Der März ist schon halb rum, das Wetter hat uns bereits einen herrlichen
Vorgeschmack auf die startende Saison gegeben und mein Motorrad ruhte
noch im Winterschlaf. Da ich im Sommer eine große Norwegentour geplant
habe, wollte ich unbedingt noch bei repräsentativ niedrigen Temperaturen
Probefahrten absolvieren. Doch wie das so ist...mal ist Dieses und
Jenes wichtiger, dann hat einen die Pest oder ähnliches ein Weilchen
niedergestreckt und *schwups* sind die kalten Tage letztlich ohne viele
Schraubertage vorbei. Dementsprechend erfreut war ich über den
Wetterbericht für Samstag: 2 Grad. Optimale Testbedingungen. Also schnell die Maschine wachgeküsst und ab an die Planung. Ich hatte
bereits vor Monaten einen Schrauberkurs für diesen Tag im etwa eine
Stunde entfernten Oberhausen gebucht und wollte nun die Chance nutzen ,
mit dem Motorrad am späten Vormittag hin und abends wieder
zurückzufahren. Mein Kleidungssytem zur Wärmeerhaltung hatte ich seit
der letzten Norwegentour erneuert, sowie verändert und musste nun noch
herausfinden wo ich damit stehe. Fazit: In der Kältekammer. Aber ich
fange besser vorne an.
Es herrschten bereits bei Abfahrt leichte
Minustemperaturen. Außerdem war es von
unten und von oben nass, da es die Nacht und den ganzen Vormittag
weiter geschneit hatte und auch nicht aufhören wollte. Das war der
passende Moment für meinen Schweinhund sich auf der sinnbildlichen Couch
in meinem Hirn genüßlich auszubreiten. Ich wußte es würde fies werden.
Wenn ich in Oberhausen ankäme, wären da weder ein kuscheliges Bett noch
eine heiße Dusche, die auf mich warten, um mich zu trösten. Ich würde
fünf Stunden gebannt dem Schrauberkurs folgen und dann ganz sicher
bereuen, nicht mit dem beheizbaren Auto gekommen zu sein...mich wieder
in meine nassen Klamotten wickeln und in der Dunkelheit nach hause
bibbern.
Bähhh ...ich wollte das nicht...der Schnee blieb trotz der
leichten Minusgrade nicht liegen... das hieß ich musste damit rechnen,
daß spätestens bei der Heimfahrt das Schmelzwasser zugeeiste Strassen
bedingen würde.
Aber wie sagt man so schön: "Leben beginnt dort, wo Deine Komfortzone
endet." Ich habe den Vormittag über also im 15-Minutentakt mit meinem
inneren Schweinehund geschimpft und letztlich gegen ihn gewonnen. (Kennt
Ihr das... wenn Ihr einen Sieg erringt, es sich aber nicht danach
anfühlt ;-)) Nun denn: Ich montierte meine neue Navigationslösung,
brauchte eine halbe Ewigkeit, um all die Schichten an Kleidung anzulegen
und saß schließlich startbereit auf meinem Motorrad.
Meiner neuen Wind- und Regenhaube war ich so optimistisch begegnet, daß
ich keinen Schal oder Ähnliches mitgenommen hatte. Meine Herrn, war das
kalt...ich muss definitiv wieder meinen selbst genähten Fleeceschal mit
integriertem Brustschild darunter ziehen. Meine neuen Stiefel, die bis
minus 18 Grad warm halten sollen (ROFL), fühlten sich eher nach Flip-Flops an. Selbst nach fünf Stunden in der beheizten Garage hatte ich
immer wieder Krämpfe in dem einen oder anderen Fuß, weil sie einfach nicht
auftauen wollten. An den Händen hatte ich die mittlerweile rund fünf
Jahre alten Handschuhe (ThermoBoy Alaska glaube ich), die ich nach der
letzten kalten Tour schon wegwerfen wollte, weil ich bereits nach
wenigen Minuten beginne darin zu frieren und nach nicht mal einer Stunde
Fahrt waren meine Finger am Samstag alle taub. Nun muss ich gestehen es
waren auch wirklich widrige Wetterbedingungen. Das war also zu
erwarten. Ich habe vor Lenkerstulpen anzubringen, da ich viele
Rezensionen zu Winterhandschuhen gelesen habe und so wirklich
verläßlich (bei Sturm, Regen und Eis) scheinen selbst die richtig Teuren
nicht zu sein. Stulpen sind zwar hässlich und unpraktisch, greifen das
Problem aber an der Wurzel an. Abgesehen davon muss ich noch eine neue
Hose kaufen, da die Alte aufgrund von Abrieb an den Knien und Abgasführung an
der Wade Löcher hat.
Nach dem Kurs musste ich einsehen, wie ungünstig der so verlockende, überdachte Stellplatz war, den ich mir in Oberhausen für die BMW erwählt hatte...rund um das ganze Motorrad hatte sich nach fünf Stunden eine ein bis zwei Zentimeter dicke Eisschicht gebildet, auf der meine Füße kaum Halt fanden. Ich habe es tatsächlich geschafft die xCountry schön gerade da runter zu balancieren, doch Zuschauer hätten vermutlich nicht sagen können, ob ich sie halte oder sie mich.
Alles in allem war es ein guter Norwegentourtag in Miniatur. Denn dort oben
endet die Plackerei nie bereits nach einer Stunde und aufwärmen kann ich
mich auch nicht so schnell, wenn ich nur im Zelt schlafe und in einem
gletschergespeisten Fluss bade. Um genau zu sein gibt es an
der Westküste sogar selten genau dieses Wetter. Meist herrschen dank des
Golfstroms knapp über null Grad und dazu ein beständiger Regen.
Auf dem
Rückweg landete ich auch noch in einer Autobahnsperrung und dachte bei
Ansicht des Blaulichtmeeres erst: "Oh nein, nicht auch das noch!". Doch
dann wurde der ausbleibende Fahrtwind zur Wohltat und ich wärmte mich
bei mittlerweile minus 4 Grad ein wenig auf. Zuhause angekommen tat es mir um mein armes Motorrad aber sogar noch mehr leid, als um mich....Schneematsch und Streusalz :-(.
Meinem Tourstart in gut drei Monaten werden hier noch einige Planungsinfos vorangehen. Bis dahin erfreut Euch an der angesagten Rückkehr des Frühlings!