Ein Blog zum Thema Malerei und meinen Motorradreisen.

(Meine Bilder findet Ihr am Ende der Seite)

Mit dem Motorrad alleine zum Nordkap 2012

Dieses Jahr ist es endlich soweit - ich werde den wohl spannendsten Urlaub meines Lebens machen (so hoffe ich zumindest).
Mein Vorhaben: 

In 16 Tagen alleine mit dem Motorrad von Mönchengladbach bis zum Nordkap und zurück, wobei ich möglichst ohne Campingplätze und Hütten auskommen möchte, um die Sache günstig zu halten.

Meine Voraussetzungen sind ...nunja...sagen wir mal eher suboptimal:

Ich bin eine Frau, die noch viiiel schneller friert, als die meisten anderen Frauen ohnehin schon. 
Ich habe wenig Tourenerfahrung und - um ehrlich zu sein - nicht beste Konstitution. 
Ich habe mit einer Suzuki GS 500 E nicht gerade die perfekte Maschine für eine Tour von minimal 6300 Kilometern unter mir.
Aber hey - mein Zelt und mein Schlafsack sind einsame Spitze und ich bin ehrgeizig genug, um es trotzdem zu probieren :-)!

Angefangen hat alles im November 2011:

Mein Mann beschließt mit seinem Freund eine Tour durch Frankreich zu planen und da wir  nur ein Motorrad haben, steht gar nicht zur Debatte, ob ich mit könnte. 
Und sowieso - bei brütender Hitze in der Lederkombi festzusitzen und an jeder roten Ampel im eigenen Saft gegart zu werden - nicht gerade mein persönlicher Traum. 
Trotz meiner irgendwie gestörten Thermoregulation steh' ich einfach mehr auf die nördlichen Gefilde...
...ich wollte schon immer mal zum Nordkap...
...warum nicht mit dem Motorrad? 
Seitdem wurde viel geplant, geschraubt, gelernt (an dieser Stelle besten Dank an Marc, der sich jede noch so dumme Frage hat stellen lassen und immer einen Weg gefunden hat mir alles blondinengerecht zu erklären) und vor allem diskutiert. 
Mein Umfeld ist nicht sooo begeistert von meiner Idee und viele würden am liebsten jeden Abend einmal mit mir telefonieren, um zu checken, ob ich noch lebe. Aber das ist nicht meine Vorstellung von Urlaub...also haben wir uns auf Tagesberichte in diesem Blog als ausreichendes Lebenszeichen geeinigt (bitte verzeiht, daß das eigentlich ein Kunst- und kein Motorradblog ist und ich nicht die Muße hatte extra einen Neuen anzulegen). 
Bleibt nur noch zu hoffen, dass ich dort oben oft genug ins Netz komme.

4. Juni 2012 - noch 31 Tage bis Reisebeginn
Da ich am Mittwoch, den 4. Juli fahre, habe ich jetzt noch gut vier Wochen für den Endspurt. Diese Woche wird das erste Mal probegepackt und im Garten gezeltet.  
Bis jetzt war ich entspannter bei der Sache als meine Freunde...doch ich glaube das wird sich bald ändern.

7. Juni 2012 - Uiuiuiuiuiii!!!!
Da haben sich meine Illusionen zum Thema Gepäck heute aber sowas von auf die Nase gelegt! 
Wenn ich zwei Wochen in Urlaub fahre, habe ich keine 10 kg Gepäck (und dann ist schon 'ne Menge Sonnenmilch mit drin, gell). Ich habe also 10-15 kg drauf gerechnet (Werkzeug, Zelt, etc.) und entsprechend entspannt war das Bild von der gepackten Suzuki in meinem Kopf. Hätte ich vorher gewußt wie sie unter ungefähr 45 kg(!!!) Pröllen aussieht, hätte ich Ihr das glaube ich nie zugemutet. Jetzt muß sie wohl da durch.
Da ich noch nie mit Sozius (außer in der Fahrschule) oder mit mehr Gepäck als einem kleinen Tankrucksack gefahren bin, hatte ich mir die heutige Probefahrt jedoch viel schlimmer vorgestellt...nun gut... beim nächsten Mal sollte ich vielleicht so packen, daß mir der Kochtopfhenkel nicht ins Kreuz drückt ;-).

18. Juni 2012 - ...und wieder um eine Erfahrung reicher.
Gestern morgen wollte ich doch nochmal die seltene Gelegenheit des schönen Wetters nutzen und eine kleine Runde fahren; ein, zwei Stündchen - nichts 
Wildes also. Doch nach nicht mal 20 Minuten... in einer unscheinbaren Kurve, mit etwas zu viel Splitt für etwas zu viel Geschwindigkeit...schwups da war sie weg. 
Wieder was gelernt!
Erstens: Die nur 20 Zentimeter "hohen" und somit scheinbar sinnlosen Mäuerchen zwischen Straße und Fluss haben durchaus eine Daseinsberechtigung. 
Und zweitens: Grell ist ein leicht verfügbares Dopingmittel. Denn in der häuslichen Trockenübung für die Tour habe ich das Motorrad nicht im Entferntesten gehoben bekommen. Doch diesmal bin ich sechs mal gescheitert - darüber innerlich kochend vor Wut habe ich dann zehn Minuten gänzlich vergebens versucht mich zu beruhigen, bin dementsprechend geladen zur Maschine zurück gestapft und *ZACK* - stand sie wieder. Gut zu wissen.

3. Juli 2012 - ...könnte es blöder laufen?!!
Es ist 19.30 Uhr. Alle Wäsche ist gewaschen, für meinen Mann ist vorgekocht (er ist liebevollerweise extrem anspruchslos!), die Wohnung ist aufgeräumt,  alle Taschen sind gepackt (63,5 Kilo - uuups) , morgen muß ich nur noch vier Stunden arbeiten....und .... fast alle Fasern meines Körpers stimmen gerade dafür aaalles abzusagen und stattdessen zwei Wochen auf dem SüdAriAtoll im indischen Ozean zu verbringen. So im Allgemeinen und auch kraftfahrtechnisch im Speziellen ist hier im Mai und Juni wirklich einiges schief gelaufen. Noch heute morgen ist mir die Maschine auf der Autobahn dreimal ausgegangen...wieder nichts Schlimmes, aber meine Streßresistenz bewegt sich gerade um...nein, eher unter null. Die letzten Wochen glichen eher einem BestOf von "Pleiten, Pech und Pannen" (kennt die Sendung überhaupt noch jemand, oder bin ich mit Anfang dreißig schon zu alt, als daß man versteht wovon ich rede?); und nicht einer ordentlichen Vorbereitungsphase für eine wundervolle Tour. Aber nicht mit mir, Leute!!! Ich bin mir zwar nicht ganz sicher wie genau es dazu kommen wird, aber ich weiß: Morgen Abend werdet Ihr hier lesen können, daß ich die erste Tagesetappe hinter mich gebracht habe. Spätestens Freitagabend wird hier stehen, daß die Landschaft, die Kurven, das Wetter und überhaupt alles ganz und gar traumhaft ist und ich seeehr glücklich bin trotz allem gefahren zu sein. Da soll das Pech ma' schön gucken, wo es ohne mich bleibt!




4. Juli 2012 - Mönchengladbach - Hannover (2'48'' / 325km)
4'30"/359km
Was ist schlimmer als mit dem Motorrad bei fast 30 Grad in den Abgasen eines Staus zu stehen? Kommt Ihr nie drauf: In einem solchen zu stehen, der sich allerdings in einem Tunnel befindet, dessen Lüftungsanlagen ausgefallen sind. Für die NichtMotorradfahrer unter Euch würde ich gern erwähnen, welche interssanten Zustände sich in so einem Fall von mangelnder Fahrtwindkühlung noch ergeben - außer dem drohenden Lungenkollaps (;-)) durch Sauerstoffwerte jenseits von Gut uns Böse: Die Innenseiten der Unterschenkel werden vom Motorblock gegrillt; die Unterarme brennen nach geraumer Zeit im Dauerbetrieb von Gas und Kupplung; und die 2,5Liter Sahne in der Satteltasche über dem Auspuff wurden wohl ein zweites Mal in ihrem Leben ultrahocherhitzt. Jetzt muß ich driiingend schlafen - morgen ist der härteste Teil der Tour.

Nachtrag: Ich sollte mich vielleicht schonmal dafür entschuldigen, dass ich vermutlich jeden Tag über mein Gepäck meckern werde. Benny & Steffi haben mir ihren Wohnungsschlüssel überlassen, obwohl sie selbst nicht da sind (liiiebsten Dank =)!) Also habe ich 63,5 kg in den VIERTEN Stock getragen...oder war's nur der dritte...? Weiß nicht - nach dem ersten Treppenaufgang habe ich auf Autopilot schalten müssen. Hätte ich mal besser mein Schminkköfferchen zuhause gelassen, gell!

5. Juli 2012 - Hannover - (N)Örkelljunga (5'39"/540km)
"Wären die Wenns und Abers dieser Welt Nüsse und Naschkram, hätten wir jederzeit ein fideles Festmahl." ( Sheldon Cooper)
WENN ich heute morgen meine Angoraunterwäsche angezogen hätte, wäre ich jetzt nicht gänzlich durchgefroren. ABER ich habe mich nach den 28 Grad von gestern verschätzt, weshalb sich meine Einstellung langsam ändern musste: Von "Abhärten! Du musst abhärten!" zu " Näh! Her mit den Klamotten, Du wirst noch genug frieren!" Also alles abgepackt, in der 90Liter Gepäckrolle (Leihgabe von Marc: Danke!), natürlich ganz unten, nach was Warmem gesucht und alles wieder draufgepackt...puhhh.

