In die Fußstulpen muß man nur einmal am Tag reinmanövrieren, doch muss man immer auf passen sich nicht an den Rasten zu verheddern. Nichtsdestotrotz hielten sie die gröbsten Massen an Wind und Wasser von meinen gänzlich untauglichen Schuhen und Handschuhen ab...vorbei! Nun bin ich genauso wie letzte Nacht so durchgefroren, dass ich ständig Krämpfe in Händen, Beinen und Füßen habe...trotz heißer Dusche. Die Heizung läuft kaum, werde mindestens zwei Nächte brauchen, um mal alles zu trocknen. Ich hoffe ich kann besser schlafen als die letzten Nächte. Ich will heim, mit einem Flugzeug, nein Hubschrauber ...irgendwas was mich und meine Maschine schnell nach Wickrath zum Bahnhof bringt den Rest rocke ich dann auch gaaanz alleine! Heute! Jetzt! Bitte! Wieder keine Freiwilligen, die meine Suppe auslöffeln wollen? Kann ich verstehen. Gute Nacht!

295 km 8'05" Fahrtzeit, dazu 5'45" Warten und 3'30" Fährzeit

19. Juni 2014 Es bleibt kalt und nass

Wie bereits erwähnt, läuft die Heizung kaum... es sind 14,2 Grad in der Hütte, die mit 500 Kronen eine der Billigsten auf den Lofoten zu sein scheint.  Meine Sachen sind somit alle noch nass, aber ich bin zu fertig, um weiterzufahren und schlimmstenfalls wieder bis nachts  nach einer wärmeren Hütte zu suchen. Ich verkrieche mich in meinen Schlafsack und versuche all die kaputten Sachen zu flicken und zu nähen, die mich ärgern wollen. Es regnet ohnehin in einem fort.  Ein Tag Ruhe ist nicht schlecht, vielleicht bekomme ich morgen eine bessere Hütte und mach gleich nochmal blau ;-p. Mein Handyakku ist fast leer...wundert Euch nicht wenn ich nicht antworte, sorry.

20. Juni 2014 Sie ist wieder da!!!

Kennt Ihr den Spruch: "Meine Motivation läuft gerade nackig mit einem Cocktail in der Hand über die Wiese!" Es tut mir leid, dass Ihr das miterleben mußtet... wie meine mir ebenso abhanden gekommen war...vermutlich weil ich befürchtete alles sei vielleicht umsonst gewesen, wenn die Sicht so immens schlecht bliebe. Aber das ist es nicht...das ist ein Abenteuer glaube ich nie - selbst wenn es anders endet, als man sich das wünscht oder vorstellt. Ich bin mir nicht sicher, warum ich mich gefangen habe - war es das Bett, die fast trockenen Klamotten heute morgen und die nicht mehr bei jedem Schritt tropfenden Schuhe oder die 20 Minuten Sonne am Strand, die mir DAS Foto ermöglicht haben, auf welches ich so gehofft hatte? Egal was es war...gestern war ich noch so fertig, dass ich mich einmal auf der Toilette beim Hosehochziehen fragte, ob ich nun schon gepuschert hatte oder es zwischenzeitlich vergessen hatte zu erledigen (ich musste nach der Farbe im Klo schauen :-]) und heute Mittag war ich motiviert genug, um zu überlegen, nicht doch noch mal bis in die Mitternachtssonne zu fahren, da das gestern tolle Fotos hergegeben hatte (das untere Foto wurde um kurz vor drei Uhr nachts geschossen)
und abends die Wahrscheinlichkeit Elche zu sehen größer ist (wobei...ich glaube im Süden der Lofoten leben gar keine...?). Doch das wäre übermütig gewesen...noch heute morgen beim Aufziehen des Helms dachte ich: " Nä, der ist zu schwer und ich zu k.o. um ihn den ganzen Tag zu tragen!" Also war ich vernünftig und habe früh mit dem Hüttensuchen begonnen, um auch ja vor Rezeptionsschließung zu kommen. Denn hier scheint das Auslegen der Schlüssel nicht immer üblich. Zu meiner Verwunderung fand ich dann jedoch gleich kurz nach fünf eine kleine Bude für 400 Kronen. Kurz überlegte ich, doch nur zu zelten und die Duschen zu nutzen, schlug mir das aber aus dem Kopf, da es heute auch viel geregnet hatte, meine Sachen noch nicht trocken waren und ich beim gestrigen Kassensturz feststellen durfte, dass ich weit, weit unter meinem Limit liege.
Seit Montag ist übrigens sehr offensichtlich geworden, was ich schon bei der ersten kalten Eifelprobefahrt befürchtet hatte...die Neuauflage meiner Handschuhe (ThermoBoy Alaska) sind bedeutend schlechter, als das vorherige Modell. Im alten Modell 2012 zum Nordkap waren die Hände farblich auch nicht mehr ganz frisch am Ende eines langen Tages. Aber bei den Jetzigen sind mir schon vor einer Woche bei moderaten Temperaturen die Hände nach zwei Stunden blau geworden. Und nachdem sie Montag und Dienstag bei 4 bis 7 Grad tropfnass stundenlang im Fahrtwind rumgammeln mussten, sind die Fingerkuppen tief eingerissen und die Nägel platzen langsam vom Nagelbett ab...dazu das nicht gerade sterile Milieu in den Handschuhen...sorry Michael, als feine Lady bekommst Du mich nicht wieder. Wobei ich das auch vorher nicht wirklich war...also...Glück gehabt ;-p.
Ich bin heute nicht viel gefahren. Stattdessen gab es den Karibikstrand (liegt in Haukland, falls Ihr hin wollt) und Kultur: Das Vikingermuseum in Borg (160 NOK)
und das MagicIce in Svolvaer (Museum mit Eisskulpturen, 110 NOK). Falls Ihr Euch in Borg fragt, ob es sich lohnt die eineinhalb Kilometer bis zum Kai zu stiefeln, um das Vikingerschiff zu sehen - nein, das tut es nicht! Zumindest nicht in voller Montur. Man (oder zumindest ich) ist in Erwartung eines großen Schiffsnachbaus...die sind damit schließlich zum Schwarzen Meer, England und Island geschippert. Einmal angekommen steht man jedoch vor etwas was die Vikinger vermutlich als Rettungsboot hätten mitführen können. Wer's mag, kann jedoch selber rudern, wenn genug Besucher da sind (nein danke, ich nicht!). Interssant war hingegen die Eisenhütte, für die Besucher fast genauso weit laufen müssen.  Es ist nichts Wildes, aber ich steh halt auf Eisen und Werkzeug im Allgemeinen, sowie Handwerkskunst im Speziellen...sollte das bei Euch nicht der Fall sein, spart Euch den Weg. Ich war glaube ich etwas über zwei Stunden dort, wobei ich nicht alle Audiokommentare gehört habe (Kopfhörer mit deutschem Ton zu jedem gezeigten Film oder archäologischen Fund).
Das Eismuseum ich sehr klein...man braucht vielleicht 15 Minuten bis alles gesehen ist. Im Verhältnis ist Letzteres somit viel teurer...aber Eis und seine Facetten sind für mich fast so anmutig und bezaubernd wie Feuer ...Feuer macht man auch zuhause mal, Eis hingegen sieht man selten in so schöner Form...meiner Meinung nach zu empfehlen (MagicIce in Oslo soll allerdings ausgefeilter und ideenreicher sein).
Morgen geht es erstmal weiter Richtung Osten bis ich mich in Narvik entscheiden muss: Nordkap oder Mönchengladbach?