~10'00"/628km
Ich habe mich getäuscht: Die Regeneration beginnt nicht morgen, sondern hat heute schon angefangen. Ich bin ziemlich nass geworden (weil Leder- statt Regenhose), habe sehr gefroren und konnte leider nur Autobahn fahren und überhaupt fühlt sich der Körper nach so langer Zeit auf dem Motorrad nicht gerade an, wie frisch aus einer Wellnessmassage ... und trotzdem ... es ist mein Urlaub. Alle paar Minuten weht mir ein anderer Duft in die Nase. Hier ein Kamillefeld, da Hibiskussträucher, dort ein Tannenwäldchen ...und langsam realisiere ich, was ich hier gerade mache: Ich fahre zum NORDKAP...ALLEINE...mit dem MOTORRAD! Das ist mit Abstand das spannendste, was ich je unternommen habe! Nur war ich gerade auf der Suche nach einem Platz für die Nacht und denk' noch: "Ob das so klug ist in diesen Schotter-Gras-Weg zu fahren?". Zwanzig Meter weiter beim Drehen im Hang hab' ich sie wieder hingelegt. Was für eine Selbstüberschätzung, neeneenee. Der vom letzten Mal angeknackste Kupplunghebel ist hin und bleiben mag ich zwischen Schnellstraße und Fabrik eigentlich auch nicht. Ich mach mir jetzt erstmal ein paar Nudeln und überlege dann, ob ich weiterfahre.

6. Juli 2012 Örkelljunga - Karlsborg (4'00"/304 km)
Gestern musste ich übrigens feststellen, dass es unklug war das Gepäck nach dem Umfaller an Ort und Stelle genervt liegen zu lassen - Ameisennest. In der einen Tasche offenes Studentenfutter, in der Anderen ein angebissener Schokoriegel...den Rest könnt Ihr Euch denken. Und der See in dem ich heute Morgen baden wollte, ist glaube ich auch die Abwasserentleerungsstätte der Fabrik. Kein Gestank, kein Schaum so dass ich es bei Ankunft schon hätte merken können; doch die Farbe, wie von einem guten Cognac...mmh, supi! Jetzt mach ich mich auf und hoffe schon am Mittag anzukommen.

7'17"/306 km
Da das Fahren das Schönste und Entspannendste an der ganzen Sache ist, hatte ich mir heute überlegt, es sei am sinnvollsten jeden Tag möglichst viele Kilometer zu machen, doch ich denke das schlägt dann auch wieder schnell ins Gegenteil um. Weil gestern schon so hart war (meine Sitzfläche schmerzt nämlich immer schon nach 90 Minuten... in dem Punkt bin ich echt voll Mimi), ich mein heutiges Minimalziel erreicht habe und an einen der beiden großen schwedischen Seen ganz nah ran kommen konnte, habe ich mich entschieden schon um Drei Uhr abzusatteln. Nun bin ich gebadet (Wasser 16 Grad, Luft 17,6 Grad - mit einem Bratenthermometer, das +/- 3 Grad Toleranz hat), habe gewaschen, gekocht (das Tütenzeug ist ja mal immer unappetitlich!) und sitze an meinem Privatstrand. Eigentlich wollte ich noch angeln, aber ich habe heute schon genug Stunden im Regen verbracht...vielleicht wenn's noch aufhört.
Ihr werdet auf dem Foto sehen, dass sich dieses Idyll hier echt sehen lassen kann. Doch um ehrlich zu sein: Bis jetzt habe ich bei jedem Aufbau und bei jedem Abbau meines Lager gedacht: "Näh...näh, wirklich nicht! Pack ein! Drehste um, fährste nach Hause, legst Dich in die Wanne und googlest "Nordkapbilder" mal bei nächster Gelegenheit!" Und da ich sehr viel mehr Tage vor als hinter mir habe weiß ich nicht, ob mein Optimismus es bis zuletzt immer wird rausreißen können.

7. Juli Karlsborg - Horndal (3'51"/280 km)
Wieder vereint! Da dachte sich das Pech:"MmmNöö, ohne Sabine ist's doof...schnell hinterher!"
Ich bin zwar froher denn je, dass ich alleine bin, damit keiner dieses Trauerspiel live erleben muß, aber mein schriftliches Kommunikationsbedürfnis wächst dadurch enorm, also verzeiht den laaangen Bericht, der jetzt folgt!
Nachdem ich gestern den Bericht beendet hatte, habe ich mich eigentlich postwendend über diesen Wankelmut geärgert  - erst grad wieder gefangen und optimistisch allem trotzend....dann einräumen, dass ich es vielleicht doch nicht schaffe. "Was soll das denn bitte, Sabine!" dachte ich mir und habe nach Erklärungen gesucht. Und ja, in der Nacht zuvor hatte ich nicht geschlafen (so gar nicht - keine halbe Stunde ist zusammengekommen!). Dadurch war ich schon mittags echt entkräftet. Ich habe meine Tasche kaum noch die zehn Meter bis zum Zelt bekommen. Mein Motorrad konnte ich nicht mehr aufbocken, auch ganz leer nicht (man bedenke: Vor wenigen Wochen habe ich es mit fast fast fünfzig Kilogramm Gepäck geschafft!), was einen schonmal entmutigen kann, weil das quasi das Aus für die Tour bedeutet. Ich kann soviel Gewicht nämlich nicht nur mit Seitenständer  packen, denke ich - zu instabil. Mir ging es also nicht gut, doch alles in allem war ich zuversichtlich, dass sich  nach einer viel erholsameren Nacht in diesem Kleinod alles ändern würde. Eine halbe Stunde nach meinem Bericht und diesen Gedanken bekam ich dann einen noch schlagenderen Grund für  meine kurze Ehrgeizflaute: Ein recht übler MagenDarmInfekt ...oder auch ohne Infektion, denn alle Medikamente helfen nicht. Ab dann wechselten meine Pläne  circa zehnminütlich von " Du ziehst das durch!" zu "Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr!" Dann habe ich Michael ausführlich die Ohren voll geheult und wir haben uns darauf geeinigt, zu sehen wie die Nacht verläuft. Übel war sie, wirklich übel. Aus körperlichen Sachen mach' ich mir normalerweise nicht sooo schnell was, aber heute morgen wollte ich nur eine heiße Dusche, eine Wärmeflasche, mein Bett mit zwei Decken in Übergröße und jemand,  der mir Kamillentee an eben dieses bringt. Und so war da eigentlich schon die Entscheidung gefallen: Ich erkläre das Projekt als gescheitert und versuche schnellstmöglich mit wenig Übernachtungen heim zu kommen. Die Entscheidung fiel mir unbeschreiblich schwer, also dachte ich mir: " Mach' das Beste draus... setz' dir zum Trost deine Motivationsmusik auf die Ohren, die du für solche Momente mitgenommen hast und versuche beim Fahren Kraft zu sammeln." Ich habe dann das Motorrad doch noch irgendwie auf den Hauptständer bekommen, danach aber drei Stunden zum Packen und Beladen gebraucht (statt sonst 30 - 60 Minuten). Musik rein, rauf auf das Ding und zehn Kilometer bis zu der Kreuzung gefahren, wo ich mich dann zwischen Süden und Norden entscheiden mußte....und was soll ich sagen...allein die zehn Kilometer haben deutlich gemacht, wie wundervoll  Motorradfahren ist...
...ich weiß, die meisten von Euch werden jetzt den Kopf schütteln. Und ich kann Euch verstehen! Doch was würdet Ihr machen, wenn Ihr zwischen Eurer persönlichen Pest und Cholera wählen müßtet?!
Breche ich ab bevor ich mir zu hundert Prozent sicher bin, dass ich es nicht mehr bis nach Hause schaffen kann, so werde ich da ewig dran zu knabbern haben. Mache ich jetzt weiter ist es ebenso hart...vielleicht auch härter, aber dann ist es in spätestens zwei Wochen geschafft und ich gehe mit der Stärkung des Erfolgs nicht aufgegeben zu haben aus der Sache hervor. Gebe ich jetzt auf habe ich viel Kraft (und Zeit und Geld!) investiert, aber kein Fünkchen Kraft gewonnen.
Nun befinde ich mich also 228 km weiter nördlich  als heute morgen und weiß immer noch nicht, ob ich bis zum Nordkap komme, aber ich weiß, dass ich es probieren werde...zumindest heute. Morgen wird dann wieder neu entschieden. 
Ich bin jetzt aber auf den bereits erwähnten Plan umgestiegen, mehr Kilometer pro Tag zu machen, um  vielleicht ein oder zwei Übernachtungen und damit mühsames  Packen zu sparen.
Jetzt möchte ich noch die positiven Dinge erwähnen, damit Ihr seht, dass ich, wenn auch nicht meine Kraft so doch wenigstens meine Zuversicht wiedergefunden habe:
Nachdem ich gestern bei Dauerregen Wäsche von zwei Tagen nicht trocknen konnte, bin ich heute hocherfreut alles auf meinem Gepäck platziert bekommen zu haben, sodass jetzt fast alles trocken ist. Durch den bereits gestern durchgeführten Handschuhwechsel tun meine Blasen in der Handinnenflache nicht mehr weh (ich geb' wohl zu viel Gas;-)). Und widererwartend muss ich wegen meinem Knie gar keine Schmerzmittel nehmen, obwohl ich spätestens für heute damit gerechnet hatte. Normalerweise wird sowas ja schlimmer wenn man's nicht schont. Aber gerade ist es OK.  Ich muß mich nicht mehr übergeben, was wirklich von Vorteil ist, da mit Helm immer ein wenig Panik aufkommt, sobald die Übelkeit zu doll wird. Ausserdem hatte ich heute wenn's hoch kommt eine Stunde Regen.  Also alles wieder im grünen Bereich ;-).
So ich habe endlich fertig!
6'30"/351km...also schon 70 Kilometer rausgeholt:-)

8.Juli Gävle - so weit wie möglich (4'25"/300)
Zu dem Foto, das hier noch her kommt: Der Schlafplatz hätte landschaftlich schöner sein können....direkt neben einem Shoppingcenter. Aber da ich partout nichts anderes fand und Samstagabend und Sonntag kein Mensch zu sehen ist...
Die Nacht hat wenigstens ein wenig Schlaf gebracht und so habe ich morgens hochmotiviert gedacht: "Iss mal wieder was, dass Du zu Kräften kommst." ...schlechte Idee...
Da ich ab heute meinem Minimal Ziel voraus bin, werde ich glaub ich nur noch das Minimalziel in Zeit und Kilometern wie bisher angeben sowie den Ausagangsort.
Ach ja...Michael, ruf schonmal den Rechtsanwalt an - wir verklagen Saturn ;-). Da hatte ich gerade den grandiosen Entschluß gefasst, nur noch mit Musik zu fahren, weil dann gleich alles viel weniger schlimm ist...da geht der Ladestecker kaputt! (Für  Handy und Navigationssystem habe ich glücklicherweise noch einen doppelt bei.) Aber das bedeutet, ich muß mir die paar Stunden Musik, die mir verbleiben gut einteilen - für Tage, die schlimmer sind als der heutige...und die werden gewiß noch kommen....aaach jaaaa....wäre schön gewesen.
Es regnet heute schon seit Zeltabbau und trotzdem (!!!) habe ich vergessen meine Regenhose anzuziehen und - was viel schlimmer ist - Zelt und Schlafsack wieder wasserdicht zu verpacken. Wie kann ein einzelner Mensch sooo vergesslich sein?! Mal sehen, ob das diese Nacht trocknet, sonst muss ich morgen doch eine Hütte mit Heizung nehmen.
Michael hat mich darauf hingewiesen, dass ich das mit dem Knie gar nicht erzählt hatte: Bei dem Umfaller am 5. Juli war mein Bein dazwischen geraten. Nicht weiter schlimm. Aber ich hatte noch nie über 250 kg auf mir liegen und habe dementsprechend ungeschickt mehrere Anläufe  gebraucht...beim Zweiten habe ich mich nach einem  *knacks* schnell reumütig zurückgedreht und es anders probiert. Doch dann tat das Knie halt weh....ist aber nicht so schlimm geworden, wie befürchtet.
Übrigens reagieren die Skandinavier ähnlich wir Ihr. Ich versuche hier ja menschlichen Kontakt zu meiden, aber auf der Fähre oder am Fährschalter hat man nur begrenzte Fluchtmöglichkeiten. Also ergeben sich Gespräche die von: " Nordkap? Sure?! You?!! Alooone?!?!  Really Sure?!!?! Pleeease drive carefully!!" bis hin zu: " Wissen du uberhaupt wie man die Ketten smiert? Und ich glauben auch vielleichst du mussen die Ölen füllen nach auf so eine große Fahrt..." reichen. Süß gell? Ach ja: Über ein Liter Öl hat sie bis jetzt gefressen ...ich mach mir ein wenig Sorgen. Ist aber alles dicht.
Ich bin jetzt bereits in Härnösand, meinem eigentlichen Minimalziel für heute. Allerdings möchte ich nach der Pause hier noch ein bissel was schaffen.
Was heute schön war:
Ich habe Sekundenkleber gefunden mit dem ich meine kaputten Kopfhörer  flicken konnte.
Ich habe herausgefunden was "10W40 halbsynthetisch" auf Schwedisch heißt (so hoffe ich).
Ich habe mittags Marc's Wettervorhersage gelesen, als ich gerade im Regen meine Pause begann und dachte mir "Nee, is' klar...soll ich Dir ein Foto von diesem Himmel schicken?"
5 Minuten später kam die Sonne raus und ich hatte eine schöne Pause.


Jetzt habe ich ein herrliches Örtchen gefunden, habe wieder alles Nötige erledigt (Wasser 15Grad, Luft 17 Grad, gestern übrigens 17,3/19) und gehe jetzt noch angeln! An dieser Stelle einen super dicken Schmatzer an Sabrina, Marc und Collin, die die geniale Idee hatten mir Angelzeug in Packmaß zu schenken :-* !

Außerdem habe ich heute 452 km geschafft (6'30") und damit insgesamt einen Vorsprung von 223 km =).






9. Juli 2012 - irgendwo vor Hornea (5'15"/440km)
8'00"/484km...wiiie blöd... fast drei Stunden mehr gefahren, dafür nur 44 km rausgeholt. Ich bin von der E 10 runter auf eine Landstraße (392) und da durfte man generell nur 80 km/h fahren ...meist aber sogar nur 30 km/h und das war noch gefährlich, weil nur Schotterpiste oder auch mal eben ein hundert Meter langes Kiesbett...ich bin tausend Tode gestorben....die Reifen sind gute dreißig Zentimeter von Links nach Rechts gehoppelt, die Maschine immer wieder ins Kippen gekommen...Mann, Mann, Mann. Jetzt überleg ich, ob ich einen riesen Umweg zur nächsten Europastraße fahre oder darauf vertraue, dass die kommenden Landstraßen so gut sind, wie die letzten zehn Kilometer.
Ich hatte heute Mittag 22 Grad und mich schon gefreut, dass das Baden heute gemütlicher wird. Zwischenzeitlich war ich dann auf über 400 Höhenmeter mit 15 Grad (brrrrr...ich war für 22 Grad angezogen!). Jetzt liege ich in meinem Zelt - wieder an einer Landstraße mit einem See ( Wasser 14 Grad, Luft 16 Grad). Ich bin ordentlich kaputt und ein wenig enttäuscht, weil ich heute wieder essen konnte und gehofft hatte, so voller Power genug Kilometer zu machen, dass ich morgen schon am Nordkap meine Belohnungshütte mit Heizung und Dusche beziehen kann. Aber die Straßenverhältnisse waren heute einfach nicht sehr motorradfreundlich. MOrgen wären es offiziell 8'00"/616 km...unrealistisch denke ich. Für  Fotos bin ich zu müde, vielleicht mache ich morgen eins. Ach ja das Internet hat immer Recht (;-)) merke ich hier beinahe täglich. Kaum ziehe ich auch nur in der Nähe von Finnland den Helm ab, haben mich schon zehn (!) Mücken gestochen, obwohl mit Rollkragenpulli und Handschuhen ja nicht viel Haut rausguckt, gell.


10. Juli 2012 Korpilombolo (5'19"/440) oder "Sabine wieder selbstverschuldet voll am Limit."

Kann mir jemand biiitte sagen warum ich so lernresistent bin?!
Camper, Mücken, Rentiere, Holländer, Minenfeld, Kurven statt Biegungen, noch mehr Mücken und die Frage welches der grandiosen Fotos es heute in den Blog schafft...wo fang ich bloß an?!
Am besten bei der Nacht - 70 Kilometer vor der finnischen Grenze. Ich konnte nur bis 23.58 Uhr schlafen, weil sich danach Finnen mit zwei Wohnmobilen auf den kleinen Schotterplatz gesellten und zweieinhalb Stunden ordentlich Radau machten - drei Meter neben meinem Zelt (nicht untertrieben!). Danach war Ruhe, jedoch konnte ich nicht mehr einschlafen, weil mir bei +1 Grad zu kalt war. Eigentlich hätte ich nur meine Angorasachen suchen und anziehen müssen - hätte bestimmt geholfen. Doch ich war so fertig, dass ich fortwährend dachte: " Wenn du nur die Augen zulässt und dich nicht noch mit Suchen vollends aufreibst, schläfst du bestimmt gleich ein...bestimmt!" Nee, dann halt um 5.00Uhr aufgestanden und zwei Stunden gepackt. Diesmal unter Schweiß und Zittern, da ich sie partout nicht aufgebockt bekam. Beim letzten Versuch habe ich das Gleichgewicht verloren und *plumps*... Kann mir jemand sagen warum sie auf der rechten Seite liegend so viel mehr Benzin verliert als auf der Linken? Ich dachte schon es sei ein Schlauch abgerissen! Egal - wieder aufgestellt (Aufstellen geht, Aufbocken nicht....was soll das denn jetzt wieder?!) Wie dem auch sei...eben doch Untergrund und Motorrad so drapieren, das ich es wage auf dem Seitenständer zu packen. Ätzend - kann man nicht anders sagen. Alles so wackelig, weil man das Motorrad halten muss, da es zu keiner Seite kippen darf und man aber eigentlich zum Gepäckhalten und Spanngurtzurren schon drei Hände bräuchte.
Ich starte bei 8 Grad und Sonnenschein - ein Traum! Wobei mir auffällt, was ich neben so mancher Sache bei der Planung nicht bedacht habe: Meine Zähne sind alle sehr  kälteempfindliche, schon seit Jahren. Dass sich auf Brust, Nacken und Hinterkopf Eisblumen bilden, kann ich verkraften, doch Schmerzen an jedem Zahn? Unschön. Man kann's jedoch wie so oft auch positiv sehen: Wunden werden gerne gekühlt. Da mein Helm sehr eng sitz, wird mein Gesicht zusammengepresst und durch die Vibration ist überall wo ein Zahn endet die Mundschleimhaut aufgescheuert. Und da ich noch alle Zähne habe....sorry Michael, bis circa eine Woche nach Heimkehr gibt's erstmal kein wildes Wiedersehensgeknutsche;-).
So...weiter im Text: Finnland durchfährt man mit 30/40/60 km/h *kriech* Dann endlich mein erstes Rentier - gänzlich tiefenentspannt, mitten auf der einen Straße auf der ich endlich 100 km/h fahren darf. Ihm folgten viele Weitere und vor allem (neben Rentier Nummer Zwei) ein Transporter der stehen blieb, um eben dieses zu fotografieren...EIN ÖCHER BUUR! Vor Freude direkt ein Foto gemacht - natürlich nur von dem aachener Kennzeichen, nicht von dem Typen (nicht dass hier Missverständnisse aufkommen!).
Irgendwo auf der 93 Richtung Enontekiö (FIN) dann erneut so ein Motorradfahrerabwehrfeld. Nur eines statt fünfzehn, wie gestern, dafür aber 800 Meter lang und auf finnisch - also reich an Wasser. Gestern dachte ich die Dinger sind nicht steigerungsfähig - ich habe mich getäuscht!
Mittags in Kautokeino (N) begegne ich dem im Kommentar erwähnten Holländer. Auch immer noch so viele Mücken, dass man sie mit AntiBrummForte zwar am Stechen hindern kann, doch aufpassen muss sie nicht einzuatmen, weil sie überall sind!
Mein Navigationssystem sagte Ankunft Nordkap: 15.00 Uhr. ("Ob ich's auf morgen verschieben soll, so wie vorgesehen?") Da diese Dinger hier oben miserabel schätzen können, frage ich den Holländer wie lange er gebraucht hat: 4 Stunden. Okay, das wäre 16.00 Uhr. Rechnen wir mit erlaubter Geschwindigkeit von meist 80 km/h = 17.00 Uhr. Grenzwertig, weil ich schon seit 7.00 Uhr auf dem Motorrad saß und das Fahren heute viel anstrengender war: Ständig taxiert man den Seitenstreifen, ob ein schwergewichtiger Vierbeiner gesteigertes Kontaktbedürfnis erkennen läßt. Die Straße sucht man stetig nach Schlaglöchern ab, da sie bei den hiesigen Ausmaßen größeren Schaden verursachen würden, als ich mit meiner Ausrüstung zu retten in der Lage wäre.  Doch ich dachte mir: " Oben empfängt dich eine warme Hütte mit Bett und eine heiße Dusche." Also nicht groß Pause gemacht, wie sonst, sondern auf zum Endspurt. Und so kam es wie kommen mußte.