205 km 3'35"

21. Juni 2014 So ist es viiiel besser!

Das Wetter? Nein, immer noch Regen und vier Grad. Aber mit der für so eine Tour nötigen Contenance fährt es sich viel besser, denn als desillusionierte Mimi. Gestern hatte ich mich ja schon wieder berappelt und auch heute konnte ich Regen, Kälte und so weiter mit ein wenig Ringen ignorieren. Die Buchten und Strände an denen ich heute vorbei fahren durfte, schienen mich entschädigen und die momentan natürlich nicht vorhandenen Nordlichter spiegeln zu wollen, so hinreißend war das Farbenspiel im Wasser. Es ärgert mich schon sehr, wie wankelmütig  ich mich in diesem Tagebuch gebe. An dem einen Tag ist noch alles zu schaffen und am Nächsten scheine ich mir nicht mehr in der Lage die nötige Kraft zum Anziehen aufzubringen.  Nee, nee, neeeee, Sabine...da hätte ich anderes erwartet! Nunja, ist nicht mehr zu ändern ...vielleicht gehört das in meinem Fall einfach dazu =( und ich hoffe es war/ist nicht zu nervig beim Lesen.
Gestartet war ich um 10.45 Uhr :-o so spät?! Ja ich weiß, normalerweise bin ich Frühaufsteher, doch heute habe ich den halben Tag vertrödelt. Ich wollte einfach ausnutzen, die Hütte nicht früh verlassen zu müssen, wie bei einigen Betreibern, sondern die Zeit nutzen ... zum Trocknen, kostenfreien Duschen (auch selten =)), und Kraftsammeln.
Als ich heute morgen meine Route planen wollte, konnte ich mich noch nicht ganz entscheiden, den Nordkapausflug abzuschreiben...es hätte mich schon gereizt...beim letzten Mal war ich völlig entkräftet und bei schlechtestem Wetter dort, konnte es nicht genießen und keine berauschenden Fotos machen. Würde es aber diesmal anders laufen? Ich vertagte die Entscheidung auf die Mittagszeit - dann würde ich in Narvik an der Kreuzung stehend zwischen Nord und Süd entscheiden müssen. Was soll ich sagen...ich habe einfach keine Ruhe, ich sollte nach Hause fahren. Ich wollte drei bis vier Wochen alleine unterwegs sein und möchte das auch nicht ganz aufgeben, indem ich nun den schnellsten Weg zurück nehme (durch Schweden bis nach Hause nicht mal 2500 Kilometer glaub ich). Aber ich habe jetzt schon ein so schlechtes Gewissen so lange alleine Urlaub zu machen, dass ich nicht in aller Seelenruhe durch die Dörfer tingeln kann, vom Nordkap mal ganz abgesehen. Ich werde jetzt relativ zügig auf der E 6 Richtung Trondheim fahren und dann vielleicht versuchen noch ein bissl Westküste zu erleben. 
Der meist ordentlich prasselnde Regen hat sich heute öfter mal in Niesel gewandelt und als um 18.10 Uhr die Sonne schon eine Stunde lang immer mal wieder aus den Wolken gelugt hatte, entschloß ich mich, die Gunst der Stunde zu nutzen und einen Platz für mein Zelt zu beziehen. Schön ist anders...ein Schotterplatz neben der E 6...doch wenn man hier Wiesen findet, dann steht daneben ein Haus. Findet man ein Plätzchen ohne ein Haus in der Nähe und man könnte sein Zelt aufschlagen, so ist kein sicherer Standplatz für das Motorrad dabei. Somit musste ich damit vorlieb nehmen, um nicht jeden Tag Geld für eine Hütte rauszuhauen. Just in dem Moment, in dem die Taschen vom Mopped runter waren fing es natürlich wieder an heftiger zu regnen. Jetzt liege ich hingegen im Zelt und die Sonne scheint...ich wage allerdings kaum zu hoffen trocken zu bleiben, wenn ich mir das Wetter der letzten Tage und Nächte vor Augen halte. Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt, gell.  

379 km 6'00" dazu  diesmal tatsächlich 15 Minuten Pause, 25 Minuten Fähre (Skarberget -Bognes, 61 NOK) und 45 Minuten Warten auf dieselbige.

22. Juni 2014 Einfach mal tanzen!

Normalerweise ist das mein Geheimtipp für die schlechten Zeiten - Autosuggestion. Wenn alles ein Griff ins Klo zu sein scheint und der Tag in tiefster Depression zu enden droht: Einfach mal tanzen, singen und vor allem gaaanz viel lächeln, denn das setzt recht schnell positive Botenstoffe im Gehirn frei und möbelt mal eben den Hormonhaushalt auf. Es kostet anfangs zwar ordentlich Überwindung, aber besser als sich hängen zu lassen ist das auf jeden Fall. Doch deswegen tanzte ich heute gar nicht...diesmal war es schlichtweg ehrlich gute Laune.
Als ich heute morgen erwachte...naja um genau zu sein hatte ich fast gar nicht geschlafen...ich denke ich war zu irritiert den gewohnten Regen nicht zu hören...als ich also aus meinem Zelt kroch, stellte ich fest: Meine trockenen Sachen waren noch trocken und die Nassen nicht nasser als am Abend. Zudem zeigte der Himmel geradezu blass aussehende Wolken, gegen die die Sonne früher oder später gewinnen könnte.  Wiiie schööön! Meine Hände würden sich erholen können, die Kurven würden sich wie echte Kurven fahren lassen, die Berge würden sich samt ihren täuschend zierlich wirkenden Wasserfällen perfekt in der ruhigen, nicht verregneten Wasseroberfläche spiegeln und abends wäre ich immer noch trocken....Grund genug zu lauter Musik zu tanzen =) nein, natürlich hat mich keiner dabei gesehen! 
Das Wetter hielt für die erste Stunde der Fahrt, bis ich ins Gebirge kam, wo sich die Wolken bedrohlich vor den Bergen auftürmten und es ohnehin auf 700 Höhenmetern kalt genug für meterhohen Schnee war. Doch die eine Stunde Sonne reichte mir, um mich so selig zu fühlen, wie ein Kind, das das erste Mal in seinem Leben Nutella essen darf. Nun sitze ich in einem Café mit WiFiZugang, weil ich Michael noch einiges hochladen musste und habe noch ein gutes Stück vor mir...ich würde heute gerne im Namsos Forrest nächtigen, da es dort mehr wilde Tiere zu sehen geben soll. Allerdings ist es jetzt schon 16.07 Uhr und bis Namsos noch minimal vier Stunden...mal sehen ob ich das wirklich möchte.
...Stunden später...
Da! Ein Elch! Ein Elch!...zu spät =( meine Maschine ist nicht gerade zurückhaltend mit ihrem Röhren, da war der Elch weg, bevor man überhaupt über das Zücken der Kamera nachdenken konnte. In dem Wald, wo ich nach einem Zeltplatz suchte, habe ich allerdings über 15 Minuten keine zehn Meter vor einem Exemplar gestanden. Er war ins Gebüsch gehuscht, aber nicht weiter weg gelaufen. So machte ich denn mein Motorrad aus und wartete, dass er sich in fotografierbare Pose aus dem Dickicht heraus begibt. Er hatte mehr Geduld. Daher habe ich mein Zelt 500 Meter weiter auf einer Lichtung aufgeschlagen und was Schmackhaftes mit was Klapperndem an den Baum gegenüber gehängt. Mal sehen ob ich noch ein Foto bekomme. Einen Elch habe ich in den Garten von jemandem flitzen sehen und auch die Bären sollen nicht sehr scheu sein. Vielleicht habe ich Glück und bin diese Nacht nicht wieder so demotiviert wie bei meiner letzten Chance dieser Art vor zwei Jahren.
Heute ist es spät geworden 22.34 Uhr, nun heißt es erstmal schlafen bis vier, fünf Uhr und dann auf die Lauer legen, sofern mich die biestigenen Mikromücken nicht wieder fressen wollen....wie in Finnland hier!

541 km 12'25" und dazu tatsächlich wieder 15 Minuten Pause (ja, ich bin lernfähig!)