Ich war beispielsweise zu dem Entschluß gekommen die 8 Grad-Kleidung gegen angemessene 22 Grad-Kleidung zu wechseln und vergaß dabei den 750 Meter Höhenpass, der vor mir lag. Als mir das aufging dachte ich: " Dann halt nochmal 250 Kilometer frieren, sind ja schnell vorbei!" Es regnete, es stürmte, es war in diesen Klamotten hammerkalt (am Straßenrand lag Schnee!)! Dann fuhr ich durch eine traumhafte Schlucht...das erste mal seit Mittwoch Kurven... echte Kurven... an deren Anfang man nicht ihren Ausgang sieht und trotzdem kein 30 km/h-Gebot... =) !!! Abgesehen davon sind Finnland und Schweden NICHTS gegen die atemberaubende Schönheit Norwegens! Allerdings: noch mehr Regen, noch mehr Sturm. Kurven die schön aber glitschig sind, vom Splitt und Schlamm der nebenliegenden Hänge....zweimal ins Schliddern gekommen...also doch langsamer fahren, um mein knapp bemessenes Glück nicht auszureizen. Außerdem immer wieder anhalten, weil die Bodenwellen jenseits von Gut und Böse bewirkten, dass ich das Gepäck immer wieder nachspannen wollte. Dazu muss ich im Schnitt viermal anhalten, um einmal eine geeignete Neigung für mein Seitenständer-Übergewicht-Problem zu finden. Was für ein Zinnober! Diese letzten 300 Kilometer waren die Schönsten, doch es war die reine Quälerei! ...Lieblingsmusik auf die Ohren...kein Unterschied...emotional, wie körperlich "the worst case". Es wurde nach meinem verlängerten Rücken gefragt: OHNE WORTE.
Auf den letzten 100 Kilometern dachte ich alle fünf Kilometer (manchmal auch öfter) über Abbruch nach....und dann doch wieder: " Nein Du packst. Du bist sooo nah dran...an einer Dusche, einem Bett, einer Hütte....am NORDKAP! Du packst das!"
Auf diesem letzten Abschnitt war der Sturm dann auf der Küstenstraße oder hoch auf dem Berg mittlerweile so stark, dass ich den Tankrucksack durchweg mit einem Arm halten mußte. Und dann diese eisekalten, nassen, nahezu unbeleuchteten Tunnel.
Sooo...Der Tag war gefüllt mit lauter interessanten Sachen, doch ich weiß einige von Euch mögen die Devise: "Das Beste bitte zum Schluss!"
Deshalb jetzt: Reine Fahrtzeit heute 12'00", zurückgelegte Kilometer 664. Yep, der aufmerksame Leser des gestrigen Beitrags hat's begriffen.
"Nordkap? You?! Alone?!?! Sure?!!"
ABER SOWAS VON! Na? Wer ist tatsächlich in sechseinhalb Tagen am Nordkap angekommen...naaa, wer?
Bitte denkt nicht das sei ein arroganter Triumph über diejenigen, die gezweifelt oder sich gesorgt haben! Das ist es nämlich bei Weitem nicht!! In Wirklichkeit konnte ich Eure Bedenken nämlich immer sehr gut verstehen. Glaubt Ihr nicht?
Nur wenige Wochen vor dem ersten Gedanken an meine Tour sagte mir Marc, er plane eine Frankreichtour...alleine (da wusste er noch nicht, dass Michael mitkommen würde).... und ich wechselte augenblicklich (schweigender Weise) zu Schnappatmung: " Alllleine?! Das geht doch nicht! Viel zu gefährlich! Was wenn dieses Schiff von Motorrad umfällt... was wenn es auf ihn fällt?!...." Ich muss das nicht weiter ausführen, Ihr kennt die Gedanken, die man sich macht. Es fiel mir sehhhr schwer den Mund zu halten und so habe ich mich bei jedem Eurer geäußerten Bedenken wieder an jenes beklemmende Gefühl im Brustkorb erinnert. Also glaubt mir - die immense Genugtuung des Triumphes gilt nur einem, dem größten Zweifler von allen: Mir selbst. Ich hoffe nun weiß mein Hormonhaushalt endlich mal wieder, wo der Hase zu laufen hat, wenn ich  das Kommando habe. Und über sich selbst darf man doch gehässig triumphieren, gell?
Jetzt noch das üble Ende des Tages: ES GIBT AM NORDKAP KEINE HÜTTEN, KEINE DUSCHEN, KEINE BETTEN!!!  Man kann zelten, falls man Sand- oder Steinanker hat, die ich mir jedoch bewusst nicht gekauft habe, weil ich dachte, ich würde auf jeden Fall eine Hütte nehmen. Wie sehr ich mir wünschte sie doch gekauft zu haben, kann ich gar nicht sagen! Denn ich wollte um keinen Preis noch einen Meter Motorradfahren. Schon gar nicht mit der Aussicht bei verschiedenen Plätzen anzuhalten, nirgendwo eine freie Hütte zu finden und dann in zwei Stunden doch das Zelt aufbauen zu müssen! Ich war sooo fertig....aber da machste  nix...wieder rauf auf das Ding und 15 km den eisig stürmischen Berg runter zum ersten Platz...und....JAAA.... unfassbar.....trotz Hauptsaison noch was frei. Nach so einem Tag erscheinen Dir leicht muffige 2,20 m x 3,00 m mit einer winzigen Heizung wie das Paradies. Nun war es endlich soweit: Luft 30 Grad, Wasser 45 Grad und von 22.00 bis 6.00 mit nur einer Stunde Unterbrechung schlafen. Ich werde zwei Nächte bleiben =).




Letzlich kann hier also nur ein Foto erscheinen, das ich dem wohl gelassensten Menschen dieser Welt widme. Wo den meisten anderen Männern bloß Angst, Unglaube und Zweifel ins Gesicht geschrieben stand, sagte er nur: "Jooo, wenn Du meinst, mach mal!"
Viiiiiiiiielen Dank Michael!!!!


11. Juli 2012 - Regeneration

Mein Motorrad muß heute dringend gepflegt werden. Es sieht mittlerweile aus wie nach einem Motorcrossevent.
Ach ja und mich müßte auch bitte dringend jemand pflegen....50 Kilometer von hier gibt's sogar einen Flughafen (hätte ich das mal früher gewußt!)... wer meldet sich freiwillig?! Nein, nein...ich bleibe noch bis morgen und dann bin ich bestimmt wieder fit.


WIEDER AUF SENDUNG!
Ihr seht das mit den ausbleibenden Lebenszeichen irgendwie nicht so locker wie Michael, gell? Deswegen hatte ich Mitleid und habe den ersten McDonald's aufgesucht, da trotz Klärung mit meinem Handyanbieter irgendwie immer noch nichts geht. Ich stelle die Berichte der vergangenen Tage jetzt so rein, wie sie an dem jeweiligen Tag verfasst wurden. Viel Spaß beim Lesen und es tut mir ECHT LEID, DASS IHR EUCH SORGEN GEMACHT HABT!

12. Juli 2012 - Regeneration vs. Resignation

Der gestrige Tag hat nicht die gewünschte Erholung gebracht. So bin ich mir nicht sicher, ob ich tatsächlich mittlerweile abgehärtet bin oder nur die "Alles-egal-Phase" der Erschöpfung eingesetzt hat: Morgens bei 8 Grad draußen im T-Shirt rumlaufen - egal; bei 2 Grad und Fahrtwind frieren, weil nicht alles angezogen was geht - egal; Regen - egal; Splitt - egal....=) endlich nochmal Kurvenspaß, hiii. Doch dann...20 Meter hinter einer Laguna-Seca-mäßig prickelnden Kurven-Hügel-Konstellation: Eine Herde Schafe auf die komplette Fahrbahnbreite verteilt. Die eine Hälfte flüchtet naturgemäß wild durcheinander, die andere Hälfte jedoch denkt sich: "Wir säugen hier gerade unsere vier Lämmer...und dann hat der Rest der Welt mal bitte schön zu warten!" Junge, war das knapp. Zwei Stunden später nimmt mir ein Transporter auf einer Schnellstraße die Vorfahrt...ich wieder voll in die Eisen und der Transporter bleibt vor Schreck mitten auf der Kreuzung stehen, statt durchzuziehen ( ja klar, war natürlich 'ne Frau). Beide Manöver schön bei Dauerregen und dementsprechend unsympathischem Bremsverhalten des Motorrads.
Baden war heute fast schon angenehm: Luft 22 Grad plus Regen, Wasser 16 Grad.
Meine Kommunikationwege werden immer dürftiger. Seit der Hütte geht außer Telefonate annehmen gar nichts mehr. Jetzt hoffe ich immer, dass Sascha wenigstens ab und zu meine Mails mit den Tagesberichten bekommt. Solltet Ihr mir gemailt haben, tut es mir leid, dass ich nicht antworte...Mails abrufen geht halt auch nicht.
10'00"/567 Nordkap - Muonio (Finnland ist schrecklich!!! Aber ich hab's nicht weiter geschafft.)