Und siehe da, da haben wir den ersten Besucher. Er schawenzelt um mein Zelt herum, ist aber immer weg, wenn ich die Kamera raus halte....so ein Ärger. Ich hoffe auf die Nacht=)

23. Juni 2014 Keine wilden Tiere und trotzdem gefressen werden

Ich habe vergangene Nacht auf einer Lichtung an einem Wald geschlafen und hoffte Tiere zu sehen. Es gibt hier nämlich Elche, Vielfraße, Bären und irgendeine Raubkatzenart, bei der wir uns auf keinen gemeinsamen Namen einigen konnten....nur so groß wie ein großer Hund. Um meine Chancen auf ein Foto zu erhöhen, habe ich mein lecker duftendes Beutelchen mit Pemmikan (Schmalz, Schinken usw.) an einen Baum in der Nähe gehängt ...mit etwas das bei Berührung klappert. Und als ich gerade 30 Minuten im Schlafsack lag und noch schrieb schlich schon etwas um mein Zelt. Jedes Mal aber, wenn ich die Kamera raushielt, um zu filmen, ohne durch Rausgehen zu großen Lärm zu machen, war es weg. Es war allerdings auch nur was ganz kleines...hörte sich an, wie etwas in der Größe eines Fuchses. Ich hätte mich ja gerne im Gebüsch auf die Lauer gelegt, aber es waren so viele von diesen biestigen kleinen Mücken da, dass ich verwundert bin noch nicht ausgeblutet zu sein. Jede alleine ist nur so groß wie das Füßchen einer deutschen Mücke, doch sie sind nicht alleine - sie kommen in Legionen. Es hat die Nacht durchgeregnet und ich dachte: "Supi, im Regen abbauen hat Vorteile...weniger Mücken!" Nee, denkste! Die Viehcher sind so klein, dass sie absolut unbeeindruckt zwischen dem Regen fliegen....grrr. 
Vormittags blinzelte mich die Sonne dann noch hin und wieder an, ab mittags überwog der Regen, aber seit ich mein Zelt auf einem sündhaft teuren Zeltplatz unter einer Flugschneise aufgebaut habe (Molde: Zelt 135 NOK, Hütte 525 NOK - bin ich zu geizig für),
hat es aufgehört zu regnen und die Sonne trocknete mein Zelt , während ich meine Wäsche endlich nochmal in richtig heißem Wasser waschen konnte. Aber glücklich bin ich mit meiner Wahl nicht...lauter Leute hier...gar nicht wie im Wald =(. Generell muß ich zugeben es ist sehr luxuriös hier. Mehrere abschließbare Bäder von nicht ganz 10 Quadratmetern, Küche, bestimmt über 40 Hütten...alles super neu und sauber. Die Plätze für die Zelte sind relativ beengt. Man kann sogar angeln....mit Steg und so...und ich hätte sooo Lust. Aber ich bin zu fertig...hatte meine liebe Not die Wäsche auszuwringen :-D. Also ab in die Heia!

433 km 9'10" davon aber fast 30 Minuten bei McDonald's das Internet genutzt, um eine passende Fähre Richtung Heimat zu suchen.

24. Juni 2014 Die Trollstigen sind auch rückwärts schön  =)

Nachdem ich mehrere Nächte in Folge wenig bis gar nicht geschlafen hatte, weil meine Hände und Füße wegen der Kälte immer wieder Krämpfe bekamen, bin heute sehr glücklich völlig durchwärmt zu sein. Die Nacht war schon viel besser - kaum Regen und etwas wärmer. Heute morgen dann Sonne, die strahlte, als wolle sie mir versprechen mich diesmal zu begleiten. Meine Kleidung war zwar über Nacht im Zelt nicht getrocknet, wodurch ich mit weniger angezogenen Lagen fuhr; doch bei durchgehend über 11 Grad wurde es mir trotzdem das erste Mal nach langem fast warm, wenn ich zum Tanken abstieg.
Vor einigen Tagen hatte ich mich in irgendeinem Campingbadezimmer mal nach Wochen in einem etwas größeren Spiegel betrachtet und mußte feststellen: Mit den rausstehenden Rippen könnte ich jemand erdolchen und meine Körbchen sehen aus wie halb leer gegessene Eishörnchen. Seitdem schaufel ich mir Kalorien rein, wann es nur geht. Fettige Wurst, gefüllt mit Käse, eingewickelt in noch gehaltvolleren Speck, natürlich mein selbstgemachtes Pemmikan (800 kcal/100g) und heute...wollt ich mir was gönnen...Kebab! Wuahhh, war das ekelig! Die Verkäuferin hatte mich gewarnt - es sei Schaffleisch - was für mich jedoch eigentlich kein Problem darstellte. Das Problem war letzlich sehr vielschichtig: Das Brot fiel noch in ihren Händen auseinander ...ich hatte dann nur noch eine Art Brot-Salat-Fleisch-Sauce-Gemisch in Tüte in der Hand, es war alles kühlschrankkalt, die Sauce schmeckte als sei sie sauer geworden und das Fleisch hatte Konsistenz, Farbe und Geschmack von Fleischresten - durch den Wolf gedreht und gepresst...gleich von welchem Tier. Egal, wieder was gelernt :-D kein Kebab in Norwegen essen. Ich bin heute vom Flugplatz in Aro zur Fähre von Solsnes nach Afarnes gefahren (51  NOK, circa 15 Minuten), dann weiter die schöne 64 bis Andalsnes, von wo aus die 63 über die Trollstigen nach Valldal führt, wo ich eine Raftingtour machen wollte =) (hatte ich auf dem Hinweg gesehen). Auf den Serpentinen bot sich mir ein höööchst verstörendes Bild. Ein Mann, der wie viele hier offensichtlich für irgendeine Art Biathlon oder zumindest Skilaufen im Winter trainiert. Sozusagen auf kurzen steifen Ski, die vorne und hinten eine Rolle haben, um auch im Sommer fit zu bleiben. Nur dass dieser Typ nichts anhatte... außer einer neongrünen, äußerst knappen Badehose, dazu die Skistöcke in den Händen...auf einer der touristisch meist besuchten Straßen Europas. Ich hoffe für die Menschen, die ihn kennen, dass das für ihn nicht normal ist, sondern er eine Wette verloren hat ...alles andere will ich mir nicht vorstellen.  Die Raftingtour entfiel leider wegen mangelnder Teilnehmer =( Wirklich schade, die Flüsse sind hier metertief kristallklar und türkis. Also fuhr ich weiter, und nahm die Fähre von Linge nach Eidsdal (47 NOK, circa 10 Miniten).
Ich hatte mir ja ursprünglich vorgenommen die Fahrtzeit pro Tag im Rahmen zu halten. Nun hat das aber, ich glaube drei Tage lang mal gar nicht gepasst, womit ich heute entschieden weniger fahren wollte. Zumal der nächste Platz, den ich auf dem Hinweg genutzt hatte nicht weit weg war und ich danach in wieder zunehmender Höhe zwischen Bergen und Geirangerfjord abermals schlecht einen anderen Platz finden würde. Somit baute ich bereits um 14.30 mein Zelt versteckt hinter Bäumen auf, umgeben von hohen, verschiedenfarbigen Gräsern, mit Warmwasseranschluß auf dem wenig besuchten Rastplatz ein Stück weiter. Ich besorgte mir einen Angelschein für 24 Stunden ...wohl wissend, keinen Fisch zum Abendessen zu bekommen, da Marc nicht dabei wäre, um uns mit einem Biss nach dem anderen wieder neidisch aber auch satt zu machen.
Nun ist es zehn nach fünf. Ich habe mich mit meinen Karten  in der Sonne auf einen endgültigen Zeit-/Fahrplan bis nach Hause geeinigt und werde jetzt noch lesen und früh schlafen.

124 km 5'30" minus 20 Minuten Kebabgeschichte

25. Juni 2014 Geirangerjuwel und Sognefjordpracht

Unfassbar! Der zweite Tag hintereinander 15 Grad ...heute zur Mittagszeit und jetzt in meinem Zelt sogar noch mehr! Nein, besser am Anfang beginnen.
Gestern war ich bei molligen 15 Grad in meinen Schlafsack gekrabbelt, um mal gut und warm zu schlafen. Morgens bemerkte ich die fehlende Sonne und entschloss mich rauszuschauen. Wow...die Wolken sahen aus, als hätten sie noch ordentlich was in Planung für den Tag. Da ich nicht durchgefroren und somit ausgeschlafener war als sonst, war ich auch wieder gewillt früh aufzustehen, um mein Zelt und mich trocken zusammen zu packen. Als ich fast fertig war dachte ich mir aber: "Lange keinen Nervenkitzel mehr gehabt...fährste heute den zweiten Tag hintereinander ohne Regenkleidung!" Was bin ich doch ein Gefahrensucher, wa?! Es hat sich gelohnt - nach nicht ganz zwei Stunden hatten Wolken und Sonne abrupten Schichtwechsel, wobei letztere mit ähnlicher Leidenschaft wie erstere auftrat. Erst fuhr ich die 63, später die 15. Beide Straßen sind sooo schön! Und alle Gewässer hier sind sooo hinreißend! Es war wie eine anmutige Kette aus Asphalt, auf der lauter Perlen und Edelsteine in den verschiedensten Grün- und Blautönen aufgereiht sind.

Dafür war ich am 4. Juni aufgebrochen - zu reifenschmeichelnden Kurven und verzückenden Ausblicken! Leider waren all die Oldtimer, die sich auf dem Hinweg am Geiranger aufgrund eines Treffens rumgetrieben hatten fort. Das waren nicht so Dinger wie sie hier fahren - nur wenige Jahrzehnte alt, sondern teilweise noch mit Holzchassis und schmucken Weißwandreifen. Ein echter Augenschmaus - zumal sehr viel mehr von diesen, als von normalen Autos unterwegs waren. Heute huschten dagegen "nur" ein DB 9 und irgendein Maserati (aber die sind ja sowieso alle schön) an mir vorbei. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass ich den ersten Tag nach einer langen Woche keine Diarrhoe mehr habe, war das ein restlos gelungener Tag =). Ich wundere mich ein wenig noch immer taube Fingerspitzen zu haben. Bis vor zwei Tagen hatte ich das auf die Kälte geschoben. Aber nachdem ich in Gegenden angekommen bin, wo die Freibäder geöffnet haben, dachte ich, das müsse mal weggehen... zumal man bei null bis vier Grad doch keine bleibenden Frostschäden bekommt. Oder ist das durch den Fahrtwind in den vollgesogenen Handschuhen dann doch zu viel für die Haut? Egal, ich mache mir keine Sorgen...nach einer Hochzeit mit langer Standzeit in den falschen Schuhe hatte ich acht Wochen einen tauben Zeh, der jetzt wieder normal ist. Nur dass das mit den Fingern lustigerweise deutlich mit mangelnder Feinmotorik einhergeht....also hoffentlich keine Acht-Wochen-Geschichte. Oh da fällt mir ein, ich hatte heute gleich nochmal Glück. Ein Wohnmobilfahrer träumte im Tunnel wohl vor sich hin und verließ die Spur - gänzlich auf die Meine. Es war eine Kurve so dass ich ihn erst spät sah. Es war lustig...ich leitete das Ausweichmanöver bis sehr nah an der Wand vorbei ein, doch mein Gehirn gab schon Befehl zum Lidschlußreflex, weil es wohl unabwendbar von einer Kollision mit dem Außenspiegel des Herrn ausging. Man muss auch mal Glück haben, gell :-D.
Da wo ich zelte ist ein großer Fluß, den ich mir natürlich zum Baden gesucht hatte. Und gerade will ich mich entblättern, da sehe ich Angler...nicht einen, nicht zwei...acht! Na toll, durfte ich den ganzen Fluß hochmaschieren, um ein ruhiges Plätzchen zu finden. Ändert nichts daran, dass ich mein Zelt bereits aufgebaut hatte, weil die in ihrer Tarnkleidung nicht zu sehen waren =[. 

473 km fast nur kleine Straßen =), 10'30" (Pausen sind lästig, Tankstopps mussten heute reichen)

So und nun wird es spannend: Ihr denkt bestimmt alle die Reise befinde sich bereits im Abgang und es passiert nichts mehr - doch morgen wird es nochmal aufregend. Deswegen verrate ich auch nicht wo mein Zelt grad steht und welche weiteren genialen Straßen ich noch gefahren bin. Denn das hier soll ja ein Abenteuerblog sein (bilde ich mir zumindest ein...vor allem weil ich mir so abenteuerliche Patzer leiste :-D) und bei Abenteuergeschichten ist es wichtig den Spannungsbogen schön hoch zu halten. Nur so viel: Morgen geht's um Sieg oder Niederlage - Endorphine oder totale Krise. Wenn es gut läuft könnte es allerdings sein, dass ich 48 Stunden nichts poste - also keine Panik, das ist der Plan.
In diesem Sinne:
.... to be continued...