13. Juli - Mögt Ihr Comics?

Kennt Ihr diesen armen Tropf aus unzähligen Comics: Mundwinkel und Schultern hängen gleichermaßen, Gesichtsfarbe eher ungesund, ein schlurfender Gang der Entmutigung und dazu immer eine ergiebige Regenwolke über ihm. Heute war es dann wieder soweit - mein persönlicher Comic - nur für Euch! (Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Ihr über all diese Stories überhaupt lachen könnt. Über sich selbst kann man halt am besten lachen, weil man als Einziger das volle Ausmaß von Witz und Ironie der Lage kennt. Egal ich erzähl' trotzdem): Ich habe heute wieder zwischen See und Schnellstraße geschlafen (ich mußte dringend Feierabend machen und habe nichts Anderes gefunden). Nur diesmal so nah an Letzterem, daß ich die Luft- und auch Wasserverdrängung der LKW in meinem Zelt mitbekommen habe (nein, leider kein Scherz!). Trotzdem oder gerade deswegen konnte ich mich heute nicht vor 7.00 Uhr aus den Federn quälen. Da Aufbocken ja schon lange nicht mehr drin ist, wieder dieses ewige Gefrickel bis das Motorrad startklar ist. In der Nacht hatte es wie aus Eimern geschüttet, doch beim Packen hörte es dann langsam auf und so entschied ich mich bei 16,6 Grad für Ledersachen und ein paar Lagen drunter statt für die bullenwarme Regenhose. Kaum fahr ich los fängt es wieder an zu regnen. "Aaach, das bißchen Regen macht Dir nichts!" Halbe Stunde später (wieder wie aus Eimern!): "Wenn gleich die Sonne wieder so arg rauskommt, bist Du im Nu wieder trocken und warm!" Die Lederhose endet übrigens in den Stiefeln...also diese ebenfalls vollgesogen was den Schaft betrifft, aber Füße noch schön warm und trocken. Doch dann fahre ich über eine Anhöhe, von der ich über die nächsten zig Täler schauen kann: Pechschwarzer Himmel soweit das Auge reicht. Nochmal gründlich den Aufwand bedacht und dann doch abgestiegen und wieder das ganze Gepäck runter, in der riesen Packrolle (natürlich wieder ganz unten) Regenzeug gesucht, umgezogen, die nassen Sachen wegepackt, das wackelige Motorrad wieder beladen....und mit dem letzten Zug am Spanngurt....kein Regen mehr (das ist Murphy's Gesetz, oder?). Bereits hier mußte ich schmunzeln. Aber ich sollte meinen Regen noch bekommen. Circa eine Stunde später fing das Schütten wieder an, doch ich war gut gelaunt, weil optimal angezogen. Hose, Schuhe, Jacke, Stiefel... alles 100% wasserdicht (laut Herstellern) und mit der Vorsilbe "Thermo" versehen. Sehr schön! Regnet ja auch nicht zum ersten mal auf der Tour so stark. Und dann...als hätten sie sich mit ihrer Gewerkschaft auf eine Uhrzeit geeinigt...13.00Uhr Streikbeginn. Binnen fünf Minuten quittierten alle (!!!) Sachen ihren Dienst bezüglich Wasser....dann dauert es naturgemäß nicht mehr lange bis sich das mit dem "Thermo" auch erledigt hat. Natürlich auch alles in den Jackentaschen nass: Papiere, Geld...ahhh - HANDY!...puhhh....nicht kaputt.  Da ich vermeiden wollte, dass sich Schuhe und Handschuhe so vollsaugen, dass ich sie nie mehr trocken bekomme: Regendichte Fuss- und Handstulpen (Danke an Martin und Benny) raussuchen....natürlich im Gepäck gut versteckt, denn bis dahin waren Schuhe und Handschuhe ja zuverlässig dicht gewesen. Also das ganze Spiel mit dem Gepäck nochmal. Allerdings kann ich nicht mit diesen Fäustlingen über den Händen fahren, also doch sickenasse Handschuhe, da ab dem Zeitpunkt noch 300 Kilometer Regen folgten. Ich konnte jede der angezogenen Lagen auswringen. Aber wie dass am Ende von diesen Comics ist: Die Sonne kommt raus. Ich habe mich heute dann doch nochmal getraut in einen Feldweg zu fahren, um mal ein netteres Plätzchen zu finden....und siehe da: Nur das entfernte Geräusch der Autobahn auf dem gegenüberliegenden Hügel, viel Wiese und ein Fluß. Luft 19,4 Grad, Wasser 15,3 Grad.
8'40"/606 km (habe andere Straßen genommen, als auf dem Hinweg)
Muonio - Djäkneboda

14. Juli 2012 - Man muß auch mal Glück haben =)

Leider waren sowohl die beiden Handschuhpaare, als auch die Schuhe heute morgen nicht viel trockener als gestern. Ebenso der Helm - das Polster hatte sich komplett vollgesogen und trotz ein wenig Sonne am Abend war da nicht viel zu machen. Trotzdem ist heute sooo vieles besser :-)! Mein Rücken ist fast verheilt. Der Rückenprotektor hatte die Hautschichten auf einigen Wirbeln schon seit Tag Drei wegrationalisiert und ich habe bis vor zwei Tagen allmorgendlich vergessen ein paar Socken oder Ähnliches nicht im Gepäck zu verstecken, um die Stelle auszupolstern, um mich nicht täglich davon nerven zu lassen. Außerdem bin ich seit sechseinhalb Stunden unterwegs und hatte  nur eine Stunde Regen und sonst schönsten Sonnenschein. Nun ist zumindest ein Handschuhpaar wieder trocken. Die damit verbundene Wärme läßt meine Krämpfe in Unterarmen, Füßen und Händen sogar Richtung Null sinken. Oben war das bei 2-8 Grad schon doof....und das obwohl ich viel Magnesium geschluckt habe. Hinzukommt meine Mittagspause an einem traumhaften See.

...drei Stunden später.....und *zipp* ist alles wieder nass. Ist mir aber völlig schnuppe: Ich habe durch die straßenfreie  Wiese heute königliche sieben Stunden geschlafen, mit nur wenigen Unterbrechungen. Das hat mich dazu bewogen heute beim Zeltplatzsuchen abermals gründlicher vorzugehen. Nun liege ich nach 40 Minuten Suchen im Wald. Ich höre zwar die Straße deutlich, weil nur 200 Meter Baumbestand zwischen uns liegen... aber wir sind hier ja auch nicht bei " Wünsch' dir was!", also bin ich zufrieden und glücklich =) ! Und dazu diese süßen Microblümchen vor meinem Zelt....=)!
9'10"/634 km Djäkneboda - Uppsala
Yep, ich versuche einen 600 km/Tag-Schnitt zu haben, um spätestens Dienstag daheim zu sein. Dafür mußte die Route geändert werden, sodass ich morgen in Dänemark einen Campingplatz nehmen muß, da der Abend dort enden wird und man da nicht wild zelten darf. Diesmal heiligt der Zweck mir allerdings das Mittel, Ziel hin oder her.

15. Juli 2012  - Anstrengender Tag

Ich sitze also gerade bei McDonald's, nutze  WiFi und das obwohl ich heute noch keinen Kilometer in die richtige Richtung geschafft habe. Ich bin heute eine Stunde früher los um ordentlich was zu schaffen und habe diese Stunde komplett mit der Suche nach einer Tankstelle vergeudet: Die Einen zu und der VisaKartenleser kaputt, die Anderen zu und gar keine Vorrichtung für Kartenzahler ... Diese Kombination ist hier sooo selten - normalerweise kann man hier überall mit Visa tanken, ohne an die Kasse zu müssen. Wie dem auch sei....es war sehr knapp....nur noch ein Pfützchen war in meinem Tank! Kennt Ihr noch den AralWerbespot aus den 90ern? "Don't worry, be happy!" singt der Kerl, während er  zur nächsten Tankstelle laufen muß, um den Reservekanister dann wieder zum Auto zu bringen. Ich hab' mich schon laufen sehen...aber nicht singen, sag' ich Euch! 
Ich habe übrigens wieder nur bis 2.35Uhr geschlafen, da das Gewitter dann im Zelt so viel Unruhe gemacht hat, dass nichts mehr ging. Es hat also seit gestern 19.00 Uhr bis heute Mittag 14.00 Uhr in einem durch geschüttet...und ich bin irgendwie ganz begeistert, dass ich all den Regen so gut wegstecke. Ich hatte auf der gesamten Tour recht viele Tage mit mehreren Stunden Regen ... auch mit kalten Temperaturen ....und war oft falsch angezogen, weil das Wetter so extrem wechselhaft ist. Klar, toll war das nicht; es hat schon Unannehmlichkeiten mit sich gebracht. Doch da ich vorher schon mit noch tieferen Temperaturen und viel Regen gerechnet hatte, haben mich diese zwei Umstände nicht zum Hadern gebracht. Höhö...das haben ja dann genug andere Gegebenheiten erledigt ;-).
Obwohl so unproduktiv begonnen, hat der Tag doch Erstaunliches gebracht:
9'30"/985 km ...dafür sehr spät im Bett. Aber ich W I L L morgen nach Hause!!!

16. Juli 2012 - Der letzte Tag?

Ich habe gestern Abend eine Hütte gesucht und da es hier nur diesen einen Anbieter weit und breit gibt und ich weder dänische Kronen hatte, noch mit Karte zahlen durfte, mußte ich mich voll über'n Tisch ziehen lassen und ein Vietel mehr zahlen, damit er meine schwedischen Kronen annimmt. Ich habe heute also in diesem echt ungepflegten Häuschen doch einige Stunden Schlaf bekommen und konnte mich so schon um kurz nach 8.00 Uhr auf den Weg machen. Jetzt warte ich auf Steffi und komme nach fünf vergeblichen Versuchen in Deutschland ins Netz zu kommen (selbst bei McDonald's ging's nicht) dazu Euch zu schreiben.
Ich habe also noch circa drei Stunden Fahrt vor mir. 
Meine einzige Sorge: Die Maschine hat gestern den ganzen Tag wieder gemuckt. Hätte ich noch fünf Tage vor mir, würde ich versuchen mich zu kümmern, aber für die letzten paar hundert Kilometer fehlt mir der Elan da noch Zeit dran zu verlieren. Die soll jetzt gefälligst noch die paar Stunden durchhalten, sonst binde ich sie am nächstbesten Rastplatz an und such' mir 'ne Neue ;-). Nein, ich weiß, ich sollte dankbar sein: Das alte Schätzchen hat fast 6000 Kilometer besser funktioniert als ich.
...dreieinhalb Regenstunden später - nass und durchgefroren (ist mir immer noch schnuppe - diese Einstellung muß ich mir bewahren!!!) ist es also soweit:

Mission beendet Ziel verfehlt

9'10/770 km
Ja, Ihr seht das vermutlich anders: Ich habe das Nordkap erreicht und es (entgegen meiner täglichen Erwartungen) aus eigener Kraft bis nach Mönchengladbach zurück geschafft. Doch das eigentliche Ziel war ein Anderes und ich habe leider nicht gefunden, was ich gesucht habe: Eine innere Stärke und die Möglichkeit diese auch unter Leute auszuführen. Doch selbst wenn ich oben den wenigen Leuten begegnet bin, hat sie sich gleich aus dem Staub gemacht. Somit wird sich in meinem reich bevölkerten Leben erst recht nichts diesbezüglich ändern. Tja, das Leben ist halt kein Ponyhof, gell.
Ein anderes Ziel das ich nicht erreicht habe ist eher nebensächlich, doch hatte ich mich sooo sehr darauf gefreut...ich wollte im Polarmeer baden (Warum? Weil sich das schon genial anhört!). Durch den Golfstrom ist es nicht so schlimm wie es sich anhört...das Wasser ist da immer noch flüssig ;-). Doch es gibt dort oben laut den Einheimischen weit und breit nur eine einzige Stelle ohne Steilküste, wo man ans Wasser kommt: viereinhalb Stunden Wanderung hin und dann nochmal viereinhalb Stunden zurück...außerdem sind dort dann so viele Touristen, daß ich bestimmt nicht baden gehen würde....SCHADE ... :-( hatte ich mir einfacher vorgestellt.

Innnerhalb der nächsten Woche wird hier noch sowas wie eine Nachberichterstattung zu finden sein: Daten, Fotos, Fazit und so was. Wer's also genau wissen will, bleibt mir noch eine Woche treu ;-). Danke für Eure Unterstützung!

PS: Ich habe den Überblick verloren, bei wem ich mich für Geliehenes noch nicht bedankt habe...ad hoc fallen mir zum Beispiel Martina und Adrian ein: Ich lag auf Eurer Isomatte wie auf Rosen gebettet und die Faltschüssel war echt nützlich! Oder Sonja - Danke für die Schlafmaske...ohne geht bei Mitternachtssonne echt gar nicht! Wen ich vergessen habe: Verzeiht mir - ich bin echt dankbar für all die Sachen, aber voll durch den Wind und mein Kopf wie immer ein Sieb.


Alle fragen: "Hat es sich gelohnt?"

Ja es hat sich gelohnt! 
Es war die richtige Entscheidung es zu machen. 
Es war wichtig diese Tour alleine zu machen.
Es war noch viel wichtiger es nicht abzubrechen, als nicht alles glatt lief.

Es gibt einige Variablen, die es mir erleichert hätten:
- nicht alleine fahren (geteiltes Leid ist halbes Leid, aber siehe oben) 
- bessere Ausgangskonstitution (kann man sich aber nunmal nicht immer aussuchen)
- mit Enduro statt GS 500 E fahren (ich hätte viel bessere Schlafplätze und somit mehr Schlaf und Erholung gefunden, da ich mich in jeden Feldweg weit reingetraut hätte, um abgeschiedenere Plätzchen zu finden...ganz abgesehen davon hätten mich diese Minenfelder nicht so gestreßt, von denen nach meinen Berichten noch Größere kamen, obwohl ich extra nur noch auf Europastraßen gefahren bin)
- weniger Gepäck (hätte Kraft gespart)
- Hütten nutzen (ebenfalls mehr Schlaf und Erholung)
- Essen vor Ort kaufen (spart Kraft, Zeit und man muß nicht diesen immensen Verlockungen widerstehen!) 

Bei der nächsten Tour würde ich einen oder vielleicht zwei dieser Punkte ändern, aber nicht zu viele, denn es soll doch immer noch ein Abenteuer bleiben, gell.

Und nun ganz ehrlich: Es sind einfach zu viele unglückliche Umstände (vor und während der Tour) aufeinadergetroffen. Ich war körperlich und emotional oft überfordert. An allen Tagen habe ich mindestens einmal, häufig aber auch durchgehend gedacht: "Dieser Tag ist mit Abstand der Schlimmste!". Hinzu kommt: Ich habe zwar viel gelernt, erlebt und gesehen, möchte diese Erfahrung auch keinesfaslls missen....doch letzlich haben sich bei größtem Kraftaufwand doch nicht alle meiner Hoffnungen und Erwartungen in diese Tour erfüllt......und trotz allem ist es mir ein Bedürfnis zu sagen:

Sollte Euch je dasselbe Glück wie mich ereilen, dass Euch ein Abenteuer wie dieses gegenübersteht und einladend anlächelt, dann lächelt nicht schüchtern zurück, um Euch anschließend wehmütig abzuwenden und es ewig zu bereuen...

....sondern wagt es! 

Ich hege weiterhin die Hoffnung - Abenteuer können sich sehr lohnen!

Ehrgeiz

Mir ist durch diese Tour sehr klar vor Augen geführt worden, warum ich vielleicht ein wenig mehr Ehrgeiz habe als der Durchschnitt: Weil ich ihn BRAUCHE. Im Gegensatz zu den meisten von Euch schaufel ich mir nämlich ganz offensichtlich um mich herum ein Grab nach dem Anderen, zieh mir dann eine Augenbinde an und laufe fröhlich drauf los. Und so stolpere ich von einem Malheur ins Nächste. 
Ihr wißt nicht was ich meine? Hier einige Beispiele (aber nur wenige...um meine Selbstachtung nicht gänzlich zu verlieren ;-)):

Die Maschine lief bis unmittelbar vor der Tour nicht zuverlässig, sondern ging immer wieder aus, nahm kein Gas an und so weiter. Ich beginne also meine Tour und nach den ersten 160 Kilometern... sie fängt wieder an zu ruckeln, verliert an Leistung (natürlich immer im Überholmanöver!)....und ich bekomm' augenblicklich Herzstolpern. "Nein, nicht schon wieder....nicht jetzt...ich bin nicht mal aus NRW raus und die Tour wird schon gecancelt?!?" Dann hoppelt sie noch dreimal und geht aus..."Denk' nach, was machst Du jetzt!?"...och neee ....nach 160 Kilometern, wäre es vielleicht sinnig, nicht zu vergessen auf Reserve umzustöpseln..."Hö, peinlich... gut daß das keiner mitbekommen hat!"

ODER:

Ich begann meine Tour bei sehr warmen Temperaturen, doch alsbald schlug das Wetter um und ich fing an zu frieren...ärgere mich Stuuunden über meine Sensibilität gegenüber mäßig gesenkten Temperaturen...und merke abends im Zelt, daß allllllle Lüftungsschlitze meiner Jacke noch offen waren. Nett - hatte ich wieder was zu lachen :-). 

ODER - das Gleiche eigentlich... nur besser:

Ein wirklich sehr stürmischer Tag - schon hinter dem Polarkreis...allerdings mit noch trockener Jacke: "Warum ist dieses dumme Ding dann jetzt schon sooo winddurchlässig??? Mann! So ein gutes Teil und dann das ...boah, regt mich sowas auf!" Weil es mit der Kälte irgendwann echt nicht mehr geht, entschließe ich mich anzuhalten, um irgendwas mit viel dickem Stoff vor den Brustkorb zu binden...auch wenn das wieder all das Gepöngel mit dem Gepäck mit sich bringt...... ach nee...uuups Klettverschlüße, Reißverschluß und alle Knöpfe der Jacke bis zum Bauchnabel offen...*pruuust*lach*hüstel*..."Jaaa, gut daß ich alleine bin!"

ODER - emotional wie technisch dem Ersten sehr ähnlich:

Morgens hoch motiviert auf die Maschine: "Ab heute wird alles besser...bestimmt! Positives Denken ist alles, Sabine!"....80 Meter gefahren, geht die Mühle aus. "Nach nur 80 Metern?!! Dann ist sie jetzt ganz hin!" Nööö...nicht wirklich...hätte schon gereicht den Benzinschlauch vor Abfahrt anzuklemmen, gell!

Ich konnte nach der jeweiligen Klärung meines peinlichen Auftritts immer wieder über mich lachen (was ja auch viel wert ist, bei so einer einsamen Unternehmung!), doch es ist eigentlich sehr ärgerlich, daß solche Fehler die ganze Tour hindurch immer wieder passiert sind.

Der Beste, aber echt nur im Nachhinein zum Lachen:

Das morgendliche Beladen war 75 Kilometer vor Finnland schlecht gelaufen - die Maschine beim Aufbocken umgekippt, dann auf dem Seitenständer beladen, unter Beschuß von einer Million Mücken und überhaupt: Alles doof und ich dementsprechend unkonzentriert/-motiviert ...was auch immer. Nach einigen Hundert Kilometern: "Hast du die Gurte der Satteltaschen befestigt?" ....in meinem Kopf geht das Bild dazu auf, das mir sagt wo ein Gurt hingelangt, wenn unbefestigt....Bremse, Kette, Felgen überhaupt.... "Nein, der flattert bestimmt nur im Wind - kannste während der Fahrt wegstecken." Suchend nach hinten gegriffen...ah da ist er .....ahhh der ist festgezurrt...o-ohhh...Bremse, Kette, Felge?" Schnell angehalten. Uuups, zweimal gut um die Achse gewickelt und der Verschluß dann in die Bremsscheibe gefressen. Ich also schön auf einer Schnellstraße ohne Seitenstreifen auf dem Rücken liegend mit dem Messer das Ding rausgefrickelt. Die zwei anderen Gurte waren auch nicht fest: Einer baumelte tatsächlich im Wind; der Andere war komplett weggefetzt, obwohl aus echt stabilem Spanngurtmaterial. Ich will gar nicht wissen wo der zwischen gekommen ist.
Ein anderes Mal mußte bis zum letzten Rastplatz zurück und von da aus nochmal die ganze Strecke abfahren, weil ich irgendwo auf diesem Weg etwas verloren hatte, das nur geliehen war - auch vergessen festzumachen. 