26. Juni 2014 Trolltunga - It's better to burn out than fade away (Neil Young)

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass eigentlich alle Punkte von meiner Könnte-schön-sein-Liste bereits abgehakt sind...außer der Trolltunga. Ich hatte ja gesagt, nicht alles was auf der Planungsseite steht, muss ich erleben...es war vielmehr nur eine Ideensammlung, um zu wissen was Interessantes möglich ist, sobald ich vor Ort bin. Nun habe ich, obwohl die Tour mir streckenweise recht hart vorkam, allerdings bis gestern noch nicht das Gefühl gehabt, richtig was geleistet zu haben, worauf ich stolz sein könnte...und dabei war das einer der Gründe für diese Tour...ich wollte dieses Erfolgserlebnis von 2012 nochmal haben. Da es mir gesundheitlich seit gestern morgen immer besser ging, hatte ich mich entschlossen an einem Tag die Strecke von zwei Tagen der Hinfahrt zu schaffen - von vor Geiranger bis zur Höhe von Odda, nur weiter westlich. Dort hatten wir zu dritt zwei Tage das Zelt stehen und dort wollte ich die Zeit bis zur Fähre verbringen. Der Platz ist perfekt: Idyllisch, Wasch-, Bade- und Angelmöglichkeit, das Zelt steht sehr unbeobachtet. Zudem wenig krabbelndes und fliegendes Getiers.
Ich war recht spät angekommen, wollte aber für den nächsten Tag noch alles vorbereiten: Ich überlegte gut was ich mit auf die Wanderung nehmen wollte, um meine Erfolgschancen durch wenig Gewicht zu erhöhen...das war dringend nötig, wenn ich mir meine klägliche Leistung auf den Wegen zu Preikestolen und Kjerag in den Sinn rief. Dort waren es zweieinhalb beziehungsweise fünf Stunden gewesen...Trolltunga wären schätzungsweise zehn...sofern ich denn gleichbleibende Leistung auf die doppelte Zeit zeigen könnte. Alles in allem gingen meine Chancen die Trollzunge tatsächlich zu erreichen meiner Meinung nach gegen Null. Doch es heißt: "Mutig sind diejenigen, die eine klare Vorstellung davon haben was vor ihnen liegt, sei es Sieg oder Niederlage und ungeachtet dessen hinausziehen und sich dem stellen.". Würde ich es nicht wenigstens probieren, wäre es wie eine verlorene Schlacht, aber nicht wegen körperlicher Schwäche, sondern weil ich es erst gar nicht versucht hätte. Das würde mich schrecklich piesacken. Hätte ich dagegen alles gegeben, bevor ich abbrechen müsste, wäre das zwar sehr ärgerlich, aber doch irgendwie würdevoller ...man kann nicht immer gewinnen. Aber wie man verliert kann man selbst bestimmen.
Mein Trekkingrucksack alleine wiegt mehr als ich insgesamt mitnehmen wollte. So nahm ich einen alten Packsack, den ich rekrutiert hatte, um Lebensmittel auszulagern, die nachts nicht im Zelt liegen sollten, wenn wilde Tier in der Nähe sind, und beförderte ihn zum Fünf-Liter-Rucksack....nicht bequem, aber leicht. Ein Liter Wasser (unterwegs kann man an Bächen und Seen auffüllen),  Studentenfutter, selbstgemachtes Honey Munch (wie Snickers ohne Schokolade), und ein paar Energieriegel, außerdem meine Wertsachen, ein kurzes und ein langes Shirt und eine Fleecejacke, um in der Pause auf dem Gipfel nicht auszukühlen ...das waren vielleicht zwei, drei Kilogramm. Als ich morgens los wollte, musste ich das noch um eine Regenjacke erweitern, da es nach heftigem Gewitter aussah. Ich hatte zwar nochmal das Wetter gecheckt, doch in den letzten Wochen hatte sich das alltäglich als völlig sinnfrei ergeben, da immer nur da Regen zu fallen schien, wo ich mich aufhielt. Ein Biker, der zeitgleich mit mir auf den Lofoten war (aber von Nord nach Süd reiste) erzählte beispielsweise er hätte fast nur Sonne gehabt...ich hatte insgesamt 20 Minuten Sonne auf den Inseln. Wie dem auch sei...
Ich fuhr um 8.00 Uhr am Zelt los, um einige vor mir die Trampelpfade deutlich machen zu lassen... falls es oben geschneit haben sollte, wollte ich nicht nach dem Weg suchen müssen. Nach 45 Minuten Fahrt parkte ich am Fuße des Berges, bezahlte das Parkticket (50 NOK/16 h, 100 NOK/24h - Autos das doppelte) und bereute es auch prompt als ich die Magelibanen hoch schaute...ein Lasten-/Personenaufzug außer Betrieb. Das Bild zeigt deutlich die 900 Höhenmeter, die man binnen 1,7 Kilometern überwinden muss...nur eben daneben im felsigen Wald. Aber es nützt ja nichts - Ziel ist Ziel...also ran an den Speck! Noch vor Ende des zweiten Kilometers rutschte ich äußerst unglücklich aus, schlug mir die Hände auf und verknackste mir mein Knie...dummerweise das was noch heile war. Aber egal...waren ja nur noch neun Kilometer hin und elf zurück...wird halt gehumpelt. Es ärgerte mich sehr, ich hatte auf die nächsten neun Stunden jetzt schon keine Lust mehr und hätte am liebsten abgebrochen. Aber Kneifen gilt nicht, also weiter. Insgesamt war ich recht stolz...hatten mich auf den anderen zwei Wanderungen die Leute noch reihenweise überholt, so war das jetzt andersherum - ich war die Schnellere und wurde des öfteren vorbei gelassen. Ich glaube als die Jungs dabei waren, habe ich mir viel Druck gemacht zu langsam für sie zu sein, was mich sofort Kraft gekostet hat (ich weiß, voll kopfkrank :-/). Nun waren es einzig ein paar Jugendliche, die mich immer wieder überholten, doch zugleich so ausgedehnte Pausen machten, dass ich sie auch immer wieder einbekam...und spätestens als sie mich schließlich nicht mehr passierten, da das mit den Pausen wohl überhand nahm, wuchs ich gleich nochmal um ein paar Zentimeter =). Ob ich das Tempo halten könnte? Oder würde ich deswegen nach der Hälfte aufgeben müssen, um gewährleisten zu können, aus eigener Kraft zurück zu kommen? 
Nach einem kurzen Plateau dann auf insgesamt fast 1200 Höhenmeter klettern, ebenfalls wieder in unter zwei Kilometern. Ungefähr auf der Hälfte dieses Anstiegs bekam ich eine Erkältung...so was hab ich noch nicht erlebt - wie auf den Leib geschmissen, von einer Minute auf die andere! Meine Nase lief fortan ununterbrochen und ich war sehr glücklich eine Rolle Toilettenpapier mitgenommen zu haben. Ich hoffte es sei eine Allergie, doch da es noch anhält und ich mich insgesamt krank fühle, gehe ich nicht davon aus. Ich wunderte mich wie viele mit sehr viel Gepäck wanderten. Michael, Marc und ich hatten ebenfalls überlegt oben zu schlafen - also Zelt, Schlafzeug, Essen, Kocher etc. mitzunehmen. Alleine wären wir da oben dann trotzdem nicht gewesen...sehr, sehr viele machten nämlich genau das. Nach ein paar kleineren Hügeln - aufgeteilt auf mehrere Kilometer kam dann unscheinbar und fast versteckt das berauschende Bild der Trolltunga über dem See. Einfach hinreißend! Ich stellte mich an, um auf die Felszunge zu gehen, die komplett begehbar, am Ende aber nur wenige Zentimeter dick ist. Ich setzte mich an den Rand für ein cooles Foto und um 700 Meter über dem Boden die Beine baumeln zu lassen.
Es beschlich mich ein erhebendes und zugleich anrührendes Gefühl. Warum es erhebend war, erschloss der Blick...dieser unbeschreibliche Blick, den kein Foto auch nur annähernd wiedergeben kann. Um herauszufinden warum ich gerührt war, war keine Zeit. Man geht nach vorne, macht seine Fotos und schaut, dass man nach nach 30 bis 60 Sekunden die Bühne für den Nächsten frei gibt, der seine Selfies schießen will. Aber dieses Gefühl dort vorne war so schön gewesen, dass ich eine Bergwand weiter kletterte, mir eine andere Felszunge ohne Berühmtheitsgrad suchte und mich so unbeschwert hinsetzen und genießen konnte, ohne von jemanden bemerkt zu werden. Sofort war es wieder da...es war merkwürdig...es war ein kindliches Gefühl von Sicherheit. Und plötzlich verstand ich es - es war eine Erinnerung - entsprungen aus den Bäumen meiner Kindheit. Ich kletterte damals gerne auf Bäume...für gewöhnlich schnell und hoch genug, um sicher zu sein, dass niemand mutig genug wäre mir nachzusteigen. So waren das nicht bloß irgendwelche Baumäste von denen ich fröhlich die Füße baumeln lassen konnte. Nein, es waren in diesen Momenten die sichersten Orte der Welt und die Minuten, die ich dort verbringen durfte waren Oasen für meine Seele. Dieses wohlige Gefühl war lange verschollen gewesen, also genoß ich es fast eine halbe Stunde, während ich im besten Ambiente der Welt dinnierte.
Dann stand der Rückweg an. Ich war nach den vier Stunden und vierzig Minuten (voll die gute Zeit hingelegt=)!) des Aufstiegs sichtlich geplättet und mir schien schleierhaft, wie ich nochmal dieselben elf Kilometer bewältigen sollte. Ich versuchte es zu genießen...man kann weit in die Landschaft blicken und selbst wenn man nur vor sich schaut, weil streckenweise jeder Tritt anspruchsvoll ist, so ist es ein Genuß - der Berg scheint wie angemalt. Abgesehen von den verschiedenfarbigen Gesteinsarten, ist allein der Schiefer hier so bunt und vielfältig, dass es in manch einem Rinnsal schillerte, als sei Öl ausgelaufen - tatsächlich waren es aber die gemusterten Felsen darunter.
Irgendwie bin ich wieder unten angekommen...und obwohl der Abstieg nicht, wie man vielleicht meinen könnte, viel angenehmer ist als der Aufstieg, brauchte ich nur vier Stunden und fünfundzwanzig Minuten (mein Schlafsack rief ;-p). Bei manch einem Kilometer (es stehen unterwegs Schilder mit Streckenangaben) dachte ich mir allerdings: " Wiiie können 1000 Meter nur soooo lang sein?!". Es ist wie Willard Wigan sagte: "It's a nightmare when I start and a dream when I finish. So I have to look on the dream before I finish." Mein Fazit: Ich sollte zuhause wieder öfter auf Bäume klettern :-D. Nein, mal ehrlich: Bezüglich Trolltunga würde ich jetzt gerne sagen: "Ich kann es nur jedem empfehlen! Es lohnt sich wirklich!". Es lohnt sich gewiß, doch JEDEM kann man diese Tour glaube ich nicht empfehlen. Im Gegensatz zu den zwei anderen Touren waren hier bis auf zwei Frauen (vor denen ich den allergrößten Respekt hatte!) nur sportlich gebaute Leute unterwegs und das hat definitiv seine Begründung. Die Wanderung ist technisch nicht viel schwieriger als Kjerag, aber eben härter, weil länger... da sollte man schon eine gewisse Konstitution haben, um sich keinen abzubrechen. Man sollte auch eher schwindelfrei sein. Teilweise führt der Weg über Felsspalten die nur von schmelzendem Schnee bedeckt sind. Oder die Schneefelder werden von Flüssen des Schmelzwassers unterspült. Da kann man schonmal bis zum Oberschenkel einbrechen und nicht viel unter sich haben. Einmal führte der Pfad an einer Klippe vorbei... in der Breite gerade genug Platz für einen Fuß plus fünf Zentimeter. Und dann nicht auf festem Untergrund, sondern auf glitschigen Matsch-Eis-Gemenge. Mir gefiel das alles...es machte die Tour weniger eintönig, aber es mag nicht jedermanns Sache sein. Eine gute Portion Sonnenmilch wäre nebenbei erwähnt auch hilfreich gewesen...ungefähr 18 der 22 Kilometer sind unbewaldete Strecke.
Interessant ist, was auch schon zum Kjerag und Preikestolen auffällig war: Norwegerinnen haben viel bessere Gene - in vielerlei Hinsicht: Hübschere Gesichter (sie sehen durchschnittlich ungeschminkt noch viel schöner aus, als der deutsche Durchschnitt mit sehr guten Make Up); besseres Bindegewebe (die laufen hier reihenweise mit Radlerhose rum...in Deutschland denkt man sich meistens bei diesem Anblick: " Uuuhhh Mädchen, ganz schlechte Wahl!", doch hier...schöne Beine allerorten); und - wie hinlänglich bekannt sein dürfte - mehr Oberweite. Tja, wäre ich mal besser im Norden geboren worden.