Normale Leute denken halt vorher gründlich nach und ersparen sich dadurch die Energie, die zur jeweiligen Schadensbehebung notwendig ist. Ich sehe ein, wie viele Vorteile diese Variante hat. Doch irgendwie reichen meine koordinativen Fähigkeiten dafür nicht aus...also muß der Ehrgeiz her.....und geklappt hat's ja dann doch auch auf diese Weise.

Erkenntnisse

Ich bin zu folgenden Schlüssen gekommen und möchte sie gerne mit Euch teilen...für Eure nächste Tour oder einfach nur zur Unterhaltung ;-)

Gepäck im Allgemeinen

Es ist sehr hilfreich höchstens so viel Gepäck mitzunehmen, daß man das Motorrad noch aus eigener Kraft voll beladen aufbocken kann. In meinem Fall wären das mindestens 15 Kilogramm weniger gewesen, da ich den Akt mit circa 47 Kilogramm noch geschafft habe. Doch bei dem Leistungsabfall nach meinem MagenDarmInfekt hätte das dann vermutlich auch keinen Unterschied mehr gemacht.
Auch wenn ich das Ding selbst leer nicht mehr hochbekommen habe, so war der Heimweg doch bedeutend leichter – auch weil ich ungefähr 20 Kilogramm durchweg am Motorrad gelassen habe, statt jeden Morgen und Abend zwischen Zelt und Mopped hin und her zu schleppen.
Ortlieb-Satteltaschen sind echt wasserdicht. Einzig wenn sie sich nachts unbewegt im Regen befinden, statt im Fahrtwind zu hängen zieht sich durch Kapillarkräfte etwas von dem auf ihnen stehenden Wasser durch den gerollten Verschluß nach innen. Allerdings ist das kaum der Rede wert.
Marcs Packrolle (Polo Eigenmarke „Drive“ - vielen Dank, da war mein halbes Gepäck drin!) war soweit ich das gesehen habe auch dicht, obwohl im Netz immer wieder zu lesen ist, dass Ortlieb die einzige Firma ist, die wirklich wasserdichte Taschen hinbekommt. Sicherheitshalber hatte ich die Rolle deswegen mit einer Plastiktüte ausgekleidet und sowieso alles in einzelne Tüten gepackt, da man es so luftdicht und damit platzsparend komprimieren kann.
An Gewicht würde ich beim nächsten Mal folgendes einsparen:
- Zehn Kilogramm Lebensmittel (siehe unten)
- Fünf Kilogramm Benzinkanister (@ die zwei gerne frotzelnden Chemiker unter Euch: Ich weiß, dass fünf Liter Benzin keine fünf Kilogramm wiegen, doch ich habe keine Lust die Dichte rauszusuchen und zu rechnen...sollte es Euch also belasten, könnt Ihr das gerne selber machen und hier nachtragen ;-)). Ich wollte durch die Reserve unabhängiger von großen Straßen sein, um mehr kleine, kurvige Landstraßen  fahren zu können. Doch entweder darf man dann nur 30 km/h fahren oder es sind nur Schotterwege, auf denen man zumindest mit einer GS 500 E kein Kurvenvergnügen im eigentlichen Sinne haben kann....so habe ich mich irgendwann nur noch an Hauptstraßen gehalten (siehe Routenplan auf der Seite "Daten")) und dort gibt es immer genügend Tankstellen. Man darf halt nur nie zu hoch pokern, sondern lieber einmal zu früh tanken.

Mein Gepäck im Speziellen ....

…..war definitiv weiblich!....äußerst aufdringlich und stur.... Um Streit zu vermeiden hatte ich ihr auf dem Motorrad ohnehin schon sehr viel mehr Platz zugeteilt, als mir selbst. Aber wie das mit den Frauen so ist: Reichst Du ihnen den kleinen Finger, nehmen sie gleich den ganzen Arm. Also haben wir einige Tage um den mir verbliebenen Platz gestritten. Ich schiebe sie behutsam aber bestimmt nach hinten, um bequem auf die Sitzbank zu passen...fünf Bodenwellen oder eine Bremsung später werde ich erneut von ihr am Tank geplättet. So ging das einige Zeit … aber wer hat sich wohl als die bessere (nein, sagen wir lieber typischere) Frau erwiesen? Sie natürlich! Ich habe irgendwann aufgegeben und meinen Platz nur noch kleinlaut verteidigt, wenn ich vom Tanken kam und zumindest ein bissel Raum zum Aufsteigen benötigte.
Zum Sicherheitsaspekt: Das Gepäck hatte zu den Seiten tatsächlich keinen Zentimeter Spiel. Doch nach vorne und hinten …da haben mein Intellekt und Elan irgendwie nicht für eine Lösung gereicht.
Und liebe Frauen: Ich weiß natürlich, dass glücklicherweise nicht jede von Euch dieses Klischee erfüllt!
(Apropos Klischee: Mercedesfahrer sind in jedem Land gleich.)

Lebensmittel

Ich hatte mir zum Ziel gesetzt während der Tour möglichst wenig Geld auszugeben...eben auch für Lebensmittel. Ich habe mich, wie Ihr in der Datentabelle seht, einigermaßen daran gehalten. Doch ehrlich gesagt: Das war ein wirklich, wirklich dummes Ziel! Zum Einen mußte ich 12 Tage lang das Essen für 12 Tage rumschleppen. Zum Anderen lachen einen überall herrlich fettige Leckereien an....im Süden noch McDonald's, PizzaHut, etc ...weiter oben dann KebabBuden, Pizzerien und das überaus reichliche FastFood der Tankstellen. Klar, das ist nichts für Feinschmecker oder Gesundesser, doch das war mein Tütenzeug bei Weitem auch nicht. Beim nächsten Mal würde ich vorher mehr Geld einplanen und dafür oben essen was mein Magen (oder vor allem die Augen) gerade begehren.

Zu den Kurven

Es gibt keine (siehe auch "Gepäck im Allgemeinen" am Anfang dieser Seite)! Aus Liebe zu Asphalt statt Schotter habe ich mich also nach den ersten Tagen vergeblicher Kurvensuche an Europastraßen und „große“ Landstraßen gehalten. In Dänemark, Schweden und Finnland sieht das folgendermaßen aus:
Die meisten dieser Straßen gehen schnurgeradeaus – dann darf man 90 km/h fahren, mit viel Glück auch 110/120 km/h. Oft ohne Grund oder eben weil die Straße einen Hauch einer Biegung aufweist – 90 km/h. Eine etwas stärkere Biegung, aber noch lange keine Kurve im deutschen Sinne – 70/80 km/h.
Manchmal gibt es zwischen den Dörfern Landstraßen mit tatsächlichen Kurven, die nicht erst mit allerfrühestens 120 km/h Spaß machen würden, sondern vielleicht schon mit 80 km/h ... doch die soll man dann mit 30/40 km/h fahren. Alles sehr schön für den Geldbeutel meines Mannes, jedoch extrem schlecht für meinen Endorphinspiegel. 
Ob man also in Skandinavien Kurvenspaß hat, kommt wohl darauf an, wie genau man es mit den dortigen Gesetzen nimmt (außer in Norwegen, da haben die Kurven bei erlaubten 80 km/h doch Potential)
....und ein wenig auf die Risikobereitschaft. Denn jede Straße ob groß, ob klein ist von Splitt gesäumt...viel Splitt. Und der liegt auch auf fast jeder Kreuzung und in jeder vierten Kurve … ebenfalls reichlich dosiert, nicht wie hier mal ein Wölkchen. Bei einigen Kurven bin ich trotzdem ziemlich tief runter gekommen....ganz einfach - trotz 63 Kilogramm Gepäck...deswegen ein Hoch auf die gottgeschaffenen Kreiselkräfte und stabile Spanngurte, denn Kurven sind das Beste :-)!
...also Knie raus und...."Neiiin, falsche Hose an!" – schnell wieder rein. Ist mir peinlicherweise vor lauter Freude mehrmals passiert, obwohl ich in dem Kurvengebiet nie die Schleifpads dran hatte (Kopf = Sieb). Nunja, ich hab's immer noch früh genug gemerkt, um Martins Regenhose (Viiielen Dank – schön warm!) und mein Knie überleben zu lassen.

Charakteristika der durchreisten Länder

In Dänemark fährt jedermann so gemütlich, daß er auf deutschen Straßen rigoros von der Straße gehupt würde. Doch läßt man sich hier darauf ein (da man keine andere Wahl hat), ist man ebenso entspannt, wie scheinbar jeder Däne.

In Schweden sieht man so viele Volvos wie Bäume und Steine (ich weiß, ich übertreibe...aber tatsächlich nur ein wenig!). Und dann diese putzigen Rentiere: Kleine, große, voll behaart, fast nackig oder gerade mitten in der "Mauser", tiefenentspannt mitten auf der Straße - komme wer und wie schnell er wolle, oder hektisch von rechts nach links laufend, obwohl man auf Schrittgeschwindigkeit gedrosselt hat...lustig, lustig.

In Finnland sieht man eigentlich nichts - außer Mücken. Alle 15 Minuten anhalten und Visier putzen, weil man wirklich nicht mehr genug sieht! Unfassbar diese Massen. Ich war froh zwei äußere Visiere zu haben (normal und getönt). So konnte ich erst eine viertel Stunde mit dem Sonnenvisier fahren und dann nochmal eine viertel Stunde mit dem Anderen, bis ich wieder anhalten mußte. Neeervig! Ich werde in Zukunft einen Mindestabstand von 100 Kilometern zur finnischen Grenze halten. Man kann sich am See auch gar nicht schnell genug ausziehen, baden und wieder mit AntiBrummForte einschmieren wie diese Dinger sich auf einen stürzen. Nie wieder!

Norwegen ist einfach atemberaubend! Ich dachte immer ich sei Skandinavienfan...das bin ich aber durchaus nicht...ich bin eindeutig nur Norwegenfan! Es wurde mir vorhergesagt, daß ich dort zwei Dinge sehen würde, bei deren ersten Anblick ich sehr vor der Größe erschrecken würde: Elche und Schlaglöcher. Schlaglöcher ... gigantisch. Elche ... bestimmt auch, doch nach gefühlten 175.000 "Vorsicht Elch"- Schildern habe ich nicht einen Einzigen gesehen:'(! Vermutlich habe ich meine einzige Chance leichtfertig vertan, als ich in der letzten Nacht im Zelt zu bequem war, um um 4.30 Uhr in das heftige Unwetter rauszugehen, obwohl ich direkt neben meinem Zelt lange etwas Großes deutlich habe grasen hören: zupf, zupf, schmatz, schmatz, schnaub...zwei Schritte weiter...zupf, zupf, schmatz, schmatz....mann, war ich neugierig...aber eben auch seeehr müde und antriebsarm. Wie dumm von mir!!!

In Deutschland ist es mit den Autos genau wie mit den Menschen: Die Schönsten werden am häufigsten fotografiert.

Was ich im Auto verpasst hätte

Die Erkenntnis Motorradfahren selbst in schlimmstem Regen und Kälte zu lieben.
Die herrlichen Düfte Südschwedens. 
Einmalige Kurven, weil in norwegischem Panorama.
Die wohlige Wärme, die einen durchströmt, wenn die Sonne rauskommt und auf den Rücken strahlt.
Den Adrenalinpegel, den man hinter einer Kurve erreicht, wenn auf der Ideallinie ein Quadratmeter dicken Splitts auftaucht und man widererwartend die verbleibenden freien 30 Zentimeter nahe der Schlucht neben einem trifft. Das Gleiche gilt natürlich auch für beharrlich säugende Mutterschafe oder LKW, die es mit der Spureinteilung nicht so genau nehmen.
And last but definitely not least:
Die Genugtuung mich nicht zu Heizgriffen habe beschwatzen lassen, da ich sie mir in keinem Moment gewünscht habe (@ Du weißt schon wer: ;-)) ... sind halt doch nur was für BMWfahrer, gell. Nee ernsthaft: Als ich nahe von Null Grad und durchnässt war, habe ich mir diese Eisenheizkissen in Handschuhe und Schuhe gesteckt (Geschenk von Ellen -DANKE!) und glaube, daß das mehr gebracht hat, als Heizgriffe, deren Wärme durch extrem kalten Fahrtwind und die dicken Handschuhe vermutlich kaum die Hände zu wärmen vermögen.

Gesammelte Daten

Ich habe sowohl den Hin- als auch den Rückweg bei GoogleMaps eingegeben. Dabei habe ich nur die Orte der jeweilig angesteuerten Tankstellen angegeben.
Leider habe ich es nicht geschafft beide Routen verschiedenfarblich auf einer Karte anzeigen zu lassen....dann hätte man schöner vergleichen können, was ich an der Strecke geändert habe, um schneller heimzukommen. In den Tabellen habe ich meinen jeweiligen Übernachtungsort eingetragen.

Route Nordkap - Mönchengladbach (hier klicken)



Tag 1 4'30" 359 km bis Hannover
Tag 2 10'00" 628 km bis Örkelljunga (S)
Tag 3 7'17" 306 km bis Brevik (S)
Tag 4 6'30" 351 km bis Gävle (S)
Tag 5 6'30“ 452 km bis Hörnea (S)
Tag 6 8'00“ 484 km bis Korpilombolo (S)
Tag 7 12'00“ 664 km bis Nordkap bzw. Skarsvag (N)

Route Mönchengladbach - Nordkap (hier klicken)


Tag 8 PAUSE
in Skarsvag (N)
Tag 9 10'00“ 567 km bis Munio (FIN)
Tag 10 8'40“ 606 km bis Djäkneboda (S)
Tag 11 9'10“ 634 km bis Sävja (S)
Tag 12 9'30“ 985 km bis Tappernoje (DK)
Tag 13 9'10“ 770 km bis Mönchengladbach


Auf folgender Karte findet Ihr die Dörfer, in denen ich genächtigt habe. Dabei habe ich allerdings Hin- und Rückreise auf einer Karte eingetragen, da das bei nur 11 Einträgen noch übersichtlich blieb.

Zeltplätze (hier klicken) 

Der Heimweg war übrigens viel kräfteschonender als der Hinweg, obwohl oder gerade weil ich mehr Kilometer pro Tag gemacht habe...denn das Fahren war an der Tour echt der einfachste Teil.

Verschleiß


Ich konnte vorher nicht einschätzen, was wie schnell verschleißt. 
Meine Reifen (Battlax BT45) haben die Tour gut durchgehalten. Der Hinterreifen ist deutlich runter, hätte aber noch gut was geschafft. Vorne ist sogar richtig viel Profil über. Laut Hersteller sollte er gerade bei nasser Fahrbahn einiges hermachen ... tut er wirklich: Starkregen, Gepäck, Schräglage, alles gleichzeitig - trotzdem voll supi.
Ich hatte einen Satz Bremsklötze für vorne mitgenommen in der festen Annahme zumindest diese tauschen zu müssen, da ich eigentlich nur vorne bremse...aber auch hier war und ist noch lange kein Austausch nötig.
Bei dem Öl habe ich mich in die andere Richtung vertan: Über drei Liter hat sie vernichtet. Ich  hatte nur zwei mit und mußte dann für über 25 €uro noch einen Liter nachkaufen.


Für Statistikliebhaber



Hinweg & Pause Rückweg Gesamt




Gefahren 3144 km 3562 km 6706 km
Getankt 153,5 Liter 216,78 Liter 370,28 Liter
Benzinverbrauch 4,88l/100km 6,08l/100km 5,48l/100km




Ausgaben in:


Deutschland 102,30 € 89,47 € 191,77 €
Dänemark 42,92 € 110,18 € 153,10 €
Schweden 174,56 € 230,23 € 404,79 €
Finnland 12,68 € 17,81 € 30,49 €
Norwegen 181,81 € 26,37 € 208,18 €





Oder anders gesehen*





Ausagaben für:


Benzin 269,33 € 351,53 € 620,86 €
Fähren 74,52 € 76,00 € 150,52 €
Lebensmittel 1,49 € 1,16 € 2,65 €
Unterkünfte 93,72 € 44,04 € 137,76 €
Sonstiges # 73,86 € 2,31 € 76,17 €












Gesamtkosten 512,92 € 474,04 € 987,96 €




























* = Ich habe gründlich nachgerechnet: Differenzen zwischen der oberen und unteren Aufstellung sind tatsächlich keine Fehler, sondern nur durch die Rundung der Beträge begründet ;-p

#  = Beinhaltet Nordkapeintritt, Ersatzteile und Ähnliches

Fotos


Ein Kreisverkehr ganz in Rosa (alle möglichen Steingewächse)...wer's mag.

Kaum aus der Stadt raus (Helsingborg), beginnt bereits die Idylle.


Hirsche und Rehe in einem riesigen Gehege.

Uuups...das sind Lamas.

So sieht hier fast jedes Gewässer aus - glasklar, herrlich kühl und zudem wohlschmeckend!

Ab dem Abend von Tag 3 fahre ich nur noch solche Straßen...schnurgerade und dementsprechend langweilig.

Meine Nachbarin auf dem Nachtplatz am Privatstrand von Tag 3 auf 4.

Aussicht an Tag 5

Alle paar Kilometer ist irgendein schönes Gewässer zu sehen.


Mittagspause an Tag 5 in Härnösand

Gesellschaft in obengenannter Pause.

Ich glaube das ist eine Skisprungschanze im Hintergrund.

Tag 5 endet auf einer kleinen Felszunge bei Hörnea.

Aussicht aus meinem Zelt an Tag 5.

Bis nachts um 1:00 Uhr hatte ich den Platz für mich :-)

Tag 6: Immer noch langweilige Straßen, aber göttliches Wetter!

Ende Tag 6 in Korpilombolo(FIN): Grober Asphalt verleitete mich dazu das Motorrad doch mal auf dem Seitenständer alleine zu lassen, da es so aussah, als könne er da nicht zur Seite wegbrechen...tat er auch nicht...er versank stattdessen innerhalb von drei Minuten mehrere Zentimeter im Asphalt. 


Tag 7: Wenige Stunden Sonne zum Fotografieren nutzen....herrlich hier!

Am Ende meiner Finnlanddurchquerung: Ein AACHENER...ist das schön!
Endlich darf ich durch Norwegen fahren!

Einfach nur herrlich!

Nun fahre ich an der Küste der Insel Magerøya (auf der das Nordkap liegt) entlang. Überaus kalt, naß und stürmisch...aber nach jeder Kurve ein neuer entschädigender Ausblick.



Zieleinlauf nach 6 1/2 Tagen...puhhh.

Sonnenuntergang, Nordlichter oder einfach nur blauer Himmel, wären auch nicht schlecht gewesen...aber ich bin ja anspruchslos und somit glücklich angekommen zu sein ...egal bei welchem Wetter.
Sooo viel Gepäck...mußte sonst auch in mein Zelt passen...was für ein Chaos...egal, Hauptsache warm und trocken.

Der Ausblick aus meiner Hütte.

Ohhh, mein armes Motorrad hat bis hierhin schon einiges mitmachen müssen.

Tag 9: Der Heimweg durch die Tundra...

...und durch die wunderschönen, kurvigen Schluchten.


Tag 9 endet dummerweise im mückenbesetzten Muonio. Perfekter Angelsee, aber ich bin zu fertig...sehr schade.




Überquerung des Nordpolarkreises auf dem Heimweg.
Mein Zeltausblick zwischen Tag 10 und Tag 11 und was für eine Ruhe - ohne Schnellstraße im Nacken!

Diese Spinne war neongrün...echt hübsch irgendwie, aber immer noch eine SPINNE!


Idealer Platz zum pausieren und kochen - ein sehr chic angelegter Rastpaltz in Tönnebro (Tag 11). Dazu strahlende Sonne, 22° Celsius und....
...wie üblich die falsche Kleidung.

Eine große recht zutrauliche Gänsefamilie als Gesellschaft zu Tisch.

Tag 11: Meine letzte Nacht im Zelt durfte ich in einem Wald in Sävja (Uppsala) verbringen.



Wieder mit anhänglichen Nachbarn.

Die dänische Hütte, auf die ich wirklich lieber verzichtet hätte.

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Elegante Schönheit

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