89 km 1'30"

27. Juni 2014 Baden, Lesen, Schreiben, Angeln

Mehr war heute nicht drin. Ich bin von gestern doch ziemlich durch. Zwischenzeitlich hatte ich mich gefragt, ob es besser gewesen wäre bis zur Dämmerung auf dem Berg zu bleiben, des schönen Himmels wegen. Aber so wie ich mich jetzt fühle, wäre das glaube ich echt drüber gewesen...nachts oder zumindest spät abends den Abstieg hätte ich noch schlechter gepackt. Selbst gestern viel es mir auf den letzten Kilometern sichtlich schwer meine Schritte zu koordinieren. Und das hält lustigerweise immer noch an...ich wäre schon dreimal beinahe in den Fluß gefallen, weil ich so taumel :-D.
Als ich heute gerade eine halbe Stunde meine Angel ausgeworfen hatte zog ein Sturm auf. Schnell waren die Wellen an dem kleinen Steg gut anderthalb Meter hoch. Dann fing es auf dem Rückweg an zu schütten und ich war glücklich meine Wäsche vorher noch komplett getrocknet bekommen zu haben. Nun heißt es schlafen und morgen endgültig die Heimreise antreten.
Übrigens habe ich mich getäuscht was das Getiers hier an diesem Platz angeht. Gerade werde ich belagert ...von winzigen Tierchen...keinen Quadratmillimeter groß. Hunderte...nee, wenn ich mir den Himmel meines Zeltes anschaue eher tausende. Mann, bin ich glücklich ein so feines Fliegengitter am Zelt zu haben!

28. Juni 2014 Ich wäre nur wenig glücklich, wenn ich sagen könnte, wie sehr ich es bin
 
Es hat die Nacht durch geregnet. Mir doch egal, zuhause wird alles Zeit zum Trocknen haben. Morgens lächelte die Sonne aber dann doch und obwohl ich erst um 15.00 hätte nach Stavanger aufbrechen müssen, um immer noch sehr früh am Check In zu stehen, hielt mich nichts mehr im Zelt. Ich hatte Hummeln im Hintern - nur verständlich - ich war Freitag gar nicht gefahren und Donnerstag nur 89 Kilometer. Und kalter Entzug muss im Urlaub nun wirklich nicht sein. Also fuhr ich los. Ich war bis Sandnes gefahren, hatte vorher die Fähre von Nesvik nach Hjelmeland genommen und später noch die von Oanes nach Lauvvik (je 47 NOK), um mich dann mit dem verlagerten Problem zu befassen: Ich wäre viel zu früh an der Fähre und somit wieder vom Mopped runter - soweit also keine Verbesserung zur Zeltfaulenzerei. Daher suchte ich mir einige kleine Straßen weiter im Süden und kam um 19.40 am Fährschalter an. Gibt es was Schöneres als das harmonische Umlegen zwischen sich rhythmisch dahinschlängelnden Rechts- und Linkskurven?! Nein, zumindest nicht heute, zumindest nicht für mich. Es war ein würdiger Abschluss für dieses grandiose Land. 
Ich bin heute immer wieder in heftigen Regen oder Nebel gekommen und ich hatte die Regenkleidung griffbereit verstaut.
Ich war jedoch zu gut gelaunt, um sie anzuziehen :-D. Ich habe eine tolle, fast vierwöchige Tour hinter mir, unbeschreiblich schöne Bilder in meinem Kopf gesammelt und in meinem Herzen unsagbar große Vorfreude auf Michael und das Wiedersehen meiner Freunde ...nichts könnte mir die nächsten 36 Stunden verderben (solange die BMW nicht den Weg der Suzukis der Männer einschlägt und streikt)!
Auf der Fähre angekommen lief es diesmal viel entspannter für mich. Auf dem Hinweg hatte ich einen völlig vernuddelten Spanngurt bekommen und nicht gesehen, dass es das ganz normale Prinzip ist. Ich dachte erst er sei einteilig und ich müsse die Haken an meiner Maschine einhaken. "Ahhh, kann mir mal jemand sagen, wo das an meinem Motorrad gehen soll, ohne dass es verkratzt?!" Doch dann hatte ich den Gurtsalat aufgedröselt und alles war gut - Gurten wie immer. So ging diesmal alles ganz fix und ich bin wirklich glücklich wie stabil sie diesmal steht, obwohl ich wieder den sinnbildlichen Katzentisch bekommen habe. Doch mittlerweile bin ich ja erfinderisch was das Sichern meines Gefährts angeht ;-). Jetzt bin ich heiß geduscht, für morgen liegt alles bereit und ich werde hoffentlich ordentlich schlafen, um morgen die fast 1000 Kilometer gut hinter mich zu bringen.

370 km 8'30" dazu 20 Minuten Pause

29. Juni 2014 Wie auf der Kirmes
 
Seit kurz vor fünf Uhr morgens war ich das erste Mal in meinem Leben seekrank, konnte nicht mehr schlafen und machte mir aufgrund des starken Seegangs Gedanken um mein Mopped. Es stand selbst zwar bombenfest. Doch wenn die anderen Herrschaften nicht so viel Sorgfalt beim Gurten hatten walten lassen, dann lief da unten gerade eine Runde Domino. Aber nein, es ging alles gut. Nur der Gestank nach Massenurinal auf dem Autodeck machte das mit der Überlkeit nicht wirklich erträglicher. Wir kamen mit über 45 Minuten Verspätung an, doch hoffte ich an einem Sonntag auf ausbleibende Verkehrskrisen. Weit gefehlt. Ich hatte viel Stau, viel Regen und keine Lust auf eine richtige Pause. Aber wie gestern bereits erwähnt, war mir das alles egaaaal. Die Endorphine der letzten Wochen schienen kumuliert zu sein und jetzt allesamt zu wirken. 
Inzwischen starb der mittlerweile VIERTE Ladestecker an einem Vibrationstod durch Genickbruch. Die BMW ist so rappelig, dass mir ein Stecker nach dem anderern einfach kaputt bricht, während er unberührt in der Buchse steckt. OK, der der mit Marc auf der Fahrt nach Bergen über den Jordan ging, ist wohl Altersschwäche zuzuschreiben - nichts gebrochen oder Ähnliches. Aber bei den anderen drei immer das Gleiche. 
Karten für Dänemark und Deutschland hatte ich natürlich nicht mit, in der Annahme, einer von vier Steckern würde vier Wochen überstehen. Gut, Dänemark zielgenau zu durchqueren ist easy und bis zum Ruhrpott würde ich es auch aus dem Kopf schaffen. Aber durch ihn hindurch - nein, meine geographischen Kompetenzen würden nicht reichen, um da ungenervt den kürzesten Weg zu finden. Also Stecker Nummer fünf kaufen, den ich ja ohnehin für die Zukunft brauchte...rein damit....und...geht nicht. Super, also hat's die Bordsteckdose beim letzten Zwischefall auch dahingerafft (das war die einzige Sicherung, die ich so mitten am nur mit sehr viel Aufwand hätte ersetzen können). Nun besteht aber an dieser Maschine der Luxus, nicht nur die von mir verbaute Steckdose zu haben, sondern auch noch die Originale von BMW. Bis dato hatte ich mich einer Nutzung strikt verweigert...stiller Protest sozusagen. Denn zum einen ist es eine kleine Dose und man bekommt kaum Geräte mit kleinem Stecker. Zum anderen ist sie so unglaublich dumm positioniert, dass man sich quasi auf das was in der Dose endet, draufsetzen muss - Stecker, Adapter, Kabel oder was auch immer. Ich hatte ohnehin nicht die Hoffnug einen Adapter für die kleine Steckdose zu finden. Schon den normalen Stecker hatte ich erst später in Deutschland gefunden - in Dänemark gab es nichts was mein Navi oder die manigfaltigen Adapter, die ich mit hatte, funktionstüchtig mit der Steckdose verbunden hätte. Ich freundete mich mit dem Gedanken einer noch weiter verspäteten Ankunft an und ließ mir nicht die Laune verderben...als ich...bei irgendeinem Tankstopp doch noch den passenden Adapter für großen Stecker in kleine Dose fand. Diese Dose mit Verlängerung lag fortan also genau zwischen Oberschenkel und Sitzbank. WER DENKT SICH SOWAS AUS?! Egaaaal, letztlich bin ich naß und später als vermutet angekommen, doch glüklich =)

978 km 12'10"

Ich werde hier in den nächsten Tagen noch sowas wie Nachberichterstattung betreiben - Routenplan, Fazit und natürlich noch all die fehlenden Fotos einfügen. Bleibt mir also noch eine Woche treu, wenn Ihr ein vollständigeres Bild der Tour haben wollt. 

Tourfazit

Von allen traurigen Worten, die je gesagt oder geschrieben wurden, sind die Traurigsten: "Es wäre möglich gewesen." (J.G.Whittier)
Solltet Ihr die Möglichkeit haben so was zu verwirklichen - MACHT ES! Es ist keine einfache Tour gewesen. Aber es war ein tolles Erlebnis! Ich bereue nicht nochmal am Nordkap nach besserem Wetter geschaut zu haben, doch es sprach am Tag der Entscheidung einfach zu viel dagegen - nicht nur die schlechten Wetteraussichten. 
Man sollte sich gut überlegen, wie sehr es einem zusetzt alleine zu reisen. Ich habe sehr viele Motorradfahrer mit viel Gepäck (also vermutlich ebenfalls auf langer Reise) gesehen, doch nur ein kleiner Bruchteil war ganz alleine unterwegs - ich denke das ist nicht für jeden angenehm. 
Macht vorher in Eurer Tourenkleidung mal eine sechsstündige Regentour, damit Ihr wißt was Euch erwartet....schlimmstenfalls tagelang hintereinander. Für mich waren Nässe und Kälte kein Weltuntergang, für mich war die schlechte Sicht das Schlimmste und absolut frustrierend. Und so ist glaube ich jeder verschieden in seinen Vorlieben und Empfindlichkeiten. Doch ich denke eine Tour durchzuziehen, obwohl sie einen mit eigenen Schwachstellen konfrontiert, macht das Ganze noch wertvoller, wenn einmal durchgestanden. Wünscht man sich hingegen einen Friede-Freude-Sonneschein-Urlaub, ist das denke ich nicht das richtige Vorhaben. 
Ich für meinen Teil habe mein nächstes Ziel - die Färöerinseln und Island - erstmal gestrichen. Meine Kleidung ist nicht optimal - so hatte ich, um einigermaßen trocken und warm zu bleiben, so viele Schichten an, daß ich oft nur noch so beweglich war, wie ein vollgefressenes Michelinmännchen im achten Monat...unschön. Ich müßte für Färöerwetter mal GoreTexKleidung kaufen...doch das ist sauteuer...vielleicht fahr ich doch besser in den Süden. 


Routen
Die Routenpunkte habe ich alle anhand der Tankstopps gesetzt. So könnt Ihr nachvollziehen, wo Ihr Tankstellen findet. Ich habe meist nach 200 Kilometern getankt, da ich nur einen neun Liter Tank habe. Es wurde nur zweimal so knapp, dass ich den Kanister brauchte: In Dänemark auf dem Hinweg - keine zwei Kilometer vor der nächsten Tanke und am letzten Tag fünf Kilometer vor unserer Garage :-D zu hoch gepokert. Die Fahrten abseits dieser Route - mit Marc, alleine oder zu den Aussichtspunkten sind darin nicht einzeln enthalten.

Mönchengladbach bis Voss:

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Voss bis Südlofoten:

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Südlofoten über Narvik bis Südnorwegen:

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Südnorwegen bis Mönchengladbach:

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Zeit für eine heitere Runde Namedropping

Camping und Hütten: 24 Kilometer nördlich von Voss liegt Myrkdalen und unter anderem der Campingplatz Myrkdalen Camping. Die Hütten 1 bis 4 werden wohl gerade saniert. Die Sanitäranlagen haben das schon hinter sich - sehr sauber, modern und wohl auch nutzbar, wenn man nicht dort schläft. Die Schlüssel liegen aus, sodass man kommen kann, wann man will. Abreisen muß man bis 11.00 Uhr. Die Duschen werden mit Fünf- und Zehn-Kronen-Münzen gefüttert. Wir hatten Hütte Nummer fünf (noch nicht modernisiert) mit vier Betten, Kühlschrank, Kochniesche ohne Wasser, Fenster und starker Heizung. Decken und Kissen sind vorhanden, Bettwäsche nicht. Mit 300 NOK echt günstig.

Brustrand Camping auf den Lofoten in der Nähe der 815. Nicht so modern, 500 NOK für eine Vier-Bett-Hütte (Nummer neun) mit schlechter Heizung, Kochniesche, mit fließend kaltem Wasser, ohne Bettzeug. Abreise bis spätestens 12.00 Uhr. Duschen mit Zehn-Kronen-Münzen

Karingen turistsenter kurz hinter Kanstad an der E 10 ist recht groß. Eine Viererhütte für 400 NOK ist gut, wenn auch alt. Hütte Nummer 6 hat Decken und Kissen, gute Heizung, Kühlschrank, Kochniesche ohne Wasser. Kostenfreie Duschen und Abreise nach Lust und Laune =)

Kviltorp Camping bei Molde ist riesig und gerade neu gebaut. Super sauber, super modern. Sie haben fast fünfzig Hütten, wenn ich das richtig gesehen habe. Ich habe aufrgrund der Preise (kleinste Hütte 525 NOK) nur gezeltet (135 NOK) und die Sanitäranlagen genutzt (man muß sich Polleter an der Rezeption oder im MIXmarkt holen - zehn Kronen pro Polleter macht fünf Minuten Duschen)

Isomatte: Therm-A-Rest Neoair XTherm ist glaube ich derzeit die Wärmste auf dem Markt - mit einem Packmaß von cicra einem Liter ein wahres Kuschelwunder. Ich kann sie nur empfehlen! Einige Rezensionen besagen, sie würde bei jeder Bewegung unerträglich laut knistern und rascheln - sehe ich nicht so. Desweiteren wird das Aufpumpen durch den Packsack als Pumpe leichtgemacht und das Einrollen ebenso, da keine 
zu komprimierende Schaumstoffeinlage wie bei den selbstaufblasenden Matten vorhanden ist, sondern verschiedene Lagen getrennt isolierender Luftkammern. Fünf Sterne!

Navihalterung: SW-motech hat einen Kugelkopf, den man in die Gabelbrücke am Lenker schrauben kann (passende Schrauben für Euer Motorradmodell liegen in der Regel bei). Daran wird dann ein Arm festgeklickt, in den man die Aufnahmeplatte der Navitasche (oder was auch immer man dran machen möchte) stecken kann - ebenfalls mit Kugel, sodass man das Ganze drehen und neigen kann, wie man es gerade aufgrund der Motorradanatomie und der wechselnden Sonneneinstrahlung braucht. Trotz meiner vibrationsintensiven Maschine kein Gewackel und Gezitter - absolut gut! 

BMW G 650 x Country: Ein tolles Tourenmotorrad - rundum! Ungefähr 8000 Kilometer in unter vier Wochen und nicht ein einziges Mal gemuckt...nicht mal einen Tropfen Öl wollte sie haben. Selbst mit Gepäck auch von einem schwachen Mädel wie mir noch aufbockbar. Die Abgasführung ist suboptimal und sie mag Leuten mit kürzeren Beinen zu hoch sein. Mir ist es gerade hoch genug - wenn ich mich weiter nach hinten setze oder ein bißchen zur Seite, kann ich auch mal ein Bein strecken oder hängen lassen während der Fahrt.

Packrolle: Ich habe die Packrolle der Polo Eigenmarke Drive - absolut dicht und auch noch ziemlich hitzebeständig, wenn sie zum Beispiel in Auspuffkontakt kommt.

Land- und Straßenkarten: Ich habe relativ lange nach Karten gesucht, die einerseits das Straßennetz gut wiedergeben und andererseits Höhenangaben enthalten, damit man weiß,  wie warm man sich für die nächste Etappe anziehen muß und auf welcher Höhe man zelten muß/kann/möchte. Da bin ich auf den Verlag Reise Know-How gestoßen. Die Karten sind auch komplett durchnässt noch absolut reißfest und beschriftbar. In nassem Zustand ist Kugelschreiber unlöslich, Textmarker hingegen verblasst nach mehreren Tagen im Wasser. Glücklich war ich über die grauen, dünnen Linien, die jeweils ein wenig Offroadspaß vermuten ließen =)

Schlafsack: Ich habe immer noch meinen Marmot Sawtooth Membrain, mit dem ich sehr glücklich bin. Ich bin eine wirkliche Frostbeule, weswegen mein Komfortbereich nicht im angegebenen Rahmen liegt. Doch er ist gut gearbeitet - breit genug, um auch mal ein Bein anzuziehen, kleiner Wärmekragen zum Schließen am Hals, wasserabweisendes Außenmaterial, gut komprimierbare Daunenfüllung, von unten und oben zu öffnender Reißverschluß, kleines Packmaß.

DANKE :-* !

Danke Michael! Du hast den Urlaub mit mir verbracht, obwohl klar war, er würde nicht Deinen Traumvorstellungen von Urlaub entsprechen - ich habe mich sehr gefreut mit Dir fahren zu können. Nicht zu vergessen wie viel Geld ich für meinen Einzelurlaub und vorher für die coole Maschine ausgeben durfte =)

Danke Marc! Du hast den richtigen Riecher für gute Zeltörtchen, schöne Straßen, Fische und Offroadspaß. Doch es war nicht nur praktisch Dich dabei zu haben - überhaupt war es einfach schön und eine wahre Freude. =)
Ich hoffe die traumatischen Ereignisse um den Verlust Deiner Maschine verblassen schneller, als die schönen Erinnerungen der ersten acht Tage!

Danke Steffi & Benny! Es war toll am ersten Tag bei Euch schlafen zu können, statt gleich zwölf Stunden auf der Autobahn verbringen zu müssen =)

And last but definitely not least:
Danke Jens! Du hast lange mit dem Hersteller meines Zeltes rumgehampelt, weil vor Monaten eine Stange gebrochen war. Hättest Du das nicht gemacht, hätten wir bereits an Tag fünf dumm ausgesehen. Die nächste Stange war gebrochen... doch da Du für mehrere Ersatzstangen gesorgt hattest, konnten wir alles easy reparieren und ich ganz entspannt den nächsten Wochen entgegen sehen =)

10 Kommentare:

  1. Hallo Sabine ! Einfach Klasse, deine Tour zum Nordkap. Wir, Smi und Smu, wollen 2014 auch dorthin und dann aber nicht wieder sofort zurück, sondern noch durch Norwegen fahren. Die obigen Ziele stehen bereits auf unserer Liste. Wir hatten die Idee 2013 und fiebern nun dem Ganzen entgegen. Eigentlich könnten wir schon morgen fahren....(eigentlich)! Unsere Idee und mehr haben wir auf www.nordkap2014.de eingestellt. Vielleicht sieht man sich ja 2014 in Norwegen. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute auf deinen Fahrten. PS: Einige Hinweise in deinem Bericht zum Nordkap bestätigen unsere Planungen (i.S. Hütten, Verpflegung, Gepäck etc.).

    LG
    Smi !!
    smiundsmu(at)nordkap2014.de

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    1. Ohhhh wie schön - echte Aachener!!! Bin in Würselen geboren....daher *schmacht*...
      Eure Seite ist ja echt professionell - alle Achtung! Ich wünsche Euch alles Gute!

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    2. Aachener?? Wieso kommst du auf Aachen? Oder meinst du mich/uns gar nicht ! Wenn deine Antwort zum Eintrag von Smi gehört: Danke für deine positive Reaktion auf unsere homepage. Du kannst dort sicher einige Infos für deine geplante Tour mit deinem Mann finden. Obwohl, du bist ja schon mal dort oben gewesen und hast bestimmt einen Wissensvorsprung in Sachen Skandinavien !! Also: Nochmals alles Gute aus dem Ruhrgebiet (nicht aus Aachen). LG Smi

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  2. Huuuch, da frag ich noch jetzt auch mit welchem Nordkapteam ich Euch da durcheinander gewürfelt habe...der Kommentar war jedenfalls für Euch, aber das mit den Aachenern habe ich dann wohl am gleichen Tag in einem anderen Reisebericht gelesen ... sorry.

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  3. Hallo Sabine
    Preikestolen und der Kjaerag haben wir uns für nächste Woche
    vorgenommen.[Anreise Stavanger 07.08.2013]
    Gerne hätte ich mir den Trolltunga angesehen,aber ist mir doch von Stavanger etwas zu weit entfernt.
    vor 3 Jahren waren wir, meine Frau und ich in Geiranger, sollte man sich auch mal anschauen. Den Wasserfall nicht vergessen anzusehen wenn man einmal in der Nähe ist.[Geiranger in Richtung Eidsdal]
    Hatten einen Bungalow in Tistam bei Utvik

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  4. Danke für die Anregungen Ihr Zwei...werde ich mich bei nächster Gelegenheit mal eingehender mit beschaftigen.
    Ich wünsche Euch eine schöne Tour und so tolles Wetter wie hier!

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  5. Hallo Sabine,
    warum verwendet Ihr Bilder vom Stilfzer Joch in den Alpen, wenn Ihr doch einen Bericht über Norwegen schreibt?
    Ganz sicher ist das nicht die Adlerstraße, sondern die Straße nach Bormio.

    Liebe Grüße

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    1. Hui, das ist ja mal ein wertvoller Hinweis! Du bist der Erste, dem es seit 2014 aufgefallen ist - mich eingeschlossen.
      Die Fotos, die ich im Tourplanungsteil zu Beginn eingefügt habe, sind natürlich keine eigenen, sondern welche aus dem Netz. Ich hatte damals nach verschiedenen Schlagwörtern, wie zum Beispiel "Adlerstrasse" gesucht und dort unter anderem dieses Bild gefunden.
      Das zeigt wieder mal: Das Internet hat nicht immer recht...und ich sollte besser recherieren, wenn ich Inspiration suche.
      Ich werde es gleich ändern.
      Danke und gute Fahrt Dir!

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  6. Hi Sabine,
    Dies klingt ja super. Ich möchte gerne im Sommer 2019 mit dem Motorrad von Südnorwegen zum Nordkapp fahren. Hättest du da evtl Tipps für mich?
    Bis jetzt bin ich dann alleine unterwegs.
    Schreib mir doch eine Email oder auf Facebook
    michaela.schoeni89@gmx.ch
    Ich würde mich freuen.
    Liebe Grüsse
    Michaela

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  7. Hallo Michaela!
    Ich hatte Dir gleich nach Deinem Kommentar eine Mail mit allerlei Tipps geschickt. Jetzt im Nachhinein dachte ich mir, sie könnte vielleicht auch im Spamordner gelandet sein, und Du wartest noch auf eine Antwort...deswegen hier nochmal ein Hinweis auf die Mail.
    Viel Freude bei Deinen Vorbereitungen!

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Elegante Schönheit

